Dreifaches Happy End am Broadway Oberfrankens in Coburg
Autor: Jochen Berger
Coburg, Sonntag, 19. Januar 2020
Wie Gast-Regisseur Felix Seiler die Coburger Erstaufführung des Musicals "Otello darf nicht platzen" zum umjubelten Erfolg werden lässt.
Das Chaos ist perfekt. Das Opernhaus ist fast pleite - und der grandiose Einfall zur Rettung entpuppt sich als Reinfall. Denn der Star-Tenor, der mit seinem Gastspiel die Kasse klingeln lassen soll, ist versehentlich durch eine reichliche Dosis an Schlaftabletten kurz vor Beginn der Vorstellung außer Gefecht gesetzt.
Boulevard-Komödie wird Musical
Das Chaos ist perfekt am Landestheater Coburg - perfekt, weil das Chaos nur als Theater auf dem Theater stattfindet, wie in "Otello darf nicht Plätzen". Die erfolgreiche Boulevard-Komödie von Ken Ludwig ist jetzt mit lautstarkem Erfolg als Musical ins sanierungsbedürftige Haus am Schlossplatz zurück gekehrt.
Effektvoll in Szene gesetzt
Während sich draußen die Coburger Oberbürgermeister-Kandidaten geradezu inflationär vermehrt haben und der langsam in Gang gekommene Kommunalwahlkampf schon mit manchen (billigen) Theatereffekten aufwartet, zeigen die Profis, wie sich echter Theaterdonner in Szene setzen lässt.
Star des Abends
Der Assistent des Theatermachers, der bislang nur den Stichwortgeber und den Steigbügelhalter der echten Stars geben durfte, wittert plötzlich seine Chance, selber im Rampenlicht zu stehen. In Coburg spielt und singt Lean Fargel diesen Assistenten Max Garber als ebenso ehrgeizigen wie ängstlichen Möchtegern-Nachwuchsstar, der seine plötzlich sich bietende Chance nutzt und in der Maske von Otello zum Star des Abends wird.
Wunderbar komisch
Das erhöht natürlich seine Chancen bei Maggie Saunders (Veronika Hörmann), der Tochter des gleichmaßen verzweifelten wie von der Situation letztlich überforderten Impresarios Henry Saunders, dem Stephan Mertl couragiert singend ein wunderbar komisches Profil verleiht.
Stepptanz-Einalge
Dirk Mestmacher ist die perfekte Besetzung als Star-Tenor Tito Merelli, weil er dieser Figur genau das gibt, was das gesamte Musical vor allem braucht: klare Kontur, Präzision und perfektes Timing, eine flotte Stepptanz-Einlage am Ende inklusive.
Perfektes Timing
Denn davon lebt "Otello darf nicht platzen" auch in der Musical-Fassung - vom perfekten Timing bei den zahllosen Auf- und Abtritten. Klugerweise verzichtet Gast-Regisseur Felix Seiler auf jeden Umdeutungs-Ehrgeiz. Er belässt das Musical mit seinem Ausstatter Nikolaus Webern in den 30er Jahren, setzt auf Tempo und präzises Timing. Türen knallen, die Eifersucht bekommt überall dort reichlich Nahrung, wo Tito Merelli auftaucht.