Drei Coburger Radler auf dem Carson-Pass in den USA
Autor: Rainer Lutz
LKR Coburg, Donnerstag, 14. April 2016
Drei Freunde aus dem Coburger Land radeln 6000 Kilometer quer durch die Vereinigten Staaten.
Abenteuer zu erleben, nach dem Studium erst mal raus aus allem, das war das Ziel, das Basti Heimberger verfolgte. Seine Idee, mit dem Fahrrad in 90 Tagen 6000 Kilometer quer durch die USA zu touren, begeisterte auch seine Freunde Flo Sander und Albert Liebermann. Seit dem ersten April sind sie in den Staaten. Seit dem 4. auf Tour. An Erlebnissen mangelt es schon bisher nicht.
Wie es ihnen geht, das teilen sie den Daheimgebliebenen regelmäßig in einem Blog mit. Es gibt schon allerhand zu berichten. Selbst die Anreise verlief nicht für alle drei so ganz reibungslos. Ein bisschen Hektik auf dem Flughafen hier, ein kleines Verhör durch die Sicherheitsbehörden dort und eine am San Francisco International Airport vergessene Kamera - so etwas gehört wohl alles dazu, zu so einer Tour.
Immerhin klappte es mit der ersten Couchsurfing-Unterkunft. Die drei erkundeten die Stadt mit ihren Rädern, um schon mal ein bisschen warm zu werden, mit dem Radeln in den Staaten, lebten sich etwas ein und gingen dann am Montag, 4. April, hochmotiviert bei Kilometer 0 von 6000 an den Start in Richtung New York. Oder zumindest erst einmal Oakland und Clayton. Das freundliche Winken eines Kürbisfarmers nehmen sie als Einladung und dürfen glatt auf dem Hof ihr Zelt aufstellen. Bei Bier und Crackers auf der Terrasse klingt die erste Etappe nach 70 Kilometern, 792 Höhenmetern und vier Stunden reiner Fahrzeit aus.
Nicht alles ist schön
"Um 7 Uhr von der Sonne wach geküsst, alles zusammengepackt und anschließend ein wunderbares Frühstück von David und Sharon", notieren sie in ihren Reiseblog. Als sie gegen Mittag Stockton erreichen, lernen sie, dass auch Amerika nicht überall schön und freundlich sein muss. Sie beschreiben die Stadt als "unschönen Ort" und erwähnen "zwielichtige Gestalten". Selbst die Verkäuferin im Imbiss mahnt, auf ihre Räder aufzupassen. Später auf der Tour werden sie mehr dazu erfahren.Große - aber oft überfahrene - Schlangen auf der Straße erinnern daran, dass hier manches anders ist als in Deutschland. Doch auch ein weniger erfreulicher Tag nimmt sein Ende, und sie schlagen nach immerhin 130 Kilometern und sechs Stunden Fahrzeit am Camanche Lake ihr Zelt auf. Notiz: "Nach einem strapaziösen zweiten Tag war der Sprung in den durch die Dürre in Kalifornien stark abgesunkenen See das schönste Gefühl des Tages."
Als sie am Mittwoch auf die Räder steigen, liegt vor ihnen der 113 Kilometer lange Aufstieg zum Carson Pass. Die Kühle des Morgens hat schon um 10 Uhr einer drückenden Hitze von 35 Grad Platz gemacht. Bis Jackson werden fast alle erkämpften Höhenmeter immer wieder durch Abfahrten zunichte gemacht. Die drei erkennen, dass sie den Gipfel so nicht an einem Tag schaffen werden. Sie reduzieren ihren Anspruch und wollen nur bis Pine Grove radeln. Ein Ort auf 900 Metern Höhe, der an den Goldrausch erinnert und einen Campingplatz hat - der sich aber als geschlossen erweist.
Freundliche Camper
Ein paar Wohnmobil-Camper haben in der Nähe ihr Lager aufgeschlagen. Die Jungs wollen sich erkundigen, wo sie hin können. Zunächst sind die Leute etwas skeptisch. Doch dann werden die Radler freundlich aufgenommen und ans Lagerfeuer eingeladen. Als sie erzählen, dass sie in Stockton Pause gemacht haben, sind alle entsetzt: "Are you insane?" (Seid ihr verrückt?) Die Stadt hat die zweithöchste Kriminalitätsrate der USA.Eine Geste der Amerikaner bewegt die drei. Als Sie erfahren, dass Albert gerade Soldat ist, sind alle still. Sie stehen auf, geben ihm die Hand und sagen "Thank you for your service" (Danke für deinen Dienst). Etwas, das in Deutschland kaum vorstellbar wäre. Geschafft sind an diesem Abend 55 Kilometer, aber auch 1224 Höhenmeter.
Am Berg gibt es neue Namen
Nach Eiern und Speck geht es motiviert an die fehlenden 1700 Höhenmeter bis zum Pass. Mit jedem Meter Höhe sinkt die Temperatur. Es liegt noch Schnee neben der Straße. Nach 45 Kilometern, auf 2000 Metern über Null, hat der Pass noch einmal gewonnen. Sie übernachten und bewältigen den Carson Pass am Freitag.Weil Bastis an die 20 Jahre altes Damenrad, das ihn in Deutschland nie im Stich gelassen hat, in den USA von Kilometer 0 an, die ersten beiden der sieben Gänge gestrichen hat, kämpft er sich im Wiegetritt die Steigung hoch. Sein Fahrstil bringt ihm den anerkennenden Spitznamen "Bergschlange" ein. Anders Albert, er scheint am Berg erst so richtig aufzublühen, zieht den Kameraden ständig davon. Von nun an heißt er "Stahlwade". Flo? Für ihn bleibt es erstmal bei Flo.
Vom Pass geht es 40 Kilometer bergab. Das entschädigt ein wenig und lässt die Tagesetappe 118 Kilometer lang werden. Am Abend treffen sie bei Tyler in Carson City ein, dem nächsten Couch-Surfing-Anbieter. Ein "Cooler Typ", wie die Jungs notieren. Sie werden ihn noch brauchen.
Erster Rückschlag
Zuerst ist ein Rasttag angesagt. Klamotten waschen, einkaufen, erholen, das ist der Plan für den Samstag. Abends Kino und Casino, aber früh zu Bett. Schließlich geht es am Sonntag wieder auf die Straße. Allerdings nur kurz. Alberts auch schon etwas betagtes Fahrrad hat die Strapazen am Carson Pass wohl nicht so optimal überstanden. Es beginnt zu eiern. Nach sieben Kilometern ist klar, so kann er nicht weiter. Sie fahren zurück zu Tyler - der sie auch wieder aufnimmt. Alle Hoffnung richtet sich jetzt auf den Montag und einen Bike-Shop in Carson City. In Deutschland allerdings warten alle Freunde der drei Abenteurer auf einen neuen Eintrag in den Blog. Bisher ist nur so viel durchgedrungen: Alberts Rad ist inzwischen repariert und das Trio ist wieder auf der Strecke.Wer die Abenteuer der drei Radler mit verfolgen möchte, findet ihre Blog-Einträge im Netz unter www.6000km90tage.de.