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Doppelmord in Kronacher Asylunterkunft vor Gericht


Autor: Sandra Hackenberg

Coburg, Mittwoch, 22. Dezember 2021

Die Anklage lautet auf zweifachen Mord und Brandstiftung: Ein Marokkaner (34) soll erst seine Exfreundin und deren Tochter (2) erstochen, sich danach selbst angezündet haben.
An der Fassade der Asylunterkunft ist deutlich zu erkennen, wo sich die Tat am Pfingstsonntag ereignet haben soll. Es handelt sich um die Wohnung des Opfers und ihrer Tochter (2).


Wieso mussten eine junge Mutter (31) und ihre zweijährige Tochter auf brutale Weise am Pfingstsonntag in der Kronacher Asylunterkunft sterben? Mit dieser Frage wird sich das Landgericht Coburg im kommenden Jahr befassen.

Die Staatsanwaltschaft Coburg hat Klage gegen einen Marokkaner erhoben, der im dringenden Verdacht steht, im Mai erst seine Exfreundin und dann ihr Kind erstochen zu haben. "Die Staatsanwaltschaft geht von einem Femizid im Zusammenhang mit einer früheren Beziehung aus", teilt die Staatsanwaltschaft Coburg am Mittwoch mit. "Sie sieht einen dringenden Tatverdacht, dass der Angeschuldigte seine ehemalige Partnerin und deren Kind durch Messerstiche aus niedrigen Beweggründen getötet hat."

Der mutmaßliche Mörder soll sich über den Balkon im ersten Stock gewaltsam Zugang zum Wohnraum seiner Exfreundin aus Eritrea verschafft und sie sowie ihre zweijährige Tochter mit einem Messer attackiert haben. Die Anklage lautet auf zweifachen Mord und Brandstiftung. Mehrere Augenzeugen in der Unterkunft haben ausgesagt, dass sich der zum Tatzeitpunkt 34-Jährige im ersten Stock am offenen Fenster selbst angezündet hat, nachdem er seine ehemalige Lebensgefährtin und ihre Tochter erstochen hat.

Kinder mussten die Szene mit ansehen. Ersthelfer, darunter Bewohner der Unterkunft, haben daraufhin die Wohnungstür aufgebrochen und den mutmaßlichen Mörder quasi in letzter Sekunde gelöscht: Er überlebte mit schweren Verletzungen und sitzt seitdem in Untersuchungshaft.

Der brutale Tod einer jungen Frau und ihrer kleinen Tochter sorgte in der Region für Entsetzen - überraschend kam der mutmaßliche Doppelmord für die Bekannten des vermeintlichen Täters allerdings nicht. Viele Mitbewohner hatte Angst vor dem 34-Jährigen, der wiederholt durch Aggressionen aufgefallen sein soll. "Er ist ein gefährlicher Mann", sagte der Bewohner, der monatelang ein Zimmer mit dem Marokkaner geteilt hat.

Dass die Frau aufgrund von Streits und Eifersucht die Beziehung zu ihrem kurzzeitigen Partner beendet hatte, konnte dieser laut seinen Bekannten nicht akzeptieren. "Er hat sie verfolgt, belästigt und geschlagen." Das Opfer soll in den Wochen vor seinem Tod mehrmals Hilfe bei Polizei und Behörden gesucht hat - laut den Bewohnern vergebens. Dabei habe der 34-Jährige offen damit gedroht, seiner Exfreundin etwas anzutun.

Am Tattag soll er laut Augenzeugen mit einem Rucksack auf den Balkon im ersten Stock der Asylunterkunft geklettert und sich so Zugang zur Wohnung seiner Exfreundin verschafft haben. Wenige Minuten später - Mutter und Tochter waren da wohl schon tot - soll er sich in besagter Wohnung angezündet haben. "Er hat es immer wieder versucht sie zu töten. Und jetzt hat er es geschafft", sagte ein Nachbar damals, kurz nachdem die beiden Leichen im Wohnungsinneren entdeckt worden sind.

Eine durch die Staatsanwaltschaft Coburg angeordnete rechtsmedizinische Untersuchung ergab, dass das zweijährige Kind bereits durch Messerstiche tödliche Verletzungen erlitt. Die 31-Jährige erlitt ebenfalls eine tödliche Stichverletzung und starb nach Ausbruch des Brandes.

Der Fall wird im kommenden Jahr vor dem Coburger Schwurgericht verhandelt. Wann genau, steht laut Gericht noch nicht fest. Klar ist allerdings schon, dass es mehrere Verhandlungstage geben wird. Wie viele, hängt auch davon ab, ob und wie viele Stunden am Tag der Angeklagte verhandlungsfähig ist. Im Fall einer Verurteilung droht ihm lebenslange Haft.