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Donnergrollen weicht Premieren-Jubel: "Die drei Musketiere" in Coburg


Autor: Jochen Berger

Coburg, Sonntag, 06. Juni 2021

Wie das Landestheater Coburg allen äußeren Widrigkeiten zum Trotz mit der Premiere "Die drei Musketiere" einen umjubelten Auftakt der Sommerfestspiele im Hofgarten feiert.
Alle für einen und einer für alle: Szene aus "Die drei Musketiere" in der Inszenierung des Landestheaters Coburg zum Auftakt der Sommerfestspiele im HofgartenFoto: Sylvain Guillot


Donner, Blitz, heftiger Regen - auf diese meteorologische Ouvertüre wenige Stunden vor der Premiere der "Drei Musketiere" zum Auftakt der Sommerfestspiele im Hofgarten hätte Coburgs Intendant Bernhard F. Loges gerne verzichtet. Doch rechtzeitig vor Beginn klarte der Himmel dann doch auf und die Bühne konnte getrocknet werden für die kurzweilige Mantel-und Degen-Geschichte nach dem Roman von Alexandra Dumas mit ihren rasanten Fecht-Szenen.

Inszenierung

Coburgs Schauspieldirektor Matthias Straub weiß ganz genau, was Freiluft-Theater benötigt: Tempo, wirkungsvolle Auf- und Abtritte, unmissverständlich klare Zeichnung der Charaktere, die auch noch in den hintersten Reihen der Tribüne sicht- und hörbar bleibt. Das alles bietet seine Inszenierung ungeniert geradlinig an - immer wieder angereichert mit komödiantischen Elementen.

Bühne und Kostüme

Noch besser als bei der ersten Auflage 2019 ist in diesem Jahr die Bühne eingefügt in die vorhandene Umgebung mit Bäumen, Büschen und Herzog-Alfred-Brunnen. Raffiniert hat Robert Schrag die Architektur des Alfred-Brunnens durch täuschend ähnliche Bühnenelemente ergänzt. Carola Volles orientiert sich mit ihren farbenprächtigen Kostümen bewusst an filmischen Vorlagen. Ganz selbstverständlich helfen die Kostüme auch bei der unmissverständlichen Charakterisierung der Figuren. Die großen Bühnenaufbauten links und rechts als Villa oder Schloss sowie als Gaststätte bieten effektvolle Auftrittsmöglichkeiten. Und vor dem wiederum geschickt einbezogenen Brunnen bleibt reichlich Platz für große Fechtszenen

Kampfchoreographie

Der Mann für prächtig in Szene gesetzte Kampfchoreographien ist - wie schon bei "Robin Hood" im Jahr 2019 - Jean-Loup Fourure. In offenkundig akribischer Probenarbeit ist es ihm gelungen, Hauptdarsteller und die eifrig eingebezogene Statisterie bestens vorzubereiten. Auch ohne Stuntmen und die im Film genutzte Möglichkeit rasanter Schnitte bietet Fourures Choreographie temporeiche Action auf offener Bühne.

Bühnenfassung

Coburgs Schauspiel-Dramaturg Fabian Appelshäuser erweist sich mit seiner klar gegliederten Bühnenfassung des Romans von Alexandre Dumas als jederzeit versierter Drehbuchschreiber, der sich an einigen Stellen geschickte heutige Sprachspiele gönnt.

Bühnenmusik

Im gleichsam filmischen Regie-Konzept von Matthias Straub spielt die Bühnenmusik (Julius Trepl) durchgängig eine wichtige Rolle (Sounddesign: Oliver Henschel) . Sie läutet Auftritte effektvoll ein, akzentuiert Übergänge und hält die Abfolge der Szenen gut zusammen.

Darsteller

Nach langen Monaten der Bühnenzwangspause, die nur - unter Auflagen- Probenarbeit hinter verschlossenen Türen zuließ, demonstriert das Ensemble kaum zu bremsende Spielfreude. Das gilt für Frederik Leberle gleich in mehreren Rollen (darunter als finsterer Gegenspieler der Musketiere) ebenso wie für das Musketier-Trio Florian Graf (Athos), Nils Liebscher (Porthos) und Benjamin Hübner (Aramis) samt Nachwuchs-Musketier Lean Fargel (D"Artagnan). Auch das adelige Damen-Duo Eva Marianne Berger (als intrigante Lady de Winter) und Marina Schmitz (Anna von Österreich) darf in Fechtszenen brillieren. Spielfreudig agieren zudem ebenfalls gleich in mehreren Rollen Kerstin Hänel (Constance, Frau des Polizisten), Niklaus Scheibli (Capitaine de Treville/Boncieux/Wirt/Bischof) sowie Stephan Mertl (D"Artagnans Vater/Lord Buckingham/grobschlächtiger Mann). Reichlich Szenenapplaus gibt es auch für Leopold Schadt. Der aus dem Franken-"Tatort" bekannte Darsteller brilliert in einer Doppelrolle als Kardinal Richelieu und trotteliger Polizist.

Fazit

Nach langen Monaten ohne Live-Kultur sind diese "Drei Musketiere" die perfekte Wahl. Effektvoll, unterhaltsam und jederzeit mehrheitstauglich dürfte diese Inszenierung zum Quotenbringer der Sommerfestspiele werden - immer vorausgesetzt, Temperaturen und Inzidenzwerte durchkreuzen die Pläne der Theatermacher nicht doch noch.

Rund um "Die drei Musketiere" im Coburger Hofgarten

Theater-Tipp "Die drei Musketiere" - von Fabian Appelshäuser nach Alexandre Dumas - Freilichtbühne im Hofgarten, Termine aktuell jeweils auf www.landestheater-coburg.de

Hygiene-Regeln unter www.landestheater-coburg.de/hygiene

Produktionsteam

Inszenierung: Matthias Straub; Bühne: Robert Schrag; Kostüme: Carola Volles; Kampfchoreographie: Jean-Loup Fourure; Bühnenmusik: Julius Trepl; Dramaturgie: Fabian Appelshäuser

Kardinal Richelieu / Polizist Andreas Leopold Schadt

D'Artagnan: Lean Fargel

Athos: Florian Graf

Porthos/Hafenmeister: Nils Liebscher

Aramis: Benjamin Hübner

Lady de Winter: Eva Marianne Berger

Anna von Österreich/Dame: Marina Schmitz

König Louis XIII./Rochefort/Reisender: Frederik Leberle

Constance/Frau des Polizisten: Kerstin Hänel

Capitaine de Treville/Boncieux/Wirt/Bischof: Niklaus Scheibli

D'Artagnans Vater/Lord Buckingham/grobschlächtiger Mann: Stephan Mertl

Statisterie des Landestheaters Coburg