Dörfles-Esbach im Klammergriff
Autor: Lothar Weidner
Dörfles-Esbach, Freitag, 18. Oktober 2013
Wenn die 380-kV-Trasse kommt, befürchtet Bürgermeister Udo Döhler, dass Dörfles existenzielle Probleme bekommen wird.
Die Gemeinderäte haben bei ihrer Sitzung am Donnerstagabend die in der Planfeststellung befindliche 380-Kilovolt-Trasse kategorisch abgelehnt. In der umfangreichen Stellungnahme an die Regierung von Oberfranken steht, dass die Gemeinde durch die zahlreichen Verkehrsprojekte ICE, A 73 und Bundesstraße 4 bereits so stark belastet ist, dass sie zusätzliche Trassen nicht verkraften könne.
"Es werden den Menschen erhebliche Belastungen zugemutet - und das in der flächenmäßig zweitkleinsten Gemeinde des Landkreises", stellte Bürgermeister Udo Döhler (Unabhängiger Bürgerverein) frustriert fest. Dörfles-Esbach sei, wenn es um Infrastrukturprojekte gehe, die am meisten belastete Kommune des Landkreises Coburg.
Spätestens jetzt, mit der 380-kV-Trasse, werde die Dörfleser Bevölkerung in ihrer Entwicklung und der Wohnqualität immer mehr eingeschränkt.
Flächennutzungsplan beachten!
Die Gemeinde werde durch den Neubau in ihrer weiteren Planung existenziell behindert, so dass es so gut wie keine Entwicklungsmöglichkeiten mehr gebe. "Die noch verbleibenden Flächen gehen gegen null", sagte Döhler. Der Bürgermeister verwies auch auf den rechtskräftigen Flächennutzungsplan, der östlich der ICE-Neubaustrecke Teile der gewerblichen Bauflächen überspannt sowie den rechtsverbindlichen Bebauungsplan "Esbach Nordost" als Gewerbegebiet tangiert.
Schlecht für den Esbacher See
Zudem könne die vorgesehene Wohnbaufläche südlich der Kreisstraße CO 29 - östlich an die Wohnstraße anschließend - aufgrund der in weniger als 400 Meter entfernt vorgesehenen Leitung nicht entwickelt werden.Als Eigentümerin des Esbacher Sees verweist die Gemeinde zudem darauf, dass er als geschützter Landschaftsbestandteil ausgewiesen ist, Es stehe außer Frage, dass dieses Naherholungsgebiet, ebenso die Kulturlandschaft zur Rosenau und die Itzgrundauen, durch die fast 70 Meter hohen Masten beeinträchtigt werde. Deshalb drängt die Gemeinde weiter darauf, dass die Netzbetreiber vorhandene Höchstspannungsleitungen aufrüsten. Zudem erhebt die Gemeinde verfassungsrechtliche Bedenken gegen das Energieeinleitungsgesetz, da den Bürgern das Recht genommen wird, die Notwendigkeit der Leitung nachprüfen zu lassen.
Alles nur für die Braunkohle
Zudem bedrohe nach Ansicht der Gemeinde der überdimensionierte Netzausbau die Akzeptanz des weiteren Ausbaues der erneuerbaren Energien. Döhler verwies auf die "Jarass"-Studie, die besage, dass ein Netzausbau (eine weitere Leitung ist geplant) fast nur der gesicherten Einspeisung von Braunkohlestrom dienen soll.