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Dieb beim Klauen einer Kamera fotografiert


Autor: Rainer Lutz

Muggenbach, Mittwoch, 23. April 2014

Als er im Wald nahe Muggenbach eine Wildkamera mitgehen ließ, übersah der Dieb eine zweite Kamera, die ihn bei der Tat geknipst hat. Jetzt soll er die Beute zurückgeben, um einer Anzeige zu entgehen.
Helmut Krüg zeigt den Felsen, von dem die Wildbeobachtungskamera gestohlen wurde. Fotos: Rainer Lutz


Helmut Krüg ist traurig und vor allem enttäuscht. "Ich glaube halt immer an das Gute im Menschen", sagt er. Daher mag er fast nicht glauben, dass ihm jemand eine 600 Euro teure Kamera gestohlen hat, die der Naturschützer an einem Felsen nahe dem Hohen Stein bei Muggenbach installiert hatte. Was der Täter nicht weiß: Da gibt es noch eine Kamera. Die hat ihn beim Diebstahl fotografiert.
"Mit geht es vor allem darum, die Kamera wieder zu bekommen", betont Helmut Krüg. Fast noch wichtiger als das teure Gerät sind ihm Aufnahmen, die noch auf der Speicherkarte sind. Mit der Kamera dokumentiert Krüg, der Mitglied im Bund Naturschutz und dem Landesbund für Vogelschutz ist, welche Tierarten sich im Wald rund um die Tongruben bewegen.
Die Muggenbacher Tongruben sind ein Naturschutzgebiet von europäischer Bedeutung dort kommen Tier- und Pflanzenarten vor, die sonst kaum noch zu finden sind.

Einige Arten konnten bisher für Deutschland nur dort nachgewiesen werden. Das Schutzgebiet bildet eine Art Kristallisationskern für die Ansiedlung weiterer seltener Arten. Vorhandene breiten sich immer weiter aus. Das festzuhalten, hat sich Helmut Krüg zur Aufgabe gemacht.
Die Kamera, die tagsüber normale Digitalfotos schießt, nachts aber infrarot fotografiert, hat bereits wichtige Tierbewegungen festgehalten. Helmut Krüg appelliert an den Dieb, die Kamera einfach zurück zu bringen. Er würde dann darauf verzichten, die Bilder aus der Gegenkamera, die den Dieb zeigen, an die Polizei zu geben. Helmut Krüg baut auch auf das Gewissen des Täters und hat bereits gute Erfahrungen gemacht. "Mir wurden schon mal eine ganze Reihe von Schildern abgeschraubt und mitgenommen. Nach ein paar Tagen waren die dann plötzlich wieder da", berichtet er.
Zurzeit sollten nicht nur Diebe die Felsen um den Hohen Stein in Ruhe lassen, bittet Helmut Krüg. Der Uhu wurde dort bestätigt und scheint Vorbereitungen zu treffen für eine Brut. Die seltenen Riesen sind vor allem zu Beginn des Brutgeschäfts sehr scheu. Wenn sie aber längere Zeit vom Gelege verscheucht werden, dann kühlen die Eier aus und der wertvolle Nachwuchs ist verloren. Später, vor allem, wenn die Jungvögel geschlüpft sind, wird der Uhu notfalls seinen Nachwuchs auch gegen Eindringlinge wie den Menschen verteidigen. Was ein Vogel mit mehr als 175 Zentimetern Spannweite sicher tun kann.

Dem Dieb eine Chance

Sollte die größte heimische Eulenart wirklich am Hohen Stein brüten, wären es tolle und für den Naturschutz wertvolle Aufnahmen, sie bei der Aufzucht der Jungtiere zu fotografieren. Dazu müsste Helmut Krüg aber die Kamera wieder bekommen. Geschieht das nicht freiwillig, bleibt ihm nur der Weg zur Polizei, die anhand der Fotos den Täter ermitteln könnte. Ein Angebot, das wohl nicht viele Diebe bekommen.