Wie der junge Regisseur Philipp Westerbarkei aus Düsseldorf Wolfgang Amadeus Mozarts Oper "Die Zauberflöte" am Landestheater Coburg auf die Bühne bringt.
Groß der Andrang im historischen Haus am Schlossplatz, groß auch die Erwartungen bei der Eröffnungspremiere des neuen Intendanten im Landestheater Coburg. Mit seiner Entscheidung, die Neuinszenierung von Mozarts Zauberflöte einem Regie-Jüngling anzuvertrauen, hat Coburgs Neu-Prinzipal Bernhard F. Loges viel gewagt und am Ende einen weitgehend ungetrübten Premierenerfolg gewonnen. Nur Regisseur Philipp Westerbarkei kassiert beim recht ausdauernden Schlussbeifall bei der Verbeugung mit Ausstatterin Tatjana Ivschina einige Buhrufe.
Die Regie
Diese Buhrufe haben durchaus Gründe. Philipp Westerbarkei, Spielleiter an der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf, steht als Regisseur noch weitgehend am Anfang seiner Karriere. Mit seiner Coburger "Zauberflöte" beweist er vor allem, dass er sich von der Rezeptionsgeschichte dieses vielgespielten Werkes nicht einschüchtern lässt. Ganz im Gegenteil. Westerbarkei bringt das dramaturgisch heikle Werk verspielt und anspielungsreich auf die Bühne. Dabei demonstriert er, dass er Figuren effektvoll führen kann. Vor allem aber beweist er, dass er Massenszene geschickt arrangieren kann - gerne auch mit einem Hang zum Slapstick. Vom Konzept her freilich bleibt manches trotz eindringlicher Details vage oder widersprüchlich.
Bühne und Kostüme
Tatjana Ivschina, die erstmals in Coburg arbeitet, hat eine fantasievolle Ausstattung auf die fleißig rotierende Drehbühne gestellt - irgendwo zwischen Showbühne und Endzeit-Szenario. Die detailreichen Kostüme helfen bei der pointierten Charakterisierung der Figuren.
Die Besetzung
Das mit vielen jungen Stimmen neu formierte Ensemble beeindruckt am Premierenabend vor allem mit seiner intensiven Spielfreude und macht neugierig auf weitere Produktionen, auch wenn noch manche Wünsche offen bleiben. Unbestreitbar ein Gewinner des Abends ist der Bariton Marvin Zobel, dem als Papageno stimmlich wie darstellerisch ein Coburg-Einstand nach Maß gelingt. Bei Dimitra Kotidou als Königin der Nacht, Laura Incko als Pamina, Peter Aisher als Tamino und Bartosz Araszkiewicz als Sarastro entsteht bisweilen der Eindruck, als behindere die großen Erwartungen ein wenig die freie stimmliche Entfaltung. Manches bleibt mehr Versprechen als Erfüllung.
Die musikalische Leitung
Zu den Gewinnern des Abends zählt fraglos Coburgs junger Erster Kapellmeister Johannes Braun. Er lässt Mozarts "Zauberflöte" in kleiner Orchesterbesetzung musizieren, setzt auf Transparenz des Klangs, auf Klarheit der Linien und leuchtet die Partitur detailgenau aus. Vor allem aber beweist er genaues Gespür für den Puls von Mozarts Musik, baut Spannungsbögen intensiv auf und setzt klare Akzente.
Orchester und Chor
Das sehr agile Philharmonische Orchester beeindruckt immer wieder mit subtilen Farbmischungen zwischen Streichern und Bläsern, ohne die Solisten zu überdecken. Der Chor des Landestheaters, erstmals einstudiert vom neuen Chordirektor Mikko Sidoroff, beeindruckt durch Präzision im Gesang und Präsens im Spiel.
Der Applaus
Nach gelegentlichem Szenenapplaus ist der Beifall am Ende beachtlich ausdauernd und intensiv.