Druckartikel: Die Wölfe waren bissiger als der HSC

Die Wölfe waren bissiger als der HSC


Autor: Ralph Bilek

Rödental, Sonntag, 28. Oktober 2012

Die Spieler des Gastgebers in Rimpar waren im entscheidenden Moment hellwach. Die zweite Saisonniederlage der Coburger in der 3. Handball-Bundesliga Ost deckte auch einige Schwächen im Team von Trainer Horvat auf.
Tomas Riha bleibt hier hinter seinem Rimparer Gegner als Abwehrspieler.


von unserem Mitarbeiter Ralph Bilek

Coburg — Erst den Erstliga-Schlager zwischen Hamburg und Kiel im Fernsehen schauen, dann das Spitzenspiel der 3. Liga Ost zwischen den DJK Rimpar Wölfen und dem HSC 2000 Coburg auf verschiedenen Medien verfolgen - das war der Sport-samstag für viele Handballbegeisterte aus der Region. Behielt im Erstliga-Spitzenspiel noch der Gast die Oberhand, eroberte Rimpar in der 3. Liga Ost mit einem verdienten 28:26-Erfolg die Tabellenspitze.
Die Coburger müssen nun erst einmal mit der Verfolgerrolle zurechtkommen und weiterhin auf TW Raimonds Steins verzichten. Der Lette wird in der Vorrunde aufgrund von Bandscheibenproblemen wohl nicht mehr zum Einsatz kommen. Auch Johan Andersson braucht nach seiner Schulterverletzung noch Zeit, und nach neuesten Erkenntnissen droht nun doch noch eine Operation, wie eine aktuelle MRT gezeigt hat. Seine Rückkehr im nächsten Heimspiel gegen Aschersleben ist fraglicher denn je, wahrscheinlicher ist eine noch längere Pause.
"Die Mannschaft, die schlauer agiert, wird diese Partie gewinnen", prophezeite HSC-Coach Hrvoje Horvat eine Stunde vor dem Anpfiff der Partie. Damit meinte er, dass das Team, das bei allen Emotionen ruhiger bleibt, den Sieg davontragen würde. Ruhig war es schon 40 Minuten vor dem Anpfiff nicht mehr. Denn da begannen die Fans der Coburger sich einzusingen.

Ungebührlich nach der Partie war dann das Verhalten einiger der Coburger Anhänger, die nicht nur die Pressekonferenz lautstark störten, sondern auch eine anschließende Ehrung von Patrick und Pascal Sesselmann aus dem HSC-Fan-Kreis durch die Gastgeber nahezu unmöglich machte. Völlig zu Recht äußerte sich Wölfe-TW Max Brustmann: "Ich finde das unmöglich. Das sollte jemand unterbinden." Die beiden Coburger Brüder bekamen dann, leider erst, als sich die Halle bereits ziemlich gelehrt hatte, zwei T-Shirts überreicht.

Gastgeber gab den Ton an


Den Ton zu Beginn der Partie gaben ganz klar die Gastgeber an. Fast sechs Minuten dauerte es bis zum ersten Treffer des HSC. Da führten die Gastgeber 2:0, aber dann kamen erstmals die Krallen von HSC-TW "Howie" Martinsen an die Kugel. Den Gegenzug nutzten seine Vorderleute nach 10 Minuten zur ersten eigenen Führung (3:4). Im Gegensatz zum fast bedächtigen Spielaufbau der Coburger wirkten die Rimparer wie aufgedreht. Sie gingen kaum in ein geregeltes Positionsspiel. Ständig war irgendein Spieler auf eine andere Position unterwegs, was die HSC-Abwehr gehörig durcheinanderwirbelte. Aber was Rimpar kann, können wir auch, dachten sich die Coburger. Da tauchte plötzlich Mirza Cehajic am Kreis auf. Sebastian Roth traf von der rechten Rückraumposition. Auch beim HSC funktionierten die Positionswechsel. Aber belastend für die Coburger waren die zahlreichen Zeitstrafen, die auch mit dem druckvollen Tempohandball der Gastgeber zusammenhingen. Bereits nach 25 Minuten war Abwehrchef Tomas Riha mit zwei Zeitstrafen vorbelastet, eine davon aber zu Unrecht, da sein Gegenüber weggerutscht war, bevor es überhaupt zum ersten Kontakt kam. Es dauerte dann bis zum Halbzeitstand, bevor die maximalen Ein-Tore-Führungen ihr Ende fanden.
Die Rote Karte gegen Riha ließ dann bis zur 47. Minute auf sich warten, war aber auch nicht in Ordnung, da Rihas Gegenspieler vor dessen Foul einen Schrittfehler begangen hatte. Es war die entscheidende Phase der Partie. Beim 15:15 (37.) zuvor herrschte wieder Gleichstand, auch weil die Rimparer ihren zweiten Strafwurf nicht im HSC-Gehäuse unterbringen konnten. Immer noch wirkte das Coburger Spiel im Vergleich zu den aufgeheizten Gastgebern, bei denen Sebastian Kraus durch die eine oder andere Flugeinlage auffiel, nordisch unterkühlt. Aber eine eigene Führung - lange Fehlanzeige. Warum? Weil erst Sebastian Kirchner einen technischen Fehler fabrizierte und dann Dobardzijev zu überhastet abschloss. Nach 44 Minuten war es dann aber doch so weit, aber die 18:17-Führung der Coburger hatte nicht lange Bestand, weil man wieder einmal mit einem negativen Ergebnis aus einem Überzahlspiel kam - ein großes Manko des HSC in dieser Spielzeit. Drei Tore in Serie ließen die Gastgeber folgen.
Als Cehajic dann bei Überzahl und einem 22:20-Stand einen Strafwurf vergab, "nutzten" die Rimparer, angetrieben von ihrem TW ihr Unterzahlspiel zur ersten Drei-Tore-Führung überhaupt und ließen sich in den letzten fünf Minuten die erreichte Tabellenführung nicht mehr aus der Hand nehmen. Das lag aber auch daran, dass Coburg seine "Big Points" diesmal nicht machte, denn man hatte durchaus noch die Möglichkeiten zum Ausgleich. Am nächsten Wochenende bleibt für den HSC, wie für die meisten anderen Teams der Liga, Zeit zum Wundenlecken. Wegen der EM-Qualifikation der DHB-Auswahl ruht der Spielbetrieb.

Stimmen zum Spiel


HSC-Trainer Hrvoje Horvat: "Rimpar hat verdient gewonnen. Wir haben gerade in der Schlussphase der Partie unsere Chancen nicht konsequent genug genutzt. Da hat uns etwas die Konzentration gefehlt."
"Wölfe"-Trainer Jens Bürkle: "Davon haben wir die ganze Woche geträumt, und jetzt ist es wahr geworden. Meine Mannschaft hat eine disziplinierte und konzentrierte Leistung gezeigt, aber das heißt noch nichts."
HSC-Spielführer Ronny Göhl: "Das war erst der neunte Spieltag, es ist noch nichts verloren. In einer ausgeglichenen Partie haben wir zwei Tore zu wenig gemacht."
HSC-Vorstandssprecher Stefan Apfel: "Bei der Führung in der 45. Minute habe ich gedacht, dass es etwas werden könnte und das Spiel zu unseren Gunsten kippt. Wir haben dann aber ein paar Fehler zu viel gemacht."