Die "Windsbacher" verzaubern das Coburger Publikum
Autor: Gerhard Deutschmann
Coburg, Sonntag, 10. März 2013
Die "Windsbacher" gelten als einer der besten Knabenchöre Deutschlands. Warum das so ist, beweist ein gefeiertes Gastspiel in der Coburger Morizkirche.
Vor sieben Jahren waren sie zum letzten Male in Coburg zu Gast - damals noch unter ihrem langjährigen Leiter Karl-Friedrich Beringer. Vor einem Jahr hat sich bei den "Windsbachern" ein Dirigentenwechsel vollzogen.
Mit dem 1973 geborenen Martin Lehmann, aus dem Dresdner Kreuzchor hervorgegangen, ist ein in der Chorarbeit vielfach erfahrener Nachfolger gefunden worden, der in der Lage ist, den Chor in adäquater Weise weiter zu führen. Das unter dem Motto "Agnus Dei - Lamm Gottes" stehende Konzert bot Psalm-Motteten aus fünf Jahrhunderten, ergänzt durch Orgelwerke aus drei Jahrhunderten, die der Coburger Kirchenmusikdirektor Peter Stenglein virtuos darbot.
Lebhafter Beifall
Die famosen Leistungen der das ganze anspruchsvolle Programm auswendig beherrschenden jungen Sänger und ihres ausdrucksvoll gestaltenden Leiters wurden von den zahlreichen Besuchern mit lebhaftem Beifall und Standing
Eindringlich gestaltet
Mit sicherer Manual- wie Pedaltechnik und durchsichtigen Fugati spielte Peter Stenglein zu Beginn das vielteilige Präludium fis-Moll von Dietrich Buxtehude auf der Schuke-Orgel. Mit einem Sprung vom 17. ins 20. Jahrhundert begann das Chorprogramm. Eindringlich in homogenem Chorklang und mit leuchtenden Sopranen erklang das "Agnus Dei" aus der "Missa Cantate Domino" von Hans Melchior Brugk. Zurück in den Frühbarock ging es mit der doppelchörigen Motette "Aus der Tiefe ruf‘ ich" von Heinrich Schütz, bei der sorgfältige dynamische Gestaltung jedes Textabschnitts unter dem fast beschwörenden Dirigat Martin Lehm anns beeindruckte. Bis ins Letzte ausgefeilt erklangen auch die Motetten "Richte mich, Gott" von Mendelssohn und das "De profundis" des Frühklassikers Gluck, von dem geistliche Musik wenig bekannt ist.
Atempause für die Sänger
Ein Atemholen für die Sänger bedeutete der Orgelchoral Nr. 2 h-Moll von César Franck, in dessem vielgestaltigen Verlauf Peter Stenglein den reichen Registerschatz seines Instruments voll ausschöpfte und das gewichtige Werk überlegen zum Erklingen brachte. Zwei weitere Chorwerke aus dem späten 20. Jahrhundert mit höchst anspruchsvoller Harmonik wurden anschließend von den "Windsbachern" grandios bewältigt: das dissonanzenreiche "O vos omnes" von Javier Busto und das etwas "zahmere" "Miserere mei Deus" von Vytautas Miskinis. Der Männerchor allein sang klangvoll und homogen den Psalm 31 von Emanuel Vogt.
Virtuoses Pedalsolo
Lustige Variationen und ein virtuoses Pedalsolo erwarteten die Zuhörer in einem Werk von Jean Langlais, das Peter Stenglein wirkungsvoll wiedergab.
Es folgten chorisch die umfangreiche Motette "Mein Gott, warum hast du mich verlassen?" mit klangvollen Soli von Sopran, Bass und Tenor und die gekonnt gearbeitete Motette "Fürchte dich nicht" des Bach-Onkels Johann Christoph.
"Die Nacht ist kommen"
In großer romantischer Bandbreite mit kaum hörbarem Pianissimo-Schluss erklang "O Lamm Gottes" aus den letzten "Acht geistlichen Gesängen" op.138 von Max Reger. Hieraus stammte auch die nach begeistertem Beifall gewährte Zugabe: "Die Nacht ist kommen".