Die Sturzfluten vom Juni 2013 in Coburg sind unvergessen
Autor: Christoph Winter
Coburg, Donnerstag, 20. Sept. 2018
Durch die Aufnahme in ein Förderprogramm werden für Coburg Gutachten und Empfehlungen bei Sturzfluten erstellt und die Stadt dabei finanziell unterstützt.
Mit Überflutungen befasste sich der Bau- und Umweltsenat Coburg in seiner Sitzung am Mittwoch anlässlich des Punktes Sonderförderprogramm "kommunales Sturzfluten- und Risikomanagement". Dahinter verbergen sich Untersuchungen über die Folgen und Vorkehrungen bei heftigen, sintflutartigen Regenfällen.
Es geschieht am 8. Juni des Jahrs 2013: Über Coburg regnet es an diesem Nachmittag wie aus Eimern und Kübeln. Das Weichengereuth steht unter Wasser, dort fahren Kinder mit dem Schlauchboot und Luftmatratzen auf der überfluteten Straße; die Leopoldstraße hinunter wälzt sich ein fast knietiefes schlammiges Wildwasser; in Creidlitz ist die Hauptstraße fast knietief überflutet, eine Frau rettet die Feuerwehr in letzter Minute aus dem vollgelaufenen Keller; Bäche treten über ihre Ufer; Keller laufen voll; Geröll und Schlamm schwemmen auf Straßen und Wege. Nach etwa einer Stunde ist der Spuk vorbei, die Sonne scheint wieder, die Schäden bleiben zurück.
Aufnahme in Förderprogramm
Solche Starkregenereignisse sind in den vergangenen Jahren häufiger geworden. Die Staatsregierung will mit diesem Sonderprogramm Konzepte fördern, damit Städte und Gemeinden solchen Sturzfluten besser begegnen können und die Schäden geringer ausfallen. Der Bau- und Umweltsenat beauftragte die Stadtverwaltung am Mittwoch, sich in die Aufnahme in das Förderprogramm zu bemühen. Damit werden nur Gutachten und Handlungsempfehlungen erstellt und die Kommunen werden dabei mit drei Viertel der Kosten, maximal 150 000 Euro, unterstützt. Immerhin kostet solch ein Gutachten rund 200 000 Euro. Ziel des Konzeptes ist zunächst der alleinige Kenntnisgewinn.
Die Referentenrunde der Stadtverwaltung diskutierte die Angelegenheit bereits im Februar. Weil nur Risiko-Gebiete definiert würden, aber kein wirklicher Schutz vor Sturzfluten entstehe, sah man die Sache skeptisch. Petra Schneider (SPD) stellte am Mittwoch in der Sitzung des Bau- und Umweltsenats die Sinnfrage nach solch reiner Ursachenforschung. "Nur erklärt zu bekommen, was ein Starkregen ist, reicht nicht." Nach den Worten von Stadtplaner Karl Baier sind Creidlitz, die B 4 im Weichengereuth und der Hofgarten und in der Folge die Leopoldstraße bei Starkregen die neuralgischen Punkte in Coburg. Genau diese Stellen wollte Petra Schneider untersucht haben. Allgemeinplätze lehnte sie ab und stimmte folglich dagegen. Währenddessen waren sich Wolfgang Weiß (Bündnis 90/Die Grünen), Max Beyersdorf (CSU), Andreas Gering (SPD) und Hans-Heinrich-Ulmann (CSB) einig, dass angesichts des Klimawandels sintflutartige Regenfälle häufiger werden und die Stadt vorbereitet sein müsse.
Nicht Sanierung, sondern Neubau
In der Rodacher Straße gibt es vor der Einmündung in den Röstenweg eine Brücke über die Lauter. Tatsächlich fällt das Sandsteingewölbe den Autofahrern kaum auf. Die Brücke, die vermutlich um 1800 gebaut wurde, weist umfangreiche Schäden auf. Auf der vierstufigen Bewertungsskala für Brücken haben die Bögen des Sandsteingewölbes die Note 3,5 (ungenügend) erhalten, die in der jüngeren Vergangenheit darauf gelegte Stahlbetonplatte zur Verbreiterung der Fahrbahn wurde mit 2,8 (ausreichend) bewertet. Das bedeutet, die Standsicherheit ist nicht mehr gegeben. Neben den Bauschäden ist der Abfluss von Hochwasser nicht gewährleistet, so dass die Brücke für insgesamt knapp 1,2 Millionen Euro neu gebaut wird. 800 000 Euro beträgt der Kostenanteil der Stadt, den Rest übernimmt wegen des Hochwasserschutzes das staatliche Wasserwirtschaftsamt. Sieben Monate - solange dauern die Bauarbeiten - wird die Rodacher Straße im nächsten Jahr ganz gesperrt sein. Für Fußgänger wird ein Behelfssteg errichtet. Der Fahrverkehr wird über die Callenberger Straße umgeleitet.
Der Bau- und Umweltsenat stimmte am Mittwoch dem Vorhaben zu. Bereits im November vor zwei Jahren hatten sich der Bau- sowie der Finanzsenat mit der Brücke beschäftigt. Wegen des nicht ausreichend stabilen Untergrundes empfiehlt ein Gutachten die Gründung der neuen Brücke auf Bohrpfählen, die mindestens fünf Meter in die Tiefe reichen und einen Durchmesser von 60 Zentimeter haben müssen. Unter der neuen Brücke wird die Lauter "geteilt", die Sohle des Lauter-Flutkanals wird tiefer gelegt und eine Uferstützwand unterhalb der Brücke gebaut. So kann mehr Wasser abfließen.
Über diese Brücke fahren täglich rund 11 000 Fahrzeuge, etwas mehr als 500 davon sind schwere Lkw. Eigentlich wollte die Stadt die Brücke in der Rodacher Straße schon eher austauschen und hatte insgeheim auf die Fertigstellung der neuen Staatsstraße von Neuses in Richtung Bad Rodach gehofft. Das hätte die Umleitungsstrecke durch die Callenberger Straße entlastet.