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Die Seßlacher feiern ganz sicher


Autor: Berthold Köhler

Seßlach, Dienstag, 09. Oktober 2012

Neue Sicherheitsvorschriften haben Organisatorin Silvia Tauss vor gewaltige Probleme gestellt. Besonders auf den Parkplätzen könnten aber auch die Besucher dem Veranstalter das Leben erleichtern.
Auch das gehört dazu: Ulrich Bosecker und Silvia Tauss sprechen die Ausschilderung der Parkplätze rund um die Altstadt ab. Foto: Berthold Köhler


Seit 28 Jahren mischt Silvia Tauss bei der Organisation mit, wenn das Altstadtfest gefeiert wird. Aber so etwas wie heuer - das hat die Geschäftsführerin beim Arbeitskreis Tourismus noch nicht erlebt. "Alles ein bisschen anders", sagt Tauss durchaus leicht genervt, während sie mit Ulrich Bosecker von der Polizei noch einmal Parkzonen und Fluchtwege rund um die Altstadt durchgeht. Seit dem verheerenden Brand an Pfingsten in der Coburger Innenstadt schauen die Genehmigungsbehörden nämlich ganz besonders scharf auf die Sicherheitsaspekte bei Großveranstaltungen wie dem Altstadtfest.

Wobei: Ein bisschen Ordnung darf es schon sein, bei so einer aufwändigen Veranstaltung. Zumindest, wenn es ums Parken geht.

Bernd Eiermann vom städtischen Bauhof jedenfalls muss nicht lange überlegen, wenn er danach gefragt wird, was ihn beim Altstadtfest am meisten auf die Nerven geht: "Dass sich viele Autofahrer überhaupt nicht an die Verkehrszeichen halten." Insbesondere rund um die Parkplätze herum gehe es manchmal drunter und drüber. Da kann Eiermanns Kollege Bernd Schmuhl nur zustimmend nicken: "Wenn man da nicht aufpasst, fahren sie einem noch über die Füße."

Für das Team des Stadtbau hofes herrscht in der Zeit rund um das Altstadtfest immer Ausnahmezustand. Zahlreiche Buden und Überdachungen müssen aufgestellt, darüber hinaus massenhaft Parkplätze rund um die Altstadt ausgewiesen werden. Eine Woche dauern die Vorbereitungen, der Abbau "eigentlich fast genau so lang", sagt Schmuhl. Sogar ein paar Ferienjobber werden jedes Jahr von der Stadtverwaltung ausschließlich für die Vorbereitungen eingestellt. Ein Besuch auf dem Fest ist für die beiden Seßlacher Schmuhl und Eiermann natürlich Pflicht, wobei beide den Samstag als schöneren der beiden Festtage empfinden. Bernd Eiermann verrät auswärtigen Gästen sogar einen Geheimtipp: "Beim Probeschluck am Brauhaus sollte man auf jeden Fall vorbeischauen."

Flohmarkt auch auf der Wiese


Im Büro von Silvia Tauss war bis Freitagnachmittag der Teufel los. Die neuen Sicherheitsrichtlinien haben ihr nämlich die bewährten Planungen für den großen Flohmarkt ein bisschen über den Haufen geworfen. Weil neue Fluchtwege und Zufahrten freigehalten werden müssen, hat die Chef-Organisatorin 90 der begehrten 200 Flohmarkt-Plätze von der Altstadt an eine Wiese vor der Stadtmauer verlegen müssen.

Erste Ansprechpartner, wenn es um die Sicherheit geht, sind für Silvia Tauss die Ehrenamtlichen der Feuerwehr und Ulrich Bosecker, der Fachmann für Verkehrssicherheit der Coburger Polizei. Für Bosecker und seine Kollegen wird es ein stressiges Wochenende, weil zeitgleich zum Seßlacher Altstadtfest auch die Konzerte auf dem Coburger Schlossplatz stattfinden. Dass nach dem Großbrand in Coburg mehr auf die Sicherheit geachtet wird, kommt für Bosecker nicht überraschend: "Die Feste werden immer größer. Da darf man aber nicht erst reagieren, wenn schon etwas passiert ist." Um den Altstadtfest-Stau wenigstens ein bisschen in den Griff zu bekommen, werden heuer sogar die Coburger Verkehrskadetten nach Seßlach beordert.

Weniger Platz und mehr organisatorischer Aufwand bringen natürlich auch höhere Kosten mit sich. Diese trägt in Seßlach der Arbeitskreis Tourismus als Veranstalter der Altstadtfestes. Aber auch er hat nur ein begrenztes Budget, so dass diese Kosten über kurz oder lang an die gewerblichen Anbieter beim größten Fest des Jahres weitergegeben werden. "Die sind natürlich nicht glücklich, wenn sie so etwas hören", erzählt die Arbeitskreis-Geschäftsführerin. Von einer Abkehr der bewährten Regelung - "Freier Eintritt zu allen Veranstaltungen" - ist derzeit aber noch nicht die Rede.