Die Scorpions und ihre nächtliche Flucht aus Coburg
Autor: Oliver Schmidt
Coburg, Samstag, 22. August 2015
Die fast zweistündige Show der Altrocker auf dem Schlossplatz war klasse - doch hinter den Kulissen spielte sich auch noch so einiges ab.
"Rock You Like A Hurricane" - die letzten Töne der letzten Zugabe waren am Freitagabend kaum verklungen, da hatten es die fünf Bandmitglieder der Scorpions ebenfalls eilig wie ein Hurrikan: Direkt neben der Bühne warteten bereits fünf schwarze Limousinen mit Ingolstädter Kennzeichen.
Mit Polizei-Eskorte
"Ja, es stimmt", bestätigte Gaby Heyder vom für das Open-Air-Konzert zuständigen Veranstaltungsservice Bamberg, "sie haben sich gar nicht erst umgezogen oder frisch gemacht, sondern sind gleich rein in die Autos." Mit Polizei-Eskorte ging es dann so schnell wie möglich raus aus der Coburger Innenstadt in Richtung Hannover beziehungsweise Frankfurt.
Limousinen in der Long-Version
Auf den ersten Blick sorgte diese Abreise, die ja eher wie eine Flucht aussah, etwas befremdlich: Immerhin war seit vielen Monaten geplant, dass die Scorpions die Nacht in einem edlen Hotel in Bamberg verbringen. Relativ spontan, so war zu hören, hätten sich die Musiker von Weltruhm dann aber anders entschieden und die besagten Limousinen - und zwar ausdrücklich in der Long-Version - geordert: Zwei Limousinen, und zwar die für Sänger Klaus Meine sowie Gitarrist Rudolf Schenker, düsten direkt in deren Heimatstadt Hannover. Die drei anderen Bandmitglieder wurden in ein Nobelhotel in Frankfurt am Main gebracht.
Endlich wieder bei der Familie
Auf den zweiten Blick hatte aber allen voran Gaby Heyder durchaus Verständnis für diese Extrawünsche. "Die Jungs sind gerade erst von einer langen Tour durch Asien zurückgekommen und sind bestimmt auch froh, jetzt mal wieder in Deutschland und somit auch in der Nähe ihrer Familien zu sein." Sprich: Für einen Veranstalter mögen solche kurzfristigen Änderungen durchaus anstrengend sein - aber weil letztlich das ganze Business anstrengend ist, wird so etwas recht locker in kauf genommen.
Hubert von Goisern und das einfache Duschzimmer
Apropos locker: Gaby Heyder plauderte dann auch noch etwas aus dem Nähkästchen, was Hubert von Goisern betrifft. Der österreichische Sänger, der am Donnerstag zusammen mit Band und Crew gemeinsam in einem großen Bus an- und abgereist war, hatte sich für den Nachmittag vor seinem Konzert ein Tageszimmer gewünscht, in dem er sich - etwa zwei Stunden - noch etwas ausruhen und frisch machen kann. Der Veranstaltungsservice hatte daraufhin ein Zimmer in Coburgs bestem Hotel am Platze gebucht. Doch als Hubert von Goisern am Schlossplatz eingetroffen war und erfuhr, wie weit entfernt besagtes Hotel liegt, traf er die Entscheidung, dieses Zimmer nicht aufzusuchen. "Er ist dann in das Zimmer eines benachbarten Gasthauses gegangen, dass wir eigentlich nur als sogenanntes Duschzimmer für unsere Mitarbeiter reserviert hatten", erzählt Gaby Heyder und muss angesichts der Tatsache, dass Hubert von Goisern völlig zufrieden mit diesem ganz einfachen Zimmer war, schmunzeln: "Ja, so unterschiedlich können die Musiker sein, die bei uns auftreten!"