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Die Robinien am Coburger Schlossplatz müssen weg


Autor: Katja Nauer

Coburg, Donnerstag, 20. November 2014

Kommende Woche fällt das Grünflächenamt vier Bäume in der Grafengasse. Auch im Bereich des Mausoleums am Hofgarten müssen Bäume weichen.
Bernhard Ledermann (links) und Stephan Just zeigen den Altbaumbestand in der Grafengasse. Dort sollen kommende Woche als erstes die Robinien geschlagen werden. Foto: Katja Nauer


Bernhard Ledermann deutet auf eine augenscheinlich gesunde Buche, links des Weges direkt vor dem Mausoleum im Hofgarten. Erst wenn man um den geschätzt 80 Jahre alten Baum herumgeht, erkennt man, warum dieser vom Grünflächenamt für die Fällung vorgesehen ist: Die Rinde hat starke Risse, in einem Spalt verschwindet die Hand des Amtsleiters. Mit einem dünnen Ast misst Ledermann die Tiefe: "Das sind rund 40 Zentimeter. Der Baum ist fast gänzlich hohl." Diagnose: akute Fäulnis im Wurzelbereich.


Staatliche Traubeneiche

Die Buche steht gegenüber einer stattlichen Traubeneiche, die als Nummer 33 in der vom Grünflächenamt herausgegebenen Broschüre markanter Bäume eingezeichnet ist. "Diese Eiche ist locker über 200 Jahre, wahrscheinlich sogar mehr als 300 Jahre alt", informiert Ledermann. Sie hat einen Umfang von fünf Metern, ist stark und gesund.

Sie bleibt stehen, genau wie ihr Nachbar, ein panaschierter Bergahorn, von dem es in Coburg nur drei Exemplare gibt und der nicht einmal in der Broschüre verzeichnet ist.


Verpilzt und komplett verfault

Die Buche allerdings muss weichen: Sie könnte bei starkem Wind umfallen und, weil sie so nah am Mausoleum steht, Passanten und Kindergartenkinder gefährden. Am Kindergarten in der Leopoldstraße wurde erst kürzlich eine Buche gefällt, die verpilzt und komplett verfault war. "Einen ähnlichen Zustand haben wir auch bei diesem Exemplar hier", so Ledermann.


"Nicht mehr standsicher"

Unterhalb des Mausoleums wächst ein Ahorn schräg in den Himmel. "Er ist nicht mehr standsicher, was sein Wurzelwerk angeht", erklärt Stephan Just, der beim Grünflächenamt für die Forst- und Baumpflege zuständig ist. Auch dieser Baum wird gefällt, ebenso wie zwei Fichten direkt an der Straße im Probstgrund, die von der Rotfäule befallen sind.


Coburgs grüne Lunge

Der Hofgarten, von Herzog Ernst I. in einen englischen Landschaftspark umgestaltet, ist beliebtes Naherholungsgebiet. "Er ist die grüne Lunge Coburgs", sagt eine Frau, die zufällig mit ihren beiden Hunden vorbeikommt. Natürlich sei es schade um jeden Baum, der gefällt werde, sagt sie, aber sie kenne nicht die Gründe dafür. Genau diese möchte Ledermann den Coburgern erläutern: Einmal im Jahr werden die Bäume im Hofgarten genau inspiziert. "Stichprobenartig sind wir natürlich öfters unterwegs."


Zahlreiche Bäume unter Beobachtung

Im Jahr 2000 wurde das Parkpflegewerk erstellt. Ziel sei es, die Standorte der Gehölze, ihre Strukturen und ihre Behandlung zu erfassen. Neben der Pflege der älteren Bäume werden auch kleinere Partien herausgenommen, um Jungbäume so zu fördern, dass sie rasch heranwachsen und stabile Stämme bilden. Wo die Stand- und Bruchsicherheit nicht mehr gewährleistet ist oder sich herausstellt, dass Bäume durch den Sturm Kyrill 2005 doch dauerhaft geschädigt wurden, gilt es zu handeln und sie zu entfernen. "Wir haben zahlreiche Bäume unter Beobachtung", sagt Ledermann. Diejenigen, die Bruträume für Vögel, Fledermäuse und Eichhörnchen bieten oder den geschützten Eremitenkäfer beherbergen, bleiben vorerst stehen.


Seit 2010 hat das Grünflächenamt zahlreiche Flächen im Hofgarten bearbeitet. Den Abschluss bildet von Ende November an für zirka 14 Tage das untere Veilchental bis hin zum Diakonisch Sozialen Zentrum.


Pyramideneiche und Kastanien bleiben stehen


Im Zuge der Sanierung des Theaterplatzes werden auch am Saum des Schlossplatzes zur Grafengasse hin Bäume fallen. "Die Pyramideneiche und die Kastanien bleiben stehen", sagt Ledermann. Zwar sei die Eiche vom Pilz befallen, aber hinreichend stabil. Am Melchior-Franck-Denkmal wachsen vier Robinien teilweise sehr eng aneinander. "Sie bereiten bezüglich der Bruchsicherheit Probleme", sagt der Experte.


Kommende Woche, noch während der Bürglaß geschlossen ist, werden die Robinien entfernt. Ledermann rechnet aber höchstens mit einer halbseitigen Sperrung der Straße.