Die Prischepenko und ihr Wunderkind
Autor: Gerhard Deutschmann
Seßlach, Sonntag, 27. Juli 2014
Mit einer gut besuchten Open-Air-Gala unter dem Motto "Junge Klassik in der Altstadt" wurde das von Oleg Dynov und Alla Schatz zum 11. Male veranstaltete Internationale Jugend-Musikfestival im Rodachtal auf dem Seßlacher Marktplatz umjubelt beendet.
Noch einmal musizierten am Samstag mehrere Instrumental- und Vokalsolisten verschiedener Herkunft mit dem Jungen Sinfonieorchester Berlin, bevor ein Bandurentrio mit ukrainischen Volksliedern den beschwingten folkloristischen Abschluss bot.
Er ist schon ein Phänomen, der erst zehnjährige Geiger Leo Nasseh Kateb, Sohn der berühmten Geigerin Natalia Prischepenko vom Artemis-Quartett. Mit erstaunlicher Souveränität und geigerischer Brillanz bot er die beiden Konzerte "Sommer" und "Winter" aus "Die vier Jahreszeiten" op. 8 von Antonio Vivaldi und erntete Beifallsstürme. Noch darf man ihn wohl als "Wunderkind" bezeichnen.
Gleich darauf durfte er auch noch ein anspruchsvolles Werk zusammen mit seiner Mutter interpretieren, das Doppelkonzert d-Moll BWV 1043 von Johann Sebastian Bach - mit allen drei Sätzen. Man hörte ausdrucksvolles Wechselspiel beider Stimmen, wobei der begabte Knabe im besten Sinne mit der Mutter wetteiferte.
Den zweiten Konzertteil bestritten am Anfang drei junge Sopranistinnen im Alter von erst acht, fünfzehn und achtzehn Jahren (alle aus Coburg). Sie hatten sich drei Arien aus drei Opern von Wolfgang Amadeus Mozart vorgenommen. Den Anfang machte die kleine Laetitzia-Sophie Herdin mit der Arie der Bastienne, die sie beherzt mit hübscher, sauberer Kinderstimme wiedergab. Eva Oster hatte sich die Arie der Susanne aus dem 3. Akt des "Figaro" vorgenommen und sang sie mit klarer, gut sitzender Stimme.
Selina Schreiner mühelos
Die anspruchsvolle Arie der Pamina aus der "Zauberflöte" brachte die schon sängerisch fortgeschrittene und mit Tremolo sowie müheloser Höhe aufwartende Selina Schreiner zum Vortrag. Selina Schreiner hat eben ihr Abitur am Gymnasium Albertinum abgelegt und geht zum Musical-Studium nach München.
Ukrainische Folklore bot zum Abschluss das sympathische Bandurentrio Darina Rybtschinska, Olena Ses und Julia Pristupa in klangvollem Spiel und gleichzeitigem sauberen Gesang, mal ausgelassen, mal besinnlich und auch das "Ave Maria" von Bach/Gounod nicht verschmähend.
Gegen Ende gesellte sich noch das Junge Sinfonieorchester Berlin hinzu, um mit dem Bandurentrio unter dem temperamentvollen Gastdirigenten Olexsandr Shevchuk ein feuriges Potpourrie ukrainischer Folklore in wirkungsvollem Arrangement anzustimmen.
Mit viel Beifall, Abschiedsworten und Geschenken ging der erlebnisreiche Abend und damit auch das heurige Jugend-Musikfestival zu Ende. Auf eine Fortsetzung im nächsten Jahr darf gehofft werden.