Die Natur mit den Füßen fühlen: Barfußlaufen im Callenberger Forst
Autor: Daniela Pondelicek
LKR Coburg, Dienstag, 15. Mai 2018
Allmählich kommt der Trend auch im Coburger Land an: Barfußlaufen und dabei die Sinne schärfen. Eine VHS-Gruppe hat es ausprobiert.
Unhygienisch, ungesund und gefährlich - das denken die meisten über Barfußlaufen in der Natur. Dass das aber nur Mythen sind, die sich hartnäckig halten, möchte Monika Bug mit ihrem VHS-Kurs beweisen: Zwei Stunden führt sie durch den Callenberger Forst und zeigt, wie man barfuß in freier Natur mit kleinen Tricks und Übungen die Fußgesundheit verbessern kann.
Monika Bug ist das Barfußlaufen seit 2001 ein wichtiges Anliegen. "Damals habe ich an der Medauschule Damengymnastik unterrichtet", erzählt sie. Mit ihrer Gruppe habe sie dann erste Ausflüge in den Callenberger Forst gemacht. Im letzten Jahr habe sie dann den ersten VHS-Kurs gegeben. "Unsere Füße leisten jeden Tag unheimlich viel, denn sie tragen uns von klein auf meilenweit", erklärt sie.
Schuhe machen Probleme
Trotzdem verändere sich der Gang im Laufe des Lebens: "Kinder laufen von Natur aus vorne auf den Ballen, durch unser Schuhwerk werden wir aber dazu gezwungen, wieder mehr auf der Ferse zu gehen." Das bringe allerdings Probleme mit sich. "Die Ferse wird breiter und die Zehenmuskulatur wird nicht mehr gefördert", erklärt sie. Letzteres könne sogar zu Fehlbildungen führen. "Regelmäßiges Barfußlaufen kann dem vorbeugen, denn dadurch werden die Zehen wieder mehr beansprucht", erklärt sie.Neben dem gesundheitlichen Aspekt habe das Barfußlaufen noch weitere Vorteile. "Mir ist bei den Wanderungen vor allen Dingen wichtig, die Wahrnehmung wieder zu schärfen", sagt Monika Bug. Sie wolle, dass die Teilnehmer die Natur mit ihren Füßen fühlen. "Wenn wir barfuß laufen, spüren wir wieder die Verbundenheit zur Erde - Schuhe machen uns dafür blind", erklärt sie.
Massieren und kitzeln
Und auf dem Weg durch den Callenberger Forst gibt es für die Füße viel zu fühlen: Mulch und Steinchen massieren den Fuß, während Sand, Erde und Grashalme die Fußsohlen sanft kitzeln. Die Wahrnehmung lasse sich beim Laufen zusätzlich schärfen: "Ein Teilstück der Strecke legen wir mit geschlossenen Augen zurück, denn da blendet man alle anderen Eindrücke aus und kann sich ganz auf das konzentrieren, was man mit den Füßen spürt", erklärt sie. Bei kurzen Pausen wird die Fußmuskulatur zusätzlich bei kleinen Übungen angeregt. "Stellt man sich auf zwei Tennisbälle, beansprucht man punktuell die Muskeln des Fußes", erklärt sie. Mit einer Faszienrolle erziele man einen ähnlichen Effekt, nur sei die Förderung der Muskulatur nicht punktuell, sondern erstrecke sich über den ganzen Fuß. Auch die Stationen des Fitnesspfades können als Hilfsmittel dienen: "Balanciert man barfuß auf dem Stamm, verbessert man seine Trittfestigkeit."Jede Barfußwanderung sei für sie Entspannung und sie freue sich, wenn sie die Erfahrungen weitergeben könne. "Nur würde ich mir wünschen, dass noch mehr Leute mitmachen würden - schließlich haben sich Barfußwanderungen in Großstädten wie Berlin schon lange als Trend durchgesetzt", sagt sie.
Patrick Wohl ist Teilnehmer bei der Barfußwanderung im Callenberger Forst. Der angehende Physiotherapeut ist, wie er erzählt, durch Zufall auf den Kurs gestoßen. "Wenn ich mit meinem Hund spazieren gehe, habe ich bisher für kurze Wegstrecken meine Schuhe ausgezogen", erklärt er. Deshalb habe sich der Kurs sehr interessant angehört. "Ich wollte das schon immer mal ausprobieren - auf geteertem Gehsteig ist Barfußlaufen ja doch etwas ganz anderes", sagt er. Die Erfahrung habe ihm jedenfalls gefallen. "Nach dem Kurs werde ich viel öfter barfuß laufen, damit ich die Natur besser spüren kann", erklärt er.