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Die Mörder sind unter uns


Autor: Redaktion

Coburg, Dienstag, 09. Februar 2016

Neil LaButes brisantes Schauspiel "Bash - Stücke der letzten Tage" hat in der Reithalle Premiere.
Abtransport der Leiche. Das Archivfoto aus einer bayerischen Gemeinde steht symbolhaft für die Abgründigkeit auch des ganz normalen Bürgers. Kaum eine Woche, in der wir nicht von Mordfällen aus dem herkömmlichen Alltag erfahren müssen. Neil LaButes Stück blickt in die Gesichter "ganz normaler" Bürger, die zu Mördern wurden.  Foto: Armin Weigel dpa/lby


Silvesternacht. Auf den Straßen wird gefeiert, Böller werden geworfen, Raketen gezündet. Ein elfjähriges Mädchen bricht plötzlich zusammen, stirbt am nächsten Morgen in der Klinik. Todesursache Kopfschuss, ergibt die Obduktion. Umfangreiche Ermittlungen setzen ein: Woher kam der Schuss? War es ein Unfall oder eine vorsätzliche Tat? Der Tatverdächtige wird ermittelt. Auf die Frage nach dem Warum gibt der Mann an, aus Verärgerung über den Lärm, der ihn nicht schlafen ließ, in die Menge geschossen zu haben. Banal. Nicht zu begreifen. Geschehen in Burgebrach, im Landkreis Bamberg, nebenan. Die Mörder sind unter uns.
Der US-amerikanische Autor Neil LaBute hält mit "Bash - Stücke der letzten Tage" dem Zuschauer schonungslos den Spiegel vor. Premiere ist am kommenden Freitag in der Reithalle in der Regie von Gastregisseur Andreas Nathusius.

Vier Menschen lässt LaBute zu Wort kommen, Menschen, die unsere Freunde, unsere Nachbarn sein könnten. Doch sie hüten dunkle Geheimnisse: Der junge Mann, der seine Tochter durch plötzlichen Kindstod verlor, das Yuppie-Pärchen Sue und John, das eine Ballnacht in Manhattan verlebt hat, die Frau, die mit 14 von ihrem Lehrer geschwängert und sitzengelassen wurde - sie alle haben getötet. Sachlich und nüchtern erzählen sie von ihren Taten. Schuldeingeständnisse, Momente der Reue sucht man vergeblich. "Und das macht das Ganze wirklich gruselig", so Andreas Nathusius, der bereits 2011 mit Franz Molnars "Liliom" für ein nachdrückliches Theatererlebnis in Coburg gesorgt hat.
Mit einem simultanen Bühnenbildkonzept will der Regisseur und Bühnenbildner die Zuschauer nah heranholen ans Geschehen, die Grenzen zwischen Theaterspiel und Realität verschwimmen lassen: Die drei Geschichten werden parallel auf drei Bühnen erzählt, die Besucher wandern im Laufe des Abends von Monolog zu Monolog. Spannend für die Zuschauer - und eine echte Herausforderung für das Schauspielensemble des Landestheaters.

Der Regisseur Andreas Nathusius ist freier Regisseur und lebt in Berlin. Er ist in Baden-Baden aufgewachsen und studierte an der Schauspiel-Akademie in Zürich. Als Regiehospitant arbeitete er unter anderem bei Hans Hollmann am Burgtheater Wien, bei Nicolas Brieger am Nationaltheater Mannheim und bei Peter Zadek am Theater des Westens, Berlin. Von 2003 bis 2005 war Andreas Nathusius leitender Regisseur und Mitglied der künstlerischen Leitung am Theater Heilbronn.

Der Autor Neil LaBute wurde 1963 in Detroit geboren. Er studierte Theater an der Brigham Young University (BYU). Bereits dort produzierte er Stücke, die bis an die Grenze dessen gingen, was an der sittenstrengen Mormonen-Universität erlaubt war, einige Stücke wurden sofort abgesetzt. LaBute lehrte in den frühen 90er Jahren Drama und Film in Fort Wayne (Indiana). Zu seinen wichtigsten Filmen gehören "In den Company of Men", "Your Friends & Neighbors " mit Ben Stiller, "Nurse Betty" mit Renée Zellweger und Morgan Freeman, "Possession" mit Gwyneth Paltrow.
 LaBute wird besonders für seine beunruhigenden Darstellungen von menschlichen Beziehungen gelobt.
Im Jahr 2000 schrieb und inszenierte er als Off-Broadway-Stück "Bash - Stücke der letzten Tage". "The Mercy Seat" aus dem Jahre 2002 war eine der ersten wichtigen theatralischen Reaktionen auf die Terroranschläge vom 11. September 2001 in den USA. Datiert auf den 12. September, befasst sich das Stück mit einem Mann, der im World Trade Center gearbeitet hat, aber am Tag des Anschlages seinem Büro fernblieb - mit seiner Geliebten. Die Hauptrollen am Broadway spielten Liev Schreiber und Sigourney Weaver. Das Stück wurde zu einem großen kommerziellen Erfolg.
Landestheater Coburg Bash- Stücke der letzten Tage. Schauspiel von Neil LaBute. Inszenierung und Bühnenbild: Andreas Nathusius; Kostüme: Susanne Weiske; Dramaturgie: Carola von Gradulewski; Darsteller: Thorsten Köhler (junger Mann), Frederik Leberle (John), Maja Lehrer (Sue), Anne Rieckhof (die Frau).

Premiere Freitag, 12. Februar, 20 Uhr, in der Reithalle. Karten: Theaterkasse, Dienstag bis Freitag, 10 bis 17 Uhr, Samstag, 10 bis 12 Uhr. Touristinformation, Coburger Tageblatt, Schuhhaus Appis Bad Rodach, Buchhandlung Stache Neustadt.