Die "Latinos" aus dem Alpenland
Autor: Dominic Buckreus
Coburg, Sonntag, 17. April 2016
Die CubaBoarischen kommen nach Coburg: Am 29. April präsentieren sie im Kongresshaus ihren Mix aus bairischer und kubanischer Musik.
Auf dem ersten Blick hat Oberbayern, mit seinen saftigen grünen Wiesen und den hoch in den Himmel ragenden Bergen, nur wenig gemeinsam mit den Palmen und schier endlosen Stränden auf der Karibikinsel Kuba. Eine ehemalige Dorfcombo aus dem Mangfalltal am Tegernsee hat aber eine Gemeinsamkeit entdeckt: Die Musik. Die CubaBoarischen machen auf ihrer Tour zum neuen Album "Servus Cuba", am 29. April auch im Coburger Kongresshaus halt. Vorab spricht Leonhard Meixner - mit 28 der Jüngste in der Band - über seine Musik, den Erfolg und das Land, das ihn so inspiriert.
Sehr froh ist Meixner, dass die Band das neue Album jetzt bei einer großen Plattenfirma einspielen konnte. Vorher lief nämlich noch vieles in Eigenregie. Dass er einmal Berufsmusiker wird, hätte er nie für möglich gehalten: "Wenn uns vor zehn Jahren einer gesagt hätte, dass wir mal vor 4000 Leuten spielen, dann hätten wir gesagt: Ja ihr seids ja wahnsinnig!"
Ein bisschen Wahnsinn gehört vielleicht sogar dazu, wenn man auf die Idee kommt, zünftige bairische Volksmusik mit heißen Latino-Rhythmen aus Kuba zu mischen. Alles begann, als drei der damaligen "Dorfmusikanten" im Jahr 2000 auf Kuba im Urlaub weilten. An der Hotelbar trafen sie auf einheimische Musiker und wurden sofort "angesteckt von dieser Art von Musik", erzählt Meixner. Kurzum: Sie griffen zur Gitarre und spielten alle zusammen bis sechs Uhr in der Früh.
Aus Schmarrn wurde Ernst
Dieses Erlebnis habe alle Beteiligten verändert: "Wir haben gedacht, denen hams doch den Kopf g'waschn." Fortan bauten die Musiker die traditionellen Stücke, die sie aus der Karibik mitgebracht hatten, in ihre Konzerte ein, bis einer auf die glorreiche Idee kam, die beiden Stile miteinander zu verbinden. "Wir haben eigentlich nur einen Schmarrn g'macht in dem Moment", meint Meixner, doch dann haben sie gemerkt, dass es einfach passt.Aber warum harmoniert es so gut? Der studierte Posaunist hat eine Theorie: Der Rhythmus der kubanischen Musik stammt aus Afrika, aber das Melodische kam durch die europäischen Einwanderer in die Karibik. Daher gebe es zwar rhythmische Unterschiede, aber harmonisch seien die Stile ähnlich. Die Band ist sogar auf ein kubanisches Lied gestoßen, das die selbe Melodie hat, wie das "Bergvagabundenlied", erzählt Meixner.
Die Texte - mal auf Spanisch, mal auf Bairisch - stammen meist von traditionellen Liedern, obwohl die ein oder andere Zeile auch mal von ihm oder seinem Vater Hubert geschrieben wird. Beim Proben improvisiert die achtköpfige Band oft und spielt mit den Stilen, bis letztlich ein echter "CubaBoarischer" dabei herauskommt.
Der sieht auf dem neuen Album, das am 22. April veröffentlicht wird, unterschiedlich aus. Oft wechseln sich die kubanischen und bairischen Anteile zwischen Strophe und Refrain ab. Dass eine Verbindung wirklich funktioniert, hört man in Stücken wie "El Cuarto de Tula", bei dem der Latino-Sound den deutschen Text begleitet und für einen unverwechselbaren Klang sorgt.
Treffen mit einer Legende
Auch die Sprachen hätten einen ähnlichen Rhythmus, findet Meixner, dennoch passe bei den romantischen Liedern das Spanische besser. Eines davon ist "Silencio", im Original von Omara Portuondo. Auf Kuba hat die Band die Sängerin besucht: "Es war ein ganz emotionaler Moment, so eine Legende treffen zu dürfen." Zurück in Bayern haben sie ihr wohl bekanntestes Lied neu interpretiert und mit auf die CD gepackt."Entweder versuchen wir, das Lied musikalisch auf einen Nenner zu bringen, oder eben dann textlich", erklärt der 28-Jährige. In den meisten Fällen sei Letzteres einfacher, zumal sich die Themen oft ähnelten: "Es geht viel um Liebe und Getränke." Eben wie in der Volksmusik.
Auch zu den Fans pflegt das Oktett eine besondere Liebesbeziehung. Seit 2009 nehmen sie regelmäßig Mitglieder ihres Fanclubs mit nach Kuba, für ein paar schöne Tage mit Sonne, Strand und Musik. "Die Fans fühlen sich so als Teil dieser cubaboarischen Familie", betont Meixner. Außerdem meint er, generell eine hohe Begeisterung für die beiden Kulturen in der Bevölkerung ausgemacht zu haben: "Bei uns in der Gesellschaft ist ein leichter Kuba-Hype" und "Bairisch ist ja für manche fast so exotisch wie kubanisch".
Viel Gutes für die Kubaner
Der "Hype" ist schließlich auch in den Medien präsent. Zuletzt zeigten der historische Besuch des US-Präsidenten Barack Obama und das aufsehenerregende Konzert der Rolling Stones, dass das Land sich verändert. Auch die Band bemerkt das bei ihren Reisen. Die Verstaatlichung gehe langsam zurück und es kämen viel mehr Touristen, "weil sie sich sagen: Fliegen wir nochmal rüber, bevor der McDonald's kommt". Meixner freut sich zwar für die Bewohner, aber: "Wir sehen das immer aus der romantischen Perspektive und fänden's ein bissl schade, wenn zu viel Kapitalismus auf einmal kommt." Schließlich habe sie vor allem die Lebensfreude, die Spontaneität und Gelassenheit der Kubaner fasziniert. Die Zuschauer können das alles auf der aktuellen Tour auch erleben, denn die Band steht gemeinsam mit ihren kubanischen Freunden von "Nueva Imagen", die sie schon seit zwölf Jahren kennen, auf der Bühne.