Druckartikel: Die Lahmer überlegen: Neuanfang im Herbst?

Die Lahmer überlegen: Neuanfang im Herbst?


Autor: Berthold Köhler

Lahm im Itzgrund, Dienstag, 07. Juli 2015

Hinsetzen, Bier trinken, Bilanz ziehen - so haben die Bürger von Lahm und Pülsdorf das Ende ihres Engagement beim Landeswettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft, unser Dorf soll schöner werden" gefeiert. Ob sie im Herbst, wenn es auf Kreisebene wieder los geht, erneut an den Start gehen? Das ist fraglich!
Mit einem Umtrunk haben die Bürger von Lahm und Pülsdorf ihre Bronzemedaille im Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft, unser Dorf soll schöner werden" gefeiert. Foto: Berthold Köhler


Sponti-Fete. Diesen Begriff fand Bürgermeister Werner Thomas (SPD) am treffendsten für das, was am Montagabend neben dem Dorfteich stattfand. Bei einem Fässchen Bier, ein paar Fläschlein Sekt und einer Tüte voller hartgekochter Eier ließen die Lahmer und Pülsdorfer noch einmal ihr Abschneiden beim Landeswettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft, unser Dorf soll schöner werden" Revue passieren. Obwohl am Ende "nur" eine Bronze-Medaille heraussprang, gab es für Thomas keinen Grund, Trübsal zu blasen: "Es war doch ein Gewinn, da überhaupt mitzumachen."

Einige der Sponti-Feten-Besucher waren aber auch sichtlich froh, dass jetzt der Wettbewerbsdruck vorerst einmal wieder raus ist aus dem dörflichen Leben. Karl-Heinz Stahl zum Beispiel schnaufte, entspannt ans Dorfteich-Geländer gelehnt, erst einmal durch. "Für diejenigen, die ganz aktiv dabei waren, war es schon eine große Anstregung", sagte Stahl, der beim Dorfrundgang mit der Bewertungskommission nicht nur seinen Garten, sondern auch die Arbeit des örtlichen Gartenbauvereins präsentierte.

Der Kies, der störte

Mit der Bewertung der Kommission konnte Stahl insgesamt ganz gut leben. Dass die Juroren die mit Kies aufgeschütteten Flächen in manchen Vorgärten monierten, registrierte Stahl schulterzuckend: "Es gibt ja manchmal auch verständliche Gründe, warum manche Gärten so ausschauen." Letztlich traue er der Bewertungskommission aber schon so viel Sachverstand zu, ein richtiges Ergebnis getroffen zu haben. "Für unsere Dorfgemeinschaft war die ganze Aktion auf jeden Fall ein Gewinn", schloss Karl-Heinz Stahl seine persönliche Bilanz.
Und, immerhin: Einen Sonderpreis für den Erhalt und die Nutzung der Scheunen in den Dörfern bekamen die Lahmer und Pülsdorfer ja noch. Werner Thomas nannte da beispielhaft das Anwesen von Theresia Köster-Boos und Friedrich Boos, wo beim Besuch der Landesbewertungskommission die Einführung stattfand. "Es ist aufgefallen, dass unsere Nebengebäude gut in Schuss sind", freute sich Thomas.

Einer, der das Engagement beim Landeswettbewerb durchweg positiv einstufte, war Michael Bergner. Der Pfarrer hatte durchaus das Gefühl, dass die Aktion die Dorfgemeinschaft ein Stück weit zusammengeschweißt habe: "Manche, die sich vorher vielleicht nicht so recht zugehörig gefühlt haben, fanden hier einen Weg." Er jedenfalls, sagte Bergner, fühle sich in Lahm sehr wohl. Natürlich auch wegen der Schlosskirche und deren Orgel - zwei Lahmer Institutionen, die bei den Juroren des Landesentscheids gewaltig Eindruck machten.

Es würde schon Sinn machen

Natürlich wurde in der munteren Runde am Dorfteich auch eifrig darüber diskutiert, ob sich Lahm und Pülsdorf am noch heuer anstehenden Kreiswettbewerb von "Unser Dorf hat Zukunft, unser Dorf soll schöner werden" beteiligen sollen. Dieser ist quasi die Basis für weitere Wettbewerbe auf Bezirks-, Landes- und Bundesebene. In die Karten spielen würden dabei den beiden Orten die Bewertungskriterien des Kreiswettbewerbes, bei dem die dörfliche Entwicklung in den vergangenen drei Jahren betrachtet wird. "Da ist bei uns ja viel passiert, insofern würde eine erneute Bewerbung schon Sinn machen", sagte Werner Thomas. Die Entscheidung darüber werde schon bald bei einer Vorstandssitzung des Obst- und Gartenbauvereines getroffen. Die Zeit ist jedenfalls knapp: Nächste Woche will der Landkreis-Beirat vom "Schöneren Dorf" wissen, wen er im Herbst im Rahmen des Wettbewerbes besichtigen soll.

Allerdings weiß auch Werner Thomas, dass jetzt nach der Bronze-Medaille der richtige Zeitpunkt für eine Pause wäre. Es dürfte sicherlich nicht einfach werden, die Spannung unter den Beteiligten weiterhin hoch zu halten. Eine spontan eingeleitete Handzeichen-Abstimmung, die - zögernd, zugegeben - eine leichte Mehrheit für eine Beteiligung am Landeswettbewerb erbrachte, wollte Karl-Heinz Stahl lachend nicht gleich überbewerten: "Ich bin mir da nicht so sicher, ob wir hier repräsentativ sind."