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Die Kult-Kuh an der Coburg Road


Autor: Ulrike Nauer

Coburg, Freitag, 31. Juli 2015

In der US-Stadt Charleston wurde einst "Coburg"-Milch produziert. Der Nachfahre einer ausgewanderten Coburger Familie gründete dort 1920 sein Unternehmen "Coburg Dairy". Die Molkerei wurde 2011 umbenannt, die Werbung bleibt aber erhalten.
Die Werbeanlage an der Coburg Road markiert den früheren Firmenstandort.  Foto: The Post and Courier


Städte, die den Namen Coburg tragen, gibt es in allen möglichen Ecken der Welt: in Australien, zum Beispiel, oder in den USA und Kanada. Dort hat Coburg seit 1997 sogar eine Partnerstadt fast gleichen Namens - Cobourg am Ontariosee. Doch auch im Süden der USA ist Coburg ein Begriff, sogar ein recht gebräuchlicher. Denn dort gibt es im Supermarkt Milchprodukte mit dem Namen der Vestestadt auf dem Label.
Tageblatt-Leser Christian Rausch, der zur Zeit Ferien in den USA macht, ist die Marke sofort ins Auge gestochen. Er schickte dem Tageblatt ein Beweisfoto. Die Recherche im Internet ergibt: "Coburg" ist nicht nur eine traditionsreiche Marke in den Südstaaten, es gibt dazu auch noch eine Werbe-Kuh, die längst Kult-Status erreicht hat.
Der Markenname hat natürlich auch mit der Vestestadt zu tun: Francis Stuart Hanckel gründete 1920 in Charleston (South Carolina) gemeinsam mit Dennis Auld das Unternehmen "Coburg Dairy" - zum Andenken an die

Heimat seiner Vorfahren. Auld stieg später aus und Hanckel führte die Firma als Familienunternehmen weiter.
Der erste Standort der Molkerei war eine 100-Morgen-Farm am Wappoo Creek in Charleston. Einst war sie die größte Molkerei in Familienbesitz in ganz South Carolina. Als Wegweiser hatte die Firma in den 20er Jahren zunächst ein Schild mit der Abbildung einer Kuh am Savannah Highway aufgestellt. 1959 wurde das Schild durch eine Werbeanlage am Eingang der Molkerei ersetzt, die über die Jahrzehnte zum Wahrzeichen des Stadtteils geworden ist: eine Kunststoff-Kuh auf einer drei Meter hohen, rotierenden Plattform, darüber ein riesiges rundes Leuchtzeichen mit "Coburg"-Schriftzug. 1990 zog das Unternehmen zwar um, in den Norden der Stadt, aber Bessie, die Kuh, blieb da.
1998 übernahm Dean Foods die Firma Coburg Dairy, behielt aber den Namen bei. 2011 wechselte erneut der Eigentümer: Borden Dairy änderte nun zwar den Namen der Firma hat aber - Presseberichten zufolge - geschworen, die "Coburg Cow" nicht anzutasten.

Bessie in der Lokalpresse

Dass sich die Bewohner von Charleston um ihre Kult-Kuh sorgen, zeigen auch diverse Berichte in der Lokalzeitung "The Post and Courier". So schrieb Reporter Andy Paras etwa im August 2014, die Fiberglas-Bessie habe einen schweren Sturm unbeschadet überstanden, aber die Kakao-Flasche aus Kunststoff, die neben der Kuh stand, sei so schwer beschädigt worden, dass sie ersetzt werden musste.
Ehe eine Absperrung errichtet wurde, war das Wahrzeichen auch bei Vandalen sehr beliebt. Einmal wurde die Figur vom Sockel abgesägt, ein anderes Mal der Kuhschwanz gestohlen. Bei Studenten und den Kadetten der Militärakademie ist es Tradition, auf die Kuh zu klettern - obwohl es streng verboten ist und die Polizei schon einige Übeltäter festgenommen hat.
Besonders kurios: An Feiertagen erhält die Kuh eine auf den Tag abgestimmte Verkleidung. Und auf der Homepage von "The Post and Courier" findet sich sogar ein Hochzeitsfoto von 1998 mit zwei Kühen auf der Plattform - eine mit Zylinder, die andere mit Schleier.