Druckartikel: Die Kehrseite der Romantik

Die Kehrseite der Romantik


Autor: Oliver Schmidt

Coburg, Samstag, 11. Januar 2014

Egal, wer künftig Pächter des städtischen Josias-Biergartens in Coburg sein wird: Die alten Weihnachtsmarktbuden haben ausgedient.
Weder in noch hinter den alten Weihnachtsmarktbuden ist ausreichend Platz, um einen Gastronomiebetrieb ideal führen zu können - und mag es auch lediglich ein Biergarten mit einer von einfachen Gerichten dominierten Speisekarte sein. Fotos: Oliver Schmidt


Coburg — Dass in einem Biergarten Tristesse herrscht, ist für Mitte Januar nichts Ungewöhnliches. Über dem Coburger Josias-Biergarten liegt zurzeit aber noch zusätzlich ein Schleier, und zwar in Form vieler ungeklärter Fragen: Wer wird neuer Pächter? Wann kann mit dem Neubau eines Wirtschaftsgebäudes begonnen werden? Beziehungsweise: Muss ein solches neues Gebäude wirklich sein? Zuletzt wurden auch Stimmen laut, die sich für eine Beibehaltung der ehemaligen Weihnachtsmarktbuden aussprachen. Begründung in einem Leserbrief: "Lieber romantische Hütten als ein kühler Betonbau" (Tageblatt vom 8. Januar).

Entscheidung im Januar

Stadtsprecher Michael Selzer kann im Gespräch mit dem Tageblatt gleich mehrere Ängste nehmen. So sei er zuversichtlich, dass sich der Finanzsenat noch in seiner Januar-Sitzung für einen Pächter entscheiden kann.

Zur Erinnerung: Für die neu ausgeschriebene Pacht des Josias-Biergartens gab es ursprünglich fünf Bewerbungen. Alexander Breneis (Hopfen & Malz), der den Zuschlag erhielt, hat aber inzwischen aus persönlichen Gründen zurückgezogen. Auch ein zweiter Interessent hat mittlerweile abgewunken. Verbleiben also noch drei Kandidaten, unter ihnen der bisherige Wirt Gerd Reichenbecher.

Die Sorge, dass zwischen der Vertragsunterzeichnung mit dem künftigen Pächter und dem Start in die 2014er Biergarten-Saison zu wenig Zeit bleibt, um ein neues Wirtschaftsgebäude zu errichten, teilt Selzer indes nicht. "Bis zur zweiten, dritten Mai-Woche ist das machbar!" Zumal, und nun geht's um die Angst vor einem vermeintlichen Betonklotz, ja kein riesiges Gebäude entstehen wird.

Ensemble nicht zerstören

"Es muss und wird sich in die Umgebung einpassen", versichert Selzer und verweist in diesem Zusammenhang auf die Ausführungen im Ausschreibungstext. So müsse sehr wohl Rücksicht genommen werden auf die zum Teil denkmalgeschützten Nachbargebäude wie Bürglaßschlösschen oder auch VR-Bank. "Natürlich darf dieses Ensemble optisch nicht zerstört werden", stellt Michael Selzer klar.

Wer freilich der Meinung ist, die jetzige Situation mit den alten Weihnachtsmarktbuden sei doch immer noch die am wenigsten aufdringliche, der sei an die Enge der Buden erinnert. Auch ein Blick dahinter zeigt, dass dies nicht die Voraussetzungen sind, die sich ein Wirt für einen reibungslosen Gastronomiebetrieb wünscht.