Die große Show der Polstermöbelhersteller
Autor: Berthold Köhler
Coburg, Freitag, 26. Sept. 2014
Für die Polstermöbelhersteller aus Oberfranken stehen die ereignisreichsten Tage des Jahres bevor: Am Sonntag, 27. September, startet die "Hausmessen Oberfranken" - die nichtöffentlichen Produktpräsentationen. Ein bisschen Schwung könnte der Branche dabei nicht schaden.
"So ganz zufrieden", sagt Christian Dahm als Geschäftsführer des Verbandes der Holzwirtschaft und Kunststoffverarbeitung Bayerns, ist er nicht mit dem bisherigen Verlauf des Jahres 2014 für die oberfränkische Polstermöbelindustrie nicht. Zwar steht derzeit eine Umsatzsteigerung von zwei Prozent für die 21 dem Verband angeschlossenen Möbelhersteller in den Statistiken - aber ein bisschen mehr hätte es schon sein dürfen. Da ist es umso wichtiger, dass die heimischen Hersteller bei den am Wochenende beginnenden "Hausmessen Oberfranken" ihre neuen Produkte offensiv präsentieren können. In einem "kleinen Gebiet mit großer Innovationskraft", wie Dahm extra betont.
Dabei sind die Probleme, mit den sich die (Polster-)Möbelbranche herumschlagen muss, altbekannt. Der Mangel an jungen Menschen, die sich zum Polsterer ausbilden lassen wollen, beschäftigt nahezu alle Betriebe. Das wird bei der jährlichen Rundfahrt, zu der Fachbesucher aus ganz Deutschland im Vorfeld der Hausmessen vom Verband eingeladen wurden, deutlich. Thomas C. Schlosser, Geschäftsführer beim Hochstadter Hersteller Machalke, redet gar nicht lange herum: "Viele Bewerber kommen erst dann zu uns, wenn sie woanders nicht untergekommen sind." Das sei derzeit vielleicht noch kein akutes Problem, doch auf lange Sicht scheinen die Polsterer auszusterben. Das sieht auch Bertram Welsch (K + W, Lichtenfels) so: "Uns fehlen die Fachkräfte von morgen."
Der "Polster Day" läuft weiter
Immerhin hat der Verband schon damit begonnen, diesem Negativtrend entgegen zu steuern. Zwar wird der "Polster Day" für Jugendliche aus Mittel- und Realschulen nicht mehr im ganz großen Rahmen durchgeführt, aber einmal im Jahr besteht immer noch die Möglichkeit für junge Menschen, einmal hinter die Kulissen der Möbelhersteller zu blicken. Und da, in diesem Punkt ist Christian Dahm überzeugt, tue sich eine interessante berufliche Perspektive auf: "Es gibt doch fast nichts Schöneres, als ein schönes Sofa herzustellen." Große Hoffnung haben die heimischen Hersteller, dass vielleicht die neue bayerische Ausbildungsverordnung für die Polsterer ein moderneres Berufsbild mit sich bringt. Die Verordnung wurde unter anderem vom in Coburg tätigen Berufsschul-Lehrer Bernd Faber (Weidhausen) entwickelt und soll im November der Öffentlichkeit präsentiert werden.
Mit Spannung blicken Geschäftsführer wie Thomas C. Schlosser auf eine Markt-Entwicklung, die offensichtlich gerade im Entstehen ist: Der Verkauf hochwertiger Möbel - und fast nichts anderes wird in Oberfranken hergestellt - über Internethändler. Machalke hat hier gerade die ersten beiden Kooperationen abgeschlossen. "15 Prozent Marktanteil", könnte sich Schlosser auf lange Sicht für diesen Verkaufsweg vielleicht einmal vorstellen. Aber noch steht der 1976 gegründete Polstermöbelhersteller in diesem Segment bei null. Auf eine nochmalige Preis-Spirale nach unten sollten die Verbraucher beim boomenden Online-Markt aber nicht hoffen. Schlosser ist überzeugt davon, dass auch Internet-Händler für wertige Ware nahezu gleiche Preise wie der stationäre Möbelhandel verlangen werden.
Und dennoch: Mit der Konkurrenz aus dem "www" im Rücken scheint bei den großen Möbelhäusern allmählich ein Umdenken einzusetzen. Christian Dahm glaubt, dass sich der traditionelle Handel lieber nicht auf neue "Rabattschlachten" mit den Internet-Anbietern einlassen sollte: "Die kann er nicht gewinnen." Er sehe da eher eine Chance, wenn die hohe Qualität der deutschen Hersteller vermehrt in den Mittelpunkt rücken würde. Schon jetzt sei erkennbar, dass "ökologisch wertvolle Ware" (Dahm) beim Endverbraucher gefragt sind. Deshalb gebe es im Verband auch schon erste Überlegungen, wie man die Schadstoffbelastung und die Energiebilanz von Möbeln in eine Zertifizierung münden lassen könne.
Es gibt keine Bio-Welle
Jetzt gleich von einer "Bio-Welle" auf dem Möbelmarkt zu sprechen, ist Thomas C. Schlosser ein bisschen zu viel. "So einen Markt gibt es nicht", sagt der Machalke-Geschäftsführer. Aber sein Unternehmen, das mit rund 160 Mitarbeitern stark im Segment der höherpreisigen Ledergarnituren vertreten ist, gehe schon ein bisschen in die Richtung. Chromfreies Leder sei ein Stichwort, das bei Verkaufsgesprächen immer öfter falle. Auch bei der Herkunft des Leders setzt Machalke auf Gebiete, bei denen die Qualität der Rohware zur Not auch einmal persönlich in Augenschein genommen werden kann. "Die Kühe stehen überwiegend im Alpenraum, verarbeitet wird die Haut dann in Gerbereien in Italien, Österreich und Deutschland", berichtete Schlosser.
Die Hausmessen Oberfranken
Termin
Vom kommenden Sonntag an öffnen 21 Hersteller aus den Landkreisen Coburg, Kronach und Lichtenfels unter dem Dach der "Hausmessen Oberfranken" ihre Showrooms für Fachbesucher. Endverbraucher haben zu den Hausmessen keinen Zutritt.
Zahlen
Die bayerische Polstermöbelindustrie hat im ersten Halbjahr 2014 einen Umsatz von 255 Millionen Euro erwirtschaftet. Derzeit fertigen in Bayern (mit dem traditionellen Schwerpunkt in Oberfranken) rund 2600 Menschen Polstermöbel.