Druckartikel: Die ganze Familie Brasch ist total närrisch

Die ganze Familie Brasch ist total närrisch


Autor: Gabi Arnold

Dietersdorf, Donnerstag, 16. Januar 2014

Bei Familie Brasch in Seßlach spielt die fünfte Jahreszeit das ganze Jahr über eine wichtige Rolle. Weil Vater und Mutter heuer Pause machen, stehen nur Manuel und Niklas am Freitag im Sportheim auf der Bühne.
"Seßlach Helau" - Hilde Brasch ist sehr zufrieden mit dem, was ihre beiden Söhne, Manuel und Niklas (von links) für die morgige Premiere der Seßlacher Faschingssitzung einstudiert haben. Foto: Gabi Arnold


Neben den Schulbüchern und Heften liegen viele kleine Schmierzettel mit handgeschriebenen Notizen. Manuel Brasch sortiert die Aufzeichnungen, denkt eine Weile nach und fängt dann konzentriert mit dem Schreiben an. Zeile für Zeile füllt sich das Blatt.

Urgestein des Faschingsvereins

Der 19-Jährige verfasst eine Büttenrede und lernt eher "so nebenbei" für seine Abschlussprüfung. Im Moment hat der Fasching Priorität im Hause Brasch. Denn am morgigen Freitag stehen Manuel und sein sechs Jahre jüngerer Bruder Niklas auf der Bühne des Sportheims. In diesem Jahr ist dies eine besondere Herausforderung: Die Brüder treten erstmals ohne ihre Mutter in die Bütt. Ohne Hilde Brasch, die als Urgestein des Faschingsvereins gilt.

"Nach 30 Jahren lass ich mal die Jungen ran", sagt die Dietersdorferin. Bei den vergangenen Veranstaltungen stand sie mit ihren Söhnen in der Bütt, lästerte, zog die Kommunalpolitiker durch den Kakao und hielt den kleinen und großen "Machern" der Stadt den Spiegel vor. Das Stadtgeschehen beobachtete sie als "Putzfrau im Rathaus" oder als stadtbekannte "Pennerin".

Von klein an hat Hilde Brasch dabei ihre Söhne in das närrische Treiben mit einbezogen. Manuel überlegt einen Moment, dann erzählt er: "Ich bin seit 13 Jahren dabei, ich kenne das gar nicht anders." Der 13-jährige Niklas ist mit von der Partie, seit er fünf Jahre alt wurde. "Wir sind damit aufgewachsen und es macht uns nach wie vor Spaß", sagt Manuel. Während der größere Brasch jetzt schon aufgeregt ist, sieht der jüngere den Auftritten noch gelassen entgegen. Noch, jedenfalls. "Ich fang erst eine halbe Stunde vor Beginn der Vorstellung zu zittern an", sagt er und lacht. "Lampenfieber muss sein, es gehört dazu", ergänzt die Mutter. Schließlich wisse man vorher nie, wie die Pointen bei den Besuchern ankommen. Jedes Publikum reagiere anders. "Die Einheimischen lachen an ganz anderen Stellen wie die Auswärtigen", weiß Hilde Brasch aus langjähriger Erfahrung.

Hilde Brasch war 14 Jahre alt, als die Seßlacher Narren sie entdeckten und vom Fleck weg engagierten. "Ich hatte bei meiner Schulabschlussfeier eine Glosse über das Schulleben geschrieben und das kam gut an." So bekam "die Hilde" am 11.11.1982 das Amt als "Ratschkattel" übertragen. "Damals", erinnert sie sich, "waren die Büttenreden noch gereimt." Heute müssen sie da nicht mehr sein.

Fasching ist immer präsent

Seit dem Jahr 1983 ist die fünfte Jahreszeit das ganze Jahr über bei den Braschs präsent. Im Badezimmer liegen die Schmierzettel und Stifte bereit. Wenn des Nachts die zündenden Ideen kommen, steht Hilde Brasch auf und bringt sie sofort zu Papier. "Am Morgen sind die Gedanken sonst wieder weg", sagt sie. Sie verfolgt das öffentliche Geschehen, ob in der Stadt Seßlach oder in der großen Politik von Januar bis Dezember sehr genau und notiert dies sorgfältig. "Es sind die Alltagsthemen, die wir in unseren Reden aufgreifen", sagt Hilde Brasch. Worum es in diesem Jahr geht, möchten Mutter und Söhne eigentlich nicht verraten.

Doch dann, nach einigem Zögern, liest Manuel doch etwas aus seiner selbstverfassten Büttenrede vor. Seine Mutter erläutert schmunzelnd, was da morgen Abend kommt: "Wir haben dieses Mal zum ersten Mal drei Bürgermeisterkandidaten." Aber mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden.

Die Familie Brasch schreibt alle Texte selbst. Mit dem Verfassen der Reden beginnen die Braschs traditionell nicht vor dem Dreikönigstag. Dann geht es richtig rund in der Familie. Zweimal bis dreimal am Tag proben Akteure im Wohnzimmer vor der spiegelnden Fensterscheibe, wiederholen die Passagen, feilen an der perfekten Betonung, üben die Gestik und wiederholen und wiederholen den Text. "Nur Ablesen geht nicht, das käme nicht gut an", sagt Niklas.

Auch der Vater macht Pause

Eingebunden ist die gesamte Familie, auch Vater Wolfgang ist normalerweise mit von der Partie - zum Beispiel als Tänzer im Männerballett. "Nur in diesem Jahr wird er nicht auftreten, weil er zur Kur ist", sagt Hilde Brasch. Manuel und Niklas verkörperten schon viele verschiedene Rollen, Niklas war Faschingsprinz, Manuel Tänzer beim Männerballett und beim Showtanz, stand in der Bütt und wirkte bei Sketchen mit. Er erinnert sich: "Ich hatte schon mal sechs Auftritte an einem Abend. Da hieß es: Runter von der Bühne, umziehen und wieder auf die Bühne."

Einmal musste er sogar beim Showtanz gemeinsam mit den Damen auftreten. Manuel hatte nach einem "Bunten Abend" den Mädels an der Bar versprochen, mitzutanzen. "Das musste ich dann einlösen", sagt er lachend. Dass die Akteure beim Seßlacher Fasching mehrere Rollen übernehmen, sei ohnehin normal, erklärt die Mutter Hilde. Die Braschs musizieren zum Beispiel in der Gruppe "Berg & Tal" oder als "Brasch & Friends". Hilde Brasch wird zwar nicht in der Bütt stehen - aber sie verspricht: "So ganz Schluss mache ich doch noch nicht."

Fasching in Seßlach

Vorverkauf Es gibt nur noch Restkarten für die Premiere am morgigen Freitag um 19.30 Uhr im Sportheim. Kontakt: Immo Küchler unter der Telefonnummer 09569/729.