Die Folgen der Corona-Krise in Coburg: Die Angst vor zu großer Nähe
Autor: Jochen Berger
Coburg, Montag, 11. Oktober 2021
Warum sich Menschen auch nach den Lockerungen der Corona-Beschränkungen oft noch so verhalten, als gäbe es diese Lockerungen nicht. Der Coburger Hochschul-Professor Niko Kohls nennt Ursachen und zeigt Lösungen.
Mit den Lockerungen der Corona-Bestimmungen haben die Menschen in der Region eigentlich viele Freiheiten zurück gewonnen. Warum aber verhalten sich erstaunlich viele Bürger beispielsweise beim Besuch von Veranstaltungenimmer noch zögerlich? Niko Kohls, Professor für Gesundheitswissenschaften an der Hochschule Coburg, erklärt im Interview, warum das so ist und wie der Ausbruch aus dem unsichtbaren Gefängnis gelingen kann.
Nach den Lockerungen der Corona-Beschränkungen könnten viele Veranstalter unter Einhaltung der 2G/3G-Regeln eigentlich wieder sehr viel mehr Plätze anbieten. Dennoch berichten Veranstalter bei allem verbal geäußerten Interesse möglicher Besucher von dem Phänomen, dass immer wieder auch eigentlich verkaufte Sitzplätze leer bleiben. Wie lässt sich das erklären?
Wenn zu einem solchen Verhalten - bei aktuellem Kenntnisstand - keine zwingenden medizinischen Gründe vorliegen: wo ist die Grenze zu krankhaften Verhaltensweisen?
In dem Moment, wo sie die Kriterien einer dementsprechenden Störung erfüllen wie zum Beispiel einer Agoraphobie und diese nicht nur vorübergehenden Anpassungsprobleme darstellen. Mit anderen Worten, wenn die Menschen feststellen, dass es ihnen Angst macht, soziale Situationen aufzusuchen und sie darunter anfangen längerfristig zu leiden, weil sie ihr gewohntes Leben nicht mehr leben können, ist der Punkt gekommen, wo man darüber nachdenken sollte, wie dem aktiv begegnet werden kann. Dazu hilft es, sich auch zu öffnen und mit anderen darüber zu sprechen."Abstände konnte man verordnen. Keine Angst mehr zu haben kann man nicht verordnen". Was sagen Sie zu dieser Aussage eines Chorleiters nach ersten Erfahrungen bei der Probenarbeit nach den Lockerungen?