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Die Feuerwehr Coburg und der kalte Schwan


Autor: Simone Bastian

Coburg, Dienstag, 06. Dezember 2016

Die Feuerwehr rückt auch für einen Vogel aus, der wie angefroren auf einem Teich sitzt.
Der Schwan saß still auf dem zugefrorenen Wolfgangssee und regte sich nicht. Foto: Feuerwehr Coburg


Still und starr ruhte der Wolfgangssee in Wüstenahorn, und der Schwan saß fest. So fest, dass er sich sogar nicht von einer Krähe aufscheuchen ließ, die um ihn herumflatterte. Diese Beobachtung veranlasste eine Wüstenahornerin am Montag, die Feuerwehr zu rufen. Denn der Schwan auf dem See wirkte wie festgefroren.

Stadtbrandmeister Sebastian Sorge als diensthabende Führungskraft sah sich die Sache an und beorderte dann einige Feuerwehrleute zum Wolfgangsee, um den Schwan zu befreien. Denn das Eis war offensichtlich sehr dick: Die zwei Feuerwehrmänner, die das Schlauchboot zu Wasser lassen wollten, mussten sich mit Axt und Beil auf der Eisfläche vorarbeiten.

Doch wie würde das Tier auf seine Retter reagieren? Vorsorglich holte sich die Einsatzgruppe bei einem Tierarzt Rat. Der bestätigte, dass so ein Schwan beachtliche Schlagkraft in seinen Flügeln entwickeln und außerdem kraftvoll zubeißen kann. Deshalb hatten die Feuerwehrmänner sicherheitshalber eine Decke parat, um den Schwan während der Befreiungsaktion darin einzuhüllen.

Doch so weit kam es gar nicht: Als das Boot auf etwa zwei Meter an den Vogel herangekommen war, stand dieser auf "und watschelte davon", berichtet Sebastian Sorge. Denn, so erläutert es Frank Reißenweber, Vorsitzender der Kreisgruppe Coburg des Landesbundes für Vogelschutz: Wasservögel können normalerweise gar nicht festfrieren. Dass sie wie erstarrt dasitzen, liegt daran, dass sie Energie sparen wollen. Ihre Blutzirkulation ist so angelegt, dass ihre Füße Wassertemperatur haben, ihre Federn und die Fettreserven schützen sie vor der Kälte.

Sollte es einmal wirklich so lange so kalt bleiben, dass ein Teich komplett zufriert, suchen sie Gewässer auf, die offen bleiben, notfalls ein paar hundert Kilometer entfernt. So lange der Mensch nicht eingreife, passiere nichts, sagt Reißenweber: "Schlecht wird es nur, wenn die Leute dann massenweise Brötchen und altes Brot ins Wasser werfen. Das lockt erstens nur die Ratten an und verführt zweitens die Vögel dazu, nicht auszuweichen, wenn es kälter wird."


Nachts zu einem schweren Unfall

Für Stadtbrandmeister Sebastian Sorge blieb es nicht der einzige Einsatz, den er innerhalb weniger Stunden leiten musste. Kurz nach Mitternacht wurde die Feuerwehr in der Nacht zum Dienstag zu einem Verkehrsunfall beordert. Am ehemaligen Schlachthof war ein Auto gegen ein Gebäude gefahren. Die Feuerwehr musste die verletzte Person aus dem Autowrack holen. Die Ermittlungen zu dem Unfallhergang laufen noch.

Es war der 258. Einsatz der Coburger Feuerwehr in diesem Jahr. An den Tagen davor mussten sie auf Anforderung der Polizei eine Wohnungstür öffnen, Wasser abpumpen oder ausrücken, weil Brandmeldeanlagen angeschlagen hatten. Keine gravierenden Einsätze, aber immer ein Anlass für die Ehrenamtlichen, zum Feuerwehrdepot zu fahren, in die Dienstkleidung zu schlüpfen und auszurücken.

Auch Sebastian Sorge von der fünfköpfigen Führungsgruppe versieht seinen Dienst ehrenamtlich. Stadtbrandrat Ingolf Stökl, Stadtbrandinspektor Daniel Fritz, die Stadtbrandmeister Sorge, Thomas Döll und Christoph Weichler teilen sich den Führungsdienst.

Der Unfalleinsatz endete für die 13 ausgerückten Feuerwehrkameraden nachts um 3.30 Uhr. Wie alle anderen machte sich Sorge am nächsten Morgen auf den Weg zur Arbeit. "Wir sind froh über jeden Arbeitgeber, der Feuerwehrdienst ermöglicht und vielleicht auch mal Rücksicht nimmt, wenn ein Kamerad nachts draußen war", sagt Sorge. "Anders würde das Ehrenamt auch nicht funktionieren."