Die "Bosse" lassen in Neustadt tief blicken
Autor: Dominic Buckreus
Neustadt bei Coburg, Montag, 16. Mai 2016
Sechs Führungskräfte aus Coburger Unternehmen stellten ihren Arbeitsalltag vor und gaben den Neuntklässlern einen Einblick ins Berufsleben.
Was kommt bald auf die 15- und 16-Jährigen der staatlichen Realschule Neustadt zu, wenn sie nach ihrem Abschluss ins Berufsleben einsteigen? Davon haben die meisten von ihnen bisher nur eine vage Vorstellung. Aber jetzt hatten sie die Gelegenheit, ihre vielen Fragen den richtigen Adressaten zu stellen. Die "Bosse" aus der Coburger Wirtschaft haben die neunten Klassen besucht, ließen die Schüler in ihren Arbeitsalltag blicken und gaben Tipps für eine erfolgreiche Zukunft.
In der Klasse 9c drehten sich die Gespräche vor allem um einen der ersten Schritte im Beruf: die richtige Bewerbung. Uwe Müller sagte ganz klar: keine Schreibfehler und keine Abkürzungen. Außerdem sollten die Texte nicht einheitlich sein: "Ihr solltet nicht ein und dieselbe Bewerbung an fünf Unternehmen schicken." Vielmehr sollten die Schüler klarmachen, warum sie sich gerade für diesen Beruf und für dieses Unternehmen entschieden haben.
Im Internet ist Vorsicht geboten
"Eine gute Bewerbung mit schlechten Noten ist besser als eine schlechte Bewerbung mit guten Noten", antwortete Müller auf die Frage nach den Zensuren. Das dürfte wohl bei einigen für Erleichterung gesorgt haben. Zumal für die verschiedenen Berufe sowieso immer unterschiedliche Noten entscheidend seien, fügte Andreas Guhl an. Unbedingt sollen sämtliche Zertifikate in der Bewerbungsmappe liegen, "das zeigt, dass ihr leistungswillig seid", meinte Müller. Gleichzeitig warnte er aber davor, zu viel vom Privatleben im Internet preiszugeben, denn das könnte am Ende ein entscheidender Faktor sein: "Wenn ihr Bilder auf Partys macht, ist das in Ordnung - aber muss das denn alles ins Internet?"Haben es die Schüler bis zum persönlichen Gespräch geschafft, gelte es, frühzeitig anzukommen, ein gutes Auftreten zu haben und eine angemessene Kleidung zu tragen, sagte Guhl. Letzteres sei natürlich, je nach Beruf, unterschiedlich. Müller fügte die klassischen Umgangsformen an, wie etwa die Tür aufhalten. Außerdem sei es immer gut, sich vorher über das Unternehmen zu informieren. "Beim Gespräch dürft ihr aber ruhig aufgeregt sein", beruhigte er.
Macht Arbeit eigentlich Spaß?
Die Schüler der 9b interessierten sich vor allem dafür, wie denn der Alltag einer echten Führungskraft aussieht. Zwischen 40 und 55 Stunden in der Woche, schätzten einige Schüler den Arbeitsaufwand ihrer Gegenüber. Weit gefehlt. "Von 40 Stunden träume ich", meinte Elke Gillardon. Eher bewegten sich die Zahlen zwischen 60 und 80 Stunden pro Woche. Macht die Arbeit so überhaupt noch Spaß, wollen die Schüler wissen. "So einen Job kann man nur machen, wenn man dabei zufrieden ist", meinte Horst Theil. "Das Schlimmste, das euch passieren kann, ist, dass ihr mit einem Grauen im Magen zur Arbeit geht."
Neugierig waren die Neuntklässler auch darauf, mit welchem Schulabschluss so eine Karriere möglich ist. Eine eindeutige Antwort bekamen sie aber nicht. Theil absolvierte etwa die ehemalige Volksschule: "Heute reicht das für meine Tätigkeit natürlich nicht mehr aus. Da braucht man meistens einen Hochschulabschluss", erklärte Theil. Rüdiger Hopf sprach vor allem die vielen Weiterbildungsmöglichkeiten an, die sich den Schülern auch nach der Ausbildung bieten: "Mit der Mittleren Reife legt ihr den Grundstock, aber glaubt nicht, dass damit Schluss ist."
Gillardon empfahl den Schülern, nach dem Abschluss nicht gleich zu studieren, sondern erst eine Ausbildung zu machen. Dabei erhalte man Erfahrung und wisse, was man vom Beruf erwartet. Etwa zwei Drittel der Klasse 9b möchte nach dem Abschluss auch diesen Weg gehen. Eine Handvoll strebt lieber das Abitur an.