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Die Alternative: Hotel im Park


Autor: Simone Bastian

Coburg, Dienstag, 30. April 2019

Ein Hotel im Rosengarten, direkt verbunden mit dem Kongresshaus, sei sinnvoller als ein Anger-Hotel, sagt Michael Stoschek. Der Vorschlag ist nicht neu.
Tina-Maria Vlantoussi-Kaeser und Michael Stoschek mit dem Modell des Areals von Anger und Rosengarten, in dem bereits beide Hotels stehen: Das am Anger wäre vom Bebauungsplan erlaubt, im Rosengarten besteht kein Baurecht. Foto: Simone Bastian


Kein Zweifel, Michael Stoschek hat etwas gegen die Hotelbaupläne am Anger: "Gegen die öffentliche Meinung und die Wirtschaft macht man kein solches Projekt", sagt der Vorsitzende der Gesellschafterversammlung von Brose. In seiner Sitzung am 11. April hat der Coburger Stadtrat dem Projekt und auch dem Grundstücksverkauf grundsätzlich zugestimmt: Wo sich bis vor kurzem die Dreifachsporthalle befand, könnte ein Hotel entstehen mit einem sieben Stockwerke hohen Bettentrakt. So, wie es der Bebauungsplan für das Areal zwischen Bamberger, Schützen- und Alexandrinenstraße vorsieht.

Doch gegen einen solchen Hotelkomplex sprechen nicht nur gestalterische und städtebauliche Gründe, finden Michael Stoschek und Tina-Maria Vlantoussi-Kaeser (Kaeser-Kompressoren). Auch wirtschaftlich sei der Betrieb eines Hotels am Anger fragwürdig. Ihre Alternative: Ein Hotel im Rosengarten, entlang der Alexandrinenstraße, direkt angedockt ans Kongresshaus. Klaus-Jürgen Heitmann, Sprecher der HUK-Vorstände, konnte an dem Pressegespräch am Dienstagabend nicht teilnehmen, vertrete aber dieselbe Ansicht, wie Stoschek versichert.

Idee aus dem Nik

Die Idee "Hotel im Rosengarten" ist nicht ganz neu: Sie war schon Teil des "Neuen Innenstadtkonzepts" (Nik), das Stoschek im September 2006 mit dem damaligen Sprecher der HUK-Vorstände, Rolf-Peter Hoenen, vorstellte. Damals aber war ein Hotel im Rosengarten einer der Kritikpunkte am Nik. Dem wollen Stoschek und Vlantoussi-Kaeser gleich vorsorglich begegnen: "Wir lieben den Rosengarten", er müsse aufgewertet werden. Beim Nik war aber der Bau einer Multifunktionshalle am Anger das wesentliche Element - und davon ist keine Rede mehr. Stattdessen soll ein Hotel im Rosengarten eine neue und nachhaltige Nutzung fürs Kongresshaus bringen, sagt Stoschek.

Das Kongresshaus nutzen wollen die Betreiber des Anger-Hotels zwar auch, wie sie im Stadtrat versicherten. Aber vom Anger-Hotel aus gäbe es eben keine direkte Verbindung zum Kongresshaus, gibt Stoschek zu bedenken. Die Entfernung von Tür zu Tür betrage etwa 140 Meter, und diese Strecke "durch den Schnee zu laufen ist völlig inakzeptabel", sagt Stoschek.

Vor allem sei ein Hotel am Anger mit Blick auf Parkplätze oder das Schützenfest auch für die Gäste wenig attraktiv. Der wirtschaftliche Erfolg sei somit fragwürdig, meint Stoschek. "Es ist ja kein Zufall, dass die Stadt jahrzehntelang keinen gefunden hat, der an dieser Stelle ein Hotel bauen will." Dass der Bedarf nach weiteren Hotelkapazitäten in Coburg gar nicht untersucht wurde, dass der Investor WS Gewerbebau keine Referenzen im Hotelbau aufzubieten habe, sind für Stoschek weitere Gründe zu zweifeln.

Auch habe der CEO (Geschäftsführer) der Welcome-Hotelgruppe, Karl A. Schattmaier, versichert, dass es keine vertragliche Bindung zum Investor gebe. Die Hotelgruppe sei jedoch vom Potenzial des Standorts Coburg überzeugt, schreibt Schattmaier in einer E-Mail an Stoschek: "Die vorgeschlagene Platzierung des Hotels im Rosengarten ist für die Gäste natürlich deutlich attraktiver als am Anger und durch die direkte Verbindung mit dem Kongresshaus betriebstechnisch in jedem Fall vorzuziehen. Wir möchten zur Realisierung dieser Variante beitragen."

Ein Hotelbetreiber sollte Stoschek zufolge auch gleich den Betrieb des Kongresshauses mit übernehmen, das dann dem Hotel angepasst umgestaltet werden müsste. Die Kosten dafür müsse die Stadt übernehmen.

Nun hoffen Stoschek und Vlantoussi-Kaeser, dass der Stadtrat vor dem Hintergrund dieser neuen Informationen dazu bereit ist, die Beschlüsse in Sachen Anger-Hotel zurückzunehmen. Vor dem Pressegespräch hatten sie die Vorsitzenden der Stadtratsfraktionen zu Gast. Die entsprechenden Anträge gegen das Anger-Hotel lagen bereits am Dienstagvormittag vor: Martina Benzel-Weyh und Wolf-Rüdiger Benzel (ehemals Grüne) haben sie eingereicht. Benzel hatte sich in der öffentlichen Sitzung als einziger gegen das Hotelprojekt ausgesprochen; Martina Benzel-Weyh fehlte damals.

Noch kann der Stadtrat seinen Beschluss, das Grundstück zu verkaufen, zurücknehmen, versichert Rechtsanwalt Eckart Staritz, der schon das "Neue Innenstadtkonzept" begleitet hat. Bei Grundstücksgeschäften entstehe ein Schadensersatzanspruch erst nach der notariellen Beurkundung, nicht schon vorher. Ansonsten bliebe noch ein Bürgerbegehren als Möglichkeit, den Verkauf zu verhindern. Die Vereine Stadtbild Coburg und Altstadtfreunde seien bereit, das in die Wege zu leiten, sagt Stoschek.

Auf keinen Fall sei es so, dass "die Wirtschaft" hinter dem Projekt stehe, betont Stoschek. Das hatte in der Stadtratssitzung IHK-Präsident Friedrich Herdan gesagt, Mitglied der CSU-Fraktion. "Die drei großen Unternehmen sind dagegen, und die anderen wurden nicht gefragt", sagt Stoschek und verweist auf eine Resolution der IHK-Vollversammlung aus dem Dezember 2006: Damals hatte die IHK zu Coburg sich für das Nik ausgesprochen und ein Hotel im Rosengarten gefordert.

Es werde auch kein Problem sein, einen Investor zu finden, sagt Stoschek: "Ich würde es vielleicht auch machen." Für das Coburger Stadtbild engagiere er sich seit Jahrzehnten. Unter anderem dafür habe er vor kurzem den Ehrenring der Stadt erhalten. Und gerade die Ketschenvorstadt sei in den vergangenen Jahren "zum Kleinod geworden".