Die Allee bei Weidhausen kommt nicht zurück
Autor: Berthold Köhler
Weidhausen bei Coburg, Dienstag, 07. Oktober 2014
Der Gemeinderat Weidhausen entscheidet, dass im kommenden Jahr Ahornbäume und Linden gepflanzt werden - allerdings nur noch einreihig und nicht mehr direkt neben der stark befahrenen Staatsstraße.
So markant, wie sie in den vergangenen Jahrzehnten den Blick Richtung Sonnefeld prägte, wird sie wohl nie mehr - die Baumreihe am Geh- und Radweg neben der Staatsstraße. Wo im Frühjahr über 100 Pappeln aus Sicherheitsgründen gefällt wurden, wird die Gemeinde im kommenden Jahr aber nun zumindest mehrere neue Bäume pflanzen. Wenn auch nur noch einreihig. Eine echte Allee also wird es nicht mehr geben.
Der Gemeinderat hatte am Montagabend bei seiner Sitzung im Feuerwehrhaus aber gar keine Alternative zur einreihigen Bepflanzung. Weil das Staatliche Bauamt bei Baumpflanzungen auf einen Mindestabstand von acht Metern zur Staatsstraße verwies und auch im angrenzenden Feld keine Bäume gepflanzt werden können, ist gar nicht genügend Platz für eine doppelte Baumreihe vorhanden.
Dass nach dem Aus für die Allee neue Bäume gepflanzt werden sollen, hatte der Gemeinde eigentlich schon vor gut einem Jahr entschieden. Aber jetzt, wo die Bäume weg sind, gab es doch noch einmal eine kurze Diskussion darüber, ob man entlang der alten Allee überhaupt neue Bäume braucht. Andre Faber (Freie Bürger) hätte mehr Grün lieber in den Ortskernen, entlang der Staatsstraße sei das alles ein bisschen "falscher Ehrgeiz". Dies sah auch Fabers Fraktionskollege Walter Lorper so - mit einem zusätzlichen Hinweis auf den hohen Pflegeaufwand, den neue Bäume mit sich bringen.
Weidhäuser spenden fleißig
Michael Hofmann (CSU) sah die Sache ganz anders. Er sehe die Gemeinde "in der Verpflichtung", wieder neue Bäume zu setzen. Pflegeaufwand habe man am Geh- und Radweg Richtung Sonnefeld so (mit Bäumen) oder so (wenn man den Wildwuchs gedeihen ließe). Wie bereits Bernd Faber (SPD), so kündigte auch Hofmann an, dass seine Fraktion auf jeden Fall einen neuen Baum spenden werde. Die Freien Bürger hingegen entschieden sich, eine Ruhebank für den Bereich neben dem Radweg zu spendieren.
Apropos Baumspende: Wie Bürgermeister Markus Mönch (parteilos) berichtete, sind die Weidhäuser offensichtlich mehrheitlich ganz erpicht darauf, dass wieder neue Bäume anstelle der alten Allee gepflanzt werden. Firmen, Privatpersonen, die Kirche und Vereine - alle (insgesamt 18 an der Zahl) gaben schon ihre Zusage, einen Baum zu spendieren. Da sowieso nur Platz für 20 Neuanpflanzungen sein dürfte, stellte sich dem Gemeinderat die finanzielle Frage schon einmal nicht.
Die Spender kommen dennoch günstig davon. Wenn auch Michael Werner (SPD) aus Gründen der Verkehrssicherheit schlanke Bäume wie etwa die Säulenhainbuche (422 Euro das Stück) oder die Säuleneiche (640 Euro) lieber gewesen wären, beschloss der Gemeinderat gegen die Stimmen von Walter Lorper, Andre Faber und Manfred Künzel (alle Freie Bürger), dass im Wechsel Winterlinden und Bergahorn zu je rund 130 Euro das Stück gepflanzt werden. Einen Termin dafür hatte der Bürger auch schon im Kopf: Am 25. April findet wieder der "Tag des Baumes" statt. Weil die örtlichen Obst- und Gartenbauvereine schon ihre Zusage zur Mithilfe gegeben haben, will Markus Mönch diesen Tag zu einem kleinen Fest machen - mit ihm und den Gemeinderäten am Bierausschank und dem Bratwurstgrill.
Urkunde für Klaus Lippert
Weil vom örtlichen "Naturfachmann" Gerold Schlosser noch der Hinweis kam, dass sich die örtliche Vogelwelt über Eber eschen mit ihren Beeren freuen würde, wird die neue "halbe Allee" zudem noch mit zwei Bäumen dieser Art versehen. Das warnende Argument der Unteren Naturschutzbehörde im Coburger Landratsamt, dass Ebereschen mit 150 Jahren im Vergleich zu Eichen oder Buchen mit bis zu 800 Jahren nicht langlebig genug seien, ließ der Gemeinderat dabei zugunsten der Vogelwelt entspannt unter den Tisch fallen.
Eine Ehrung stand am Anfang der Sitzung: Bürgermeister Markus Mönch überreichte an den langjährigen Vorsitzenden der SPD-Fraktion im Gemeinderat, Klaus Lippert, die vom Freistaat Bayern ausgestellte Urkunde zum Dank für besondere Dienste um die Kommunalverwaltung. Lippert saß von 1995 bis zum April 2014 im Weidhäuser Gemeinderat. Ein "Denker und Lenker, der mit Herzblut dabei war", sei er dabei gewesen, sagte Mönch.