Die abenteuerliche Arbeit von Daniela Henry aus Rödental
Autor: Dominic Buckreus
Rödental, Mittwoch, 20. Januar 2016
Als Polizistin hat Daniela Henry einst angefangen - nun ist sie bei der UN in New York gelandet. Über ihre Zeit als Personenschützerin für die großen Politiker der Welt, das Leben im Big Apple und ihre Leidenschaften erzählt sie im Porträt.
Rödental Von der Kleinstadt Rödental in die Weltmetropole New York. Diesen Weg ist Daniela Henry (34), gebürtige Rödentalerin, ganz allein gegangen. Der Grund dafür war die Entscheidung, als Personenschützerin bei den Vereinten Nationen (UN) zu arbeiten. Einfach war diese Zeit für sie nicht, jedoch bereut sie diesen Schritt keineswegs.
Gerade mal 23 Jahre jung war die ausgebildete Polizistin, als sie die Entscheidung getroffen hat, nach New York zu ziehen. Als sie dort ankam, kannte sie niemanden und hatte noch nicht einmal ein Dach über dem Kopf. "Ich dachte mir, mein ganzes Leben ist jetzt in zwei Koffern. Alles was ich hab', ist mein Arbeitsvertrag", erinnert sie sich an die Ankunft. Ihr neues Leben bei der UN hatte sie sich aber bereits bunt ausgemalt. Sie stellte sich Missionsreisen in die ganze Welt vor und dachte an die vielen berühmten Politiker, die sie treffen könnte.
Doch daraus wurde zunächst nichts. Erst mal hieß es drei Jahre lang Ausweise kontrollieren. Stundenlang in der Lobby der UN rumzustehen, hat sie damals aber nicht ausgefüllt: "Ich musste irgendwie mein Gehirn trainieren." Also beschloss sie, nebenher zu studieren. 40 Stunden in der Woche arbeiten und danach bis halb 10 abends die Schulbank drücken hieß es dann für sie, bis sie endlich ihren Bachelorabschluss in Kriminalistik in der Tasche hatte.
Einen Monat Zeit zur Vorbereitung
Wie kommt man eigentlich an so einen außergewöhnlichen Job? Im Grunde sei das zunächst ganz einfach, erklärt sie, denn wie bei vielen anderen Stellenausschreibungen könne man sich bequem online bewerben. Kurze Zeit darauf hat sie eine Einladung zu einem Testverfahren erhalten, das zwei Wochen später vor Ort stattgefunden hat.
Als sie ihre Zusage erhielt, musste sie ihre Entscheidung schnell fällen, denn schon einen Monat später sollte sie in New York ihre Arbeit beginnen. Ihre Kollegen versuchten noch sie zu überzeugen, dem viel sichereren Beamtentum treu zu bleiben. Auch ihre Eltern hatten zunächst viel Angst. Aber Daniela ließ sich von ihrem Abenteuer nicht mehr abbringen.2008 konnte sie dann endlich das tun, wofür sie gekommen war, und begleitete die großen Staatsmänner und -frauen fortan als Personenschützerin. Ihr Beruf hat sie rund um die Welt geführt, an UN-Stützpunkte wie in Doha (Katar), und dabei hat sie viele Menschen kennenlernen dürfen. Allen voran die letzten drei Präsidenten der Vereinigten Staaten ("Bill Clinton war schon ziemlich cool"). Kurioses konnte sie natürlich auch beobachten, wie den Umgang mit dem ehemaligen und umstrittenen Präsidenten des Iran, Mahmud Ahmadinedschad: "Keiner wollte mit ihm reden. Das war schon komisch, wenn man ihn herumführt und ihm alle nur aus dem Weg gehen." Dennoch hatte der Beruf natürlich auch seine Schattenseiten. Man kann nichts essen und nicht aufs Klo gehen, "man lebt im Grunde das Leben der VIPs", erzählt sie.
New York ist hektisch und teuer
Nicht nur die Arbeit stellte sie vor Herausforderungen, sondern auch die Stadt selbst. "In New York ist alles extrem teuer und dreckig", erzählt sie. Auch die Menschen verhielten sich recht hochnäsig und selbstverliebt.
"Wenn man mal fünf Minuten stehen bleibt, um in ein Schaufenster zu gucken, wird man gleich umgerannt", beschreibt sie die Hektik, die im Big Apple alltäglich herrscht. "New York ist gut für einen Urlaub, aber zum dort leben ist es zu krass", resümiert sie ihre Erfahrungen. Wenn man aus der Stadt mal hinauskommt, dann sei Amerika dennoch ein sehr schönes Land mit viel Natur und netten Leuten. Das Beste, was ihr in New York passiert ist, war, dass sie ihren Mann Jean, der ebenfalls bei der UN arbeitet, kennengelernt hat und mit ihm mittlerweile ein zweijähriges Kind namens Joel hat. Momentan ist sie deshalb noch im unbezahlten Urlaub. Das gibt ihr Zeit, sich mehr auf ihre Leidenschaft zu konzentrieren: das Schreiben. Auf ihrem Blog namens "Sometimes Raw" schreibt sie unter anderem Rezensionen und über ihre Reisen. Dabei gibt sie gerne Tipps, wie man das auch mit einem Kind bewältigen kann: "Manche finden es ja schon zu kompliziert, von Coburg noch München zu fahren, aber das ist doch alles machbar." Fast 10 000 Besucher kämen regelmäßig auf ihrer Seite vorbei, das Material geht ihr dabei nie aus. Täglich sieht sie so viele Dinge, über die es sich lohnt zu schreiben, allein in Coburg mit den vielen kleinen Buchläden und Restaurants. Schon als Kind hat sie viel Zeit in der Bücherei verbracht und jeden Tag in ihr Tagebuch geschrieben. Der Blog ist jetzt eine Möglichkeit, ihr Talent in der Öffentlichkeit zu zeigen. "Vielleicht sieht jemand mal die Seite und nimmt mich mit ins Boot", träumt sie von einer Karriere als Schriftstellerin.
Bevor es aber so weit ist, wird sie im Februar ihren Mann in den Kongo begleiten, der dort für die UN auf einer Mission unterwegs ist. Ähnlich wie damals, als sie nach New York kam, lässt sie auch diesmal alles einfach auf sich zukommen. Konkretere Pläne gibt es aber trotzdem. Sie möchte gerne ein Masterstudium in Englisch machen: "Seit ich 17 bin, renne ich mit einer Waffe herum - aber das kann nicht alles sein." Am liebsten würde sie dafür in ihr Lieblingsland Kanada gehen. Durch einige Besuche mit ihrem Mann kennt sie dieses Land zumindest schon mal und weiß, was auf sie zukommt.