Die 2-Euro-Fahrkarten waren bald weg
Autor: Christian Dreßel
Coburg, Donnerstag, 01. Sept. 2016
Als Entschädigung für die 34-wöchige Sperrung auf der Strecke zwischen Coburg und Bamberg verteilte die Deutsche Bahn in Coburg Fahrkarten für zwei Euro.
Gestern, kurz nach 8 Uhr, war der Andrang im Coburger Hauptbahnhof enorm. Die Deutsche Bahn verkaufte Fahrkarten für genau zwei Euro, die für eine Fahrt von Coburg bis nach Bamberg berechtigen.
Die Warteschlange war lang, die Dauer der Totalsperrung der Strecke Lichtenfels-Bamberg ebenfalls. Insgesamt mussten Bahnkunden, die nach Bamberg reisen wollten, 34 Wochen lang viel Geduld mitbringen. Und das auf einer Strecke, die im Tagesdurchschnitt von 28 000 Kunden genutzt wird. Laut Deutscher Bahn wäre bei fortlaufendem Bahnbetrieb und gleichzeitigen Bauarbeiten die Bauzeit auf insgesamt acht Jahre angewachsen.
Anton Knapp, der Pressesprecher der Deutschen Bahn in Bayern, stellte dazu fest: "Da hätten wir ständig die Fahrpläne und den Schienenersatzverkehr neu anpassen müssen, was es für die Reisenden nicht einfacher gemacht hätte." Deshalb entschied sich die Bahn bewusst für eine konzentrierte Bauphase und die
Bustransport ab Lichtenfels
Ab Lichtenfels wurde der Personentransfer mittels Schienenersatzverkehr abgewickelt. Rund 100 Busse waren täglich im Einsatz, um den Fahrgästen während der Totalsperre eine Reisemöglichkeit Richtung Bamberg zu gewähren. Grund für die Bauarbeiten war das sogenannte Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nummer 8. Seit dem 11. Januar 2016 wurde an der ICE-Strecke zwischen München und Berlin Aus- und Neubauarbeiten durchgeführt. Dadurch kann die reine Fahrzeit, um knapp zwei Stunden, auf nunmehr vier Stunden reduziert werden. Mit Abschluss der Bauarbeiten wird das letzte große Schienen-Infrastrukturprojekt der Wiedervereinigung vollendet sein. Dafür mussten die Passagiere auf der Regionalstrecke zeitliche Einbußen von etwa 15 Minuten hinnehmen. Kritik gab es im Vorfeld vor allem vom Fahrgastverband Pro Bahn und dem stellvertretenden Vorsitzenden des Bayrischen Landesverbandes Lukas Iffländer: "Wäre vorab längerfristig geplant worden, hätte die Strecke zumindest eingleisig weiter befahren werden können. Die Bahn steht aber unter Zeitdruck, deshalb plant sie die Sperre, ohne vorher eine fahrgastfreundliche Lösung zu finden."
Reibungsloser Ersatzverkehr
Befürchtungen, die aus Sicht von Manfred Hofmann aber nicht eingetreten sind: "Die kurze Verzögerung war zu ertragen, zumal das Personal des Schienenersatzverkehr sehr nett und hilfsbereit war." Der begeisterte Bahnfahrer nutzt die Strecke seit Jahren aus privaten Gründen. Auch bundesweit sei er oft in Zügen der Deutschen Bahn unterwegs und mit der Lösung, die gefunden wurde, äußerst zufrieden.
Er ist einer der letzten, die sich eine ermäßigte Fahrkarte im Coburger Hauptbahnhof ergattern konnten.
Vorteile für die Verbraucher
Für den Unmut manch anderer Bahnkunden hat er wenig Verständnis: "Letztlich werden die Bauarbeiten ja nicht ausschließlich der Bahn selbst zu Gute kommen, auch der Verbraucher profitiert am Ende." Daher müsse auch Verständnis gezeigt werden. Die langfristigen Vorteile stünden schließlich über den kurzfristigen Nachteilen. Im Coburger Hauptbahnhof waren die ermäßigten Fahrberechtigungen schnell vergriffen, auch aufgrund des limitierten Kontingents. Heute wird es eine ähnliche Aktion im Bamberger Hauptbahnhof geben. Die Bahn setzt auf Wiedergutmachung.