Der Wirtschaftsminister Zeil und die Coburger Bratwurst
Autor: Simone Bastian
Coburg, Donnerstag, 08. August 2013
Jedes Jahr geht die FDP in Oberfranken auf Bratwursttour. Nun ließ sich Minister Zeil bei der Fleischerei Thein in Coburg einmal zeigen, wie Bratwürste überhaupt gemacht werden.
Der Minister beim Metzger - da muss es doch auch um das Thema Schlachthof gehen? Manfred Thein, Pressesprecher der Fleischer-Innung, versuchte zumindest, das Thema zu platzieren: Er beziehe sein Fleisch von Tieren aus der Region, sagte er. "Aber leider müssen wir jetzt nach Bamberg fahren." Da würden "Ressourcen vertan", allein wegen der weiten Wege für Schlachtvieh- und Fleischtransport. Darüber wusste Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) schon Bescheid. "Aber nach Kronach fahrt ihr net so gern", stichelte er. Wegen der kurvigen Strecke nach Kronach und weil es nach Bamberg schneller gehe, lautete Theins Antwort. Wie auch immer: Für den Betrieb regionaler Schlachthöfe ist der Freistaat nicht zuständig, betonte FDP-Fraktionsvorsitzender Thomas Hacker.
FDP war für Schließung
"Die Stadt tut ihren Bürgern mit der Schlachthofschließung keinen Gefallen", grummelte Thein weiter - musste aber zur Kenntnis nehmen, dass es die FPD war, die den Antrag in den Stadtrat eingebracht hatte, den Coburger Schlachthof so schnell wie möglich zu schließen. "Wegen des Defizits", wie Ulrich Herbert begründete, einer der beiden FDP-Stadträte und Kandidat für den Bundestag. "Es kann doch nicht Aufgabe der Stadt sein, einen großen Fleischhändler zu subventionieren."
Das alles war noch Vorgeplänkel auf dem Hof. In den Räumen der Fleischerei ging es dann um die Wurst, genauer gesagt, um die Coburger Bratwurst nach dem Rezept von 1534. Eigelb kommt hinein, das ist eine der Besonderheiten. Der Minister fand natürlich gleich Parallelen zwischen Bratwurst und Politik: "Die Qualität muss stimmen, und manche Rezepturen sind einzigartig." Gelb ist auch die Farbe der FDP. Dass vom Eigelb in der Bratwurst am Ende nichts mehr zu sehen ist, focht Zeil auf dem politischen Gebiet nicht an: "Am Ende kommt doch wieder Gelb drauf. Oder nehmt ihr Coburger keinen Senf?" Tun wir nicht - das sagte selbst Peter Jacobi, eins der FDP-Urgesteine in der Region und selbst einst Landtagsmitglied.
Schweinebauch fürs Grobe
Verwässert wird die Coburger Bratwurst jedenfalls nicht, auch nicht mit Eis, betonte Thein. Damit die Temperatur beim Kuttern passt, ist auch das Hackfleisch vorgefrostet. Zusammen mit den Eiern und Gewürzen wird daraus ein sehr feines Mett. Da fehlte noch das Grobe: Metzger Ralf Scheler holte Schweinebauch und -backenteile aus dem Kühlraum und schüttete sie in den Fleischwolf. Der Minister durfte den Startknopf drücken und anschließend zusehen, wie die fertige Bratwurstfülle in die Abfüllmaschine gehoben wurde. Rainer Pöppel schob den Schleißdarm auf das Rohr, durch das die Fülle in die Haut gepresst wird. Schaut einfach aus - aber Martin Zeil stellte schnell fest, dass es nicht so leicht ist, eine gleichmäßig dicke Wurstschlange vom Rohr laufen zu lassen.
Wurst im Schleißdarm wird nicht abgedreht, sondern nur in Stücke geschnitten, erläuterte Manfred Thein. Auch daran durfte sich der Minister versuchen. Bei der Bratwurstlänge verlassen sich die Metzger indes weniger auf das angebliche Bratwurstmaß auf dem Giebel des Rathauses, sondern auf ihr Gefühl und die Erfahrung.
Ein Zentner Fleisch ergibt etwa 550 bis 600 Würste. Das ist in etwas das normale Tagespensum der Fleischerei. Aber an Wochenenden, Donnerstag bis Samstag, können es auch insgesamt zehn Zentner werden, erzählt Manfred Thein. "Wir haben schon mal an zwei Tagen 20 000 Stück gemacht!"
Thein übernahm den Betrieb noch von seinem Vater. Die nächste Generation wolle "sich nicht zum Sklaven machen lassen", sagt er. "Wir sind nur noch am Schreiben und Dokumentieren." Auch die Kontrollen seien für Betriebe seiner Größe zu häufig, beklagte er sich bei Zeil. "Die kommen fünf Mann hoch und vier- bis fünfmal im Jahr, weil wir EU-zertifiziert sind. Ich finde, dass diese Dinge übertrieben werden im kleinen Handwerk." Da stimmte der Minister zu. Zuständig für die Kontrollen ("fünf- bis sechsmal ist entschieden zu viel") ist allerdings der Umweltminister. Er wolle mit Marcel Huber (CSU) darüber reden, versprach Zeil.