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Der Verfall des VfB-Vereinsheims in Coburg geht weiter


Autor: Christoph Winter

Coburg, Mittwoch, 13. April 2016

Für den Abriss des VfB-Vereinsheims und den Bau eines Parkplatzes ist kein Geld in der Coburger Stadtkasse.
Seit mehr als zehn Jahren vergammeln das frühere VfB-Sportheim und die alte Geschäftsstelle des im Jahr 2000 aufgelösten Coburger Traditionsvereins. Den Abriss des Gebäudes und den Bau eines Parkplatzes kann sich die Stadt nicht leisten. Foto: Christoph Winter


Der Rasen neben und gegenüber dem alten-VfB-Sportheim leuchtet Mitte April in saftigem Grün und ist akkurat gestutzt. Einen Tag vor der Sitzung des Bau- und Umweltausschusses gestern am Mittwoch präsentiert sich die Schulsportanlage in der Wiesenstraße top gepflegt. Kein Blatt, kein abgeschnittenes Grashälmchen entgeht dem Laubbläser.

Das frühere VfB-Sportheim und das kleine Häuschen nebenan, wo zu den glorreichen Zeiten des Vereins dessen Geschäftsstelle untergebracht war, werden hingegen auch die nächsten Jahre in einem Dornröschenschlaf verbringen und dem schleichenden Verfall preisgegeben. Die Fenster sind mit Brettern vernagelt, im Untergeschoss blicken den Passanten leere Fensterhöhlen an, Bauzäune riegeln das Gebäude ab: "Betreten verboten, Eltern haften für ihre Kinder." Ein Werbetransparent der Städtischen Werke versucht vergeblich, die Endzeitstimmung zu überdecken.


"Ein Schandfleck"

Der Bau- und Umweltsenat sprach sich am Mittwoch mehrheitlich dafür aus, dort nichts zu machen. Dafür habe die Stadt kein Geld. "Dem Abbruch der Gebäude Wiesenstraße 19 (Geschäftsstelle, die Red.) und 23 (Vereinsheim, die Red.) und dem Bau einer Parkierungsanlage für die Deckung des Stellplatzbedarfs der Sportanlage für Gesamtkosten in Höhe von 230 000 Euro wird aufgrund der derzeitigen Haushaltslage der Stadt Coburg nicht näher getreten", lautete der Beschlussvorschlag. Peter Kammerscheid (Pro Coburg) votierte dagegen, "weil es ein Schandfleck ist", Parkplätze dort benötigt würden und "die Stadt sich nicht aus der Verantwortung stehlen kann". Kammerscheid bezweifelte, dass der Bau von 33 Parkplätze dort 171 250 Euro kostet - "das wären mehr als 5000 Euro pro Stellplatz".


Fast 60 000 Euro für Abbruch

Das Hochbauamt der Stadt schätzt allein die Abbruchkosten auf 50 000 Euro für das Sportheim und nochmals 8750 Euro für das Häuschen daneben.

Auch CSU-Stadtrat Max Beyersdorf sprach sich für einen Abriss aus, die Fläche könne dann geschottert werden. Bürgermeisterin Dr. Birgit Weber (CSU) wies darauf hin, dass die Stadt aktuell keinen genehmigten Haushalt habe. Peter Cosack, der Leiter des Hochbauamtes, erinnerte daran, die Stadt sei erst seit kurzer Zeit Eigentümerin des Gebäudes. "Zwölf Jahre war es in privatem Besitz, während dieser Zeit wurde nichts gemacht." Zur Zeit ist das Gebäude von Strom-, Wasser- und Gasleitungen abgetrennt.

Im Juli letzten Jahres hatte die Wählergemeinschaft Pro Coburg Nutzungsvorschläge für "das seit Jahren leer stehende Sportheim" mit einem Stadtratsantrag eingefordert. Das unansehnliche Gebäude sei der Aufenthaltsqualität nicht zuträglich, das Haus stehe zur Disposition. Für die Wählergruppe sind anstelle des heruntergekommenen Sportheimes Parkplätze denkbar oder eine "Sportgaststätte oder Sportbar durch einen Investor. Die zentrale Lage würde dies ermöglichen und die Nutzer der Sportanlagen würden davon profitieren, da es außer dem Sportheim des TV 48 keine Versorgung auf diesem Gelände gibt, das sehr rege genutzt wird".


Noch eine Ausschreibung?

SPD-Stadträtin Petra Schneider würde das alte VfB-Sportheim auch am liebsten abgerissen haben. Sie war sich mit Peter Langbein (SBC) einig, dass zunächst eine neue Nutzung des Hauses oder des Geländes vorliegen müsse. Ähnlich äußerten sich Hans-Heinrich Ulmann (CSB) und Jürgen Oehm (CSU). Eine wiederholte Ausschreibung des alten Sportheimes brachte Birgit Weber ins Gespräch. Vielleicht finde sich doch noch ein privater Investor, der die Misere beendet. So recht überzeugt klang das aber nicht. Allein die Marmortafel am Sportheim mit den Namen der ehemaligen VfB-Vorsitzenden, die auf die Einweihung des Sportplatzes 1913 hinweist, trotzt seit mehr als einem halben Jahrhundert allen Veränderungen.

Weitere Informationen aus der Sitzung des Bau- und Umweltsenats Coburg:

Auf Garten- und Ackerland zwischen dem Judenberg und der Straße Himmelsacker ermöglicht die Stadt den Bau von Einzel- und Doppelhäusern sowie Wohnblocks. Der Bau- und Umweltsenat hat am Mittwoch den entsprechenden Bebauungsplanentwurf gebilligt, der jetzt ausgelegt und mit den Trägern öffentlicher Belange abgestimmt wird. Das Gelände hat eine Größe von 3,5 Hektar.

"Das Gebiet wird vollgepflastert", wisperte eine der Anwohnerinnen. Selten bei Sitzungen des Bau- und Umweltsenats: Dieser erste Tagesordnungspunkt am Mittwoch kurz nach 8 Uhr fand reges Interesse von einem guten Dutzend Anwohnern. Sie verfolgten die Vorstellung der Planänderung im Vergleich zu den ersten Entwürfen. So ist nun ein Trocken-Regenrückhaltebecken vorgesehen und auch ein Wendehammer wurde nach Vorschlägen der Nachbarn anders gestaltet und platziert.

Wie aus der Erläuterung hervorgeht, haben die dort lebenden Fledermäuse, darunter auch das Braune Langohr, Bunt- und Grünspecht, Dorngrasmücke und Neuntöter wenig Beeinträchtigungen durch die Neubauten zu befürchten. Weil dort kein gutes Wohnen möglich sei und die Grünen-Stadtratsfraktion Sanierung vor Neubau sehen, votierte Stadtrat Wolfgang Weiß gegen den Bebauungsplanentwurf. Hingegen wertete CSU-Stadtrat Jürgen Oehm die Planung als Abrundung des Siedlungsgebietes unterhalb des Bismarckturmes. Für vier Wochen, etwa ab Mitte April, liegt das Vorhaben nochmals öffentlich aus. Nach der Stimmung in der Sitzung des Bau- und Umweltsenats wird es wohl einige Änderungswünsche und manche Kritik daran geben.


Samstags sind Parkplätze rar

Das Parkraumkonzept als Teil des Verkehrsentwicklungsplanes der Stadt wird zur Zeit fortgeschrieben. Erste Zwischenergebnisse präsentierten am Mittwoch in der Sitzung des Bau- und Umweltsenats der Stadtplaner Juri Goebel und Verkehrsplaner Harald Spath. Die Stellplätze in Parkhäusern, auf Plätzen und an Straßen sind zusammengetragen worden, es gab Interviews mit Autofahrern und Innenstadtbesuchern sowie Verkehrszählungen. Einige Erkenntnisse: 2015 waren die Parkhäuser "Mauer", "Post" und "Zinkenwehr" an vier Tagen während des ganzen Tages völlig ausgelastet. Das Parkhaus "Mauer" fahren die meisten Autofahrer an, es folgt das Parkhaus "Post" und das "Zinkenwehr" ist das Schlusslicht in der Auslastung. Coburger parken mehr in den Straßen, besonders wenn nur kurze Erledigungen anstehen, Auswärtige wählen mehr die Parkhäuser. Bei den Befragungen wünschten sich die meisten mehr kostenfreie Parkplätze. Untersucht wird beim Parkraumkonzept auch die Umgebung des Klinikums. Dort sind die Parkplätze in den Straßen zwar nicht kostenpflichtig, aber rar.

Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) analysiert in der nächsten Zeit den Bedarf für einen Bahnhaltepunkt bei der Frankenbrücke. In der Sitzung berichtete Katja Link von der Stadtplanung, Coburg werde dieses Vorhaben weiter verfolgen. Wie schon vor einem Monat erklärte sie, größtes Hindernis für den Haltepunkt sei die Eingleisigkeit der Strecke. "Für den Fernverkehr der Bahn reicht das, der Nahverkehr ist Sache der BEG." Ein weiterer Bahnhaltepunkt, etwa 600 Meter weiter südlich in Höhe der Kleinen Rosenau, steht auch auf der Wunschliste der Stadt. Dazu müssten jedoch fünf Abstellgleise verlegt werden. Somit sei dieser Haltepunkt in weiterer Ferne.