"Der Verbraucher hat die Macht"
Autor: Christiane Lehmann
Coburg, Donnerstag, 16. Juni 2016
Der Bauernverband appelliert an die Bürger, beim Einkaufen die richtige Wahl zu treffen.
Was macht die Kuh auf dem Marktplatz? Ein Becher frische Milch, ein Stückchen Coburger Käse locken zum Stelldichein. Die Coburger Bauern wollen auf ihre Situation aufmerksam machen und mit den Bürgern in Dialog treten. Gerne wären sie an einem der Markttage gekommen, doch da ist kein Platz für ihr Anliegen. Deshalb standen sie am Donnerstag mutterseelenallein am Albertsdenkmal und passten die Passanten ab. Sie ernteten viel Verständnis und jede Menge Unterschriften, mit denen die Coburger ihre Solidarität bekundeten. Die Bauern fordern, dass regionale Lebensmittelerzeugung durch die bayerische Verfassung gesichert wird, ein striktes Verbot von Rabattaktionen bei Grundnahrungsmitteln, kartellrechtliche Maßnahmen gegen die Übermacht der großen deutschen Handelskonzerne, eine stärkere Unterstützung für die bayerischen Erzeugerorganisationen und eine klare Kennzeichnung von bayerischen Lebensmitteln.
Wenn von einem viertel Liter Milch gerade mal 7 Cent für den Bauern übrig bleiben, oder für 200 Gramm Kotelett 26 Cent, dann versteht der Konsument, dass irgend etwas nicht gut läuft.
Hand-Jürgen Rebelein, der Geschäftsführer des Bauernverbandes beklagt das lange Tief. "Seit fast einem Jahr sind die Preise im Keller. Wir hoffen auf den Herbst." Er appelliert an jeden einzelnen: "Der Verbraucher hat die Macht." Er entscheide am Regal, zu welchem Produkt er greift.
"Einerseits wollen die Leute gute, regionale, möglichst biologische Produkte, aber in der Praxis entscheidet dann doch oft der Preis", so die Erfahrung des Landwirts. Aber da könne er den Verbraucher schon auch verstehen, schließlich müsse jeder rechnen.
Nichtsdestotrotz sieht er eine Chance in den Kooperationen mit Supermärkten. Als Beispiel nennt er einen Kochnachmittag mit den Landfrauen, der demnächst in einem großen Discounter durchgeführt wird. Immer mehr Verbrauchermärkte bieten regionale Produkte an.
Zahlen und Fakten
Bauernhöfe Die Zahl der Bauernhöfe nahm in den vergangenen 35 Jahren um jährlich zwei Prozent ab. Im Gegenzug erhöhte sich im Durchschnitt die landwirtschaftlich genutzte Fläche um 0,86 Hektar pro Betrieb und Jahr.
Viehhaltung 15 796 Milchkühe gab es 1980 noch in Stadt und Landkreis Coburg. Die Zahl schrumpfte auf 8561 (2015). Bei den Schweinen nahm die Zahl im Gegensatz dazu von 79 685 auf 86 253 zu. Bei den Muttersauen sieht die Entwicklung wieder anders aus. Gab es 1980 noch 7979, waren es 2015 nur noch 4773.
Pferde gibt es mehr: 1980 waren es 590, 2015 795.
Wertung Der Rückgang der Viehhaltung in den Coburger Bauernhöfen, so schreibt der Bauernverband, liegt zum Teil deutlich über der allgemeinen Betriebsaufgabe. Die gilt insbesondere für die Zuchtsauenhaltung und die Milchviehhaltung.