Der Tambacher Schlosshof hebt ab
Autor: Dr. Carolin Herrmann
Weitramsdorf, Sonntag, 28. Juli 2019
Was für ein Start in den Tambacher Sommer! LaBrassBanda brachte den Schlosshof zum unbändigen Feiern.
Ujemama! Sie sind zurückgekehrt. Zurück zu sich selbst. Die verrückte LaBrassBanda war zum Auftakt des 19. Tambacher Sommers wieder sie selbst, die bayerisch-balkanesische Funk-Volks-Blasmusik um den virtuosen Trompeter Stefan Dettl, als die sie 2007 losgezogen ist in die Welt, auf dass der Hör'n und Seh'n vergehe und die Ohrn weggeblosn wern. Es war wieder einmal unglaublich, wie die Menschenmasse im vollen Schlosshof hüpfte und tanzte und sang. Und Yoga machte. Dazu später.
Die Lederhosenbarfußbuam waren ja zum vierten oder fünften Mal hier bei uns, sie wissen es selbst nimmer so genau. Und dabei haben sie sich zwischendurch fast mal verloren im immer lauteren, groberen, noch schnelleren Technoscheiß. Dass der technisch virtuos auf Trompete, Posaune und Tuba geblasen war, nützte doch auch nix.
Jetzt aber, Ujemama, um nochmal die große bayerische Waldgöttin anzurufen, der die Buam vom Chiemsee auch bei ihrer Tour im nördlichen Brasilien begegnet sind, jetzt aber macht LaBrassBanda wieder richtig gscheite Musik:
Treibender, wilder Rhythmus, der die Leute auf den Saharawind springen ließ, der am Freitag in den Schlosshof wehte. Dann aber immer wieder, was nötig war, auch jamaikanische Reggae-Beruhigung, viele musikalische Einfälle. Und - was die den Leuten an raffinierten und freien Jazzsolos untergejubelt haben - habedieehre. Die Leut' wollten sogar immer mehr davon haben. Fragt doch der Dettl immer wieder scheinheilig: "Habts ihr Lust auf a Tubasolo?" Und die über 2000 schreien Jaaaaa. Worauf ihnen der Stefan Huber sowas von einen tutet. Oder der Dettl und der Korbinian Weber verschlingen ihren Trompetensound so dermaßen schräg, dass man nur noch fragen kann: Des, des is doch exberimendell, odder? - Sowas kommt sonst nicht vor.
Jetzt aber erstmal Yoga
Freilich, die bräsige Bande packt halt die Leut' auch immer wieder ein im gemeinsamen Tschanananana. Dann wird Liebe in die Welt geschickt und einen Song lang ganz ernsthaft Yoga gemacht. Echt, alles macht mit. Sieht verdammt gut aus im Sonnenuntergangslicht.
Dann gibt es eine sehr ernst zu nehmende Luftgitarrennummer mit 2000 Beteiligten. Oder diese Masse setzt sich acht Schritt vor, acht Schritt zurück, Drehung...homogen in Bewegung - ohne über sich selbst zu stolpern. Da hätt' einem andernorts in der Enge scho Angst werden müssen.
Und des alles, obwohl die meisten den Ansager Dettl in seinem exzessiven Bayrisch doch goar ned versteng, erst recht nicht in seinem unglaublichen Schnellsprech. Is obber nix bassierd. Außer dass so a gscherter echter Bayer in der Publikumsmasse doch glatt um sich gefragt hat: "Ihr verstehts koa Bayrisch, gell?" So, als ob er do in Dambach daham gewesen wär und mir die zugereisten Ausländer.