Der Räumdienst wartet auf den Winter
Autor: Berthold Köhler
Coburg, Mittwoch, 03. Dezember 2014
Wenn das Wetter schwierig wird, beginnt für die Mannschaft von Straßenmeister Edelbert Schöpplein der Dienst schon um 2 Uhr in der Nacht. Was das Streusalz angeht, dürfte der Vorrat locker bis in den Frühling reichen.
Gestern war Tag 4, immerhin. Zum vierten Mal in dieser "Saison" sind die Winterdienstfahrzeuge des Landkreises ausgerückt, auch wenn der richtige Winter noch auf sich warten lässt. Edelbert Schöpplein ist angesichts des ruhigen Winterauftakts sogar zum Scherzen aufgelegt: "Wir haben schon gedacht, der Winter kommt gar nimmer", sagt der Leiter der Straßenmeisterei des Landkreises. Aber wenn er kommt, der Winter, dann sind sie in der neuen Straßenmeisterei am Landratsamt gut gerüstet.
Das fängt schon beim Salz an. 1900 Tonnen liegen in der großen Halle am Ende des Geländes neben dem Landratsamt - das ist mehr als doppelt so viel wie früher in der Scheuerfelder Straßenmeisterei gelagert werden konnte. Deshalb muss sich Schöpplein jetzt auch keine große Gedanken machen, ob er Salz nachbestellen muss. Der 1900-Tonnen-Vorrat ist in etwa das, was im Laufe eines richtig harten Winters wie 2010 und 2012 auf den Kreisstraßen gestreut wird. Im vergangenen Jahr waren es gerade einmal 650 Tonnen, wobei Schöpplein ausdrücklich darauf hinweist, dass nicht die niedrigen Temperaturen den Salzverbrauch in die Höhe schnellen lassen - "es ist der Niederschlag".
Aber auch wenn viel Salz im Lager bleibt - für die Straßenmeisterei ist das kein Problem. Bis zu zehn Jahre, rechnet der Straßenmeister, bleibt das Salz streufähig. Das liegt an einem Zusatz, der das zusammenbacken der Salzkörner verhindert. "Ohne das", sagt Schöpplein, "wäre schon nach einer Woche alles hart". Beim Salz lässt sich der Landkreis von einem deutschen Hersteller beliefern, wobei die Preise im Winter immer ein bisschen höher liegen als im Sommer. Der Gedanke an irgendwelche ausländischen Importe verursacht beim Chef der Straßenmeisterei ein leichtes Stirnrunzeln. Alleine schon deshalb, weil deutsche Hersteller - wenn es denn doch mit der Menge einmal eng werden sollte - schnell nachliefern können. "Wenn das Salz erst mit dem Schiff kommen muss, dann dauert das natürlich viel länger", erklärt Schöpplein.
Fünf Monate Hauptsaison
Bei der Personalplanung geht die Saison des Winterdienstes von Mitte November bis Mitte März. 17 Straßenwärter hat Schöpplein dafür zur Verfügung, wobei für die drei Räumfahrzeuge des Landkreises jeweils drei Fahrer zur Verfügung stehen: Einer hat Frühschicht, einer Spätschicht, einer hat frei - mit dieser personellen Besetzung ist der Landkreis an niederschlagsreichen Tagen in der Lage, zwischen 6 und 22 Uhr die Straßen frei zu halten.
Los geht der Dienst freilich viel früher. Um 1.30 Uhr startet der erste Mitarbeiter der Straßenmeisterei bei schwierigen Wetterverhältnissen seine Kontrollfahrt. "Wenn er merkt, dass wir ausrücken müssen, ruft er die Kollegen sofort an", erklärt Schöpplein. Die Mitarbeiter in seinem Team müssen bei ständiger Rufbereitschaft im Winter deshalb stressresistent sein. "Die Belastung", sagt der Straßenmeister, "ist in dieser Zeit enorm". Wenn die Räumfahrzeuge abends in die Halle fahren, ist der Dienst noch lange nicht vorbei: Bis die zwei Unimogs und der Lkw gereinigt und wieder einsatzbereit sind, dauert es noch einmal bis zu vier Stunden.
Vorsicht auf den "Langen Bergen"
Wenn Winterdienst angesagt ist, stehen zwei Kreisstraßen an erster Stelle: Die CO 11 und die CO 13, die Verbindungen von Sonneberg über Neustadt in den Osten des Landkreises. Dort ist das Verkehrsaufkommen derart hoch, dass Straßenglätte schnell zu chaotischen Verkehrsverhältnissen führen würde. Aus ganz anderen Gründen hat Edelbert Schöpplein die CO 4/CO 23 immer im Blick. Dort - im Raum Ahlstadt, Rottenbach, Bad Rodach - kann es aufgrund der Höhenlage auf den "Langen Bergen" schnell kritisch werden.
Langfristige Planungen zu machen oder gar Geld für detaillierte Wetterinformationen kommerzieller Anbieter auszugeben - darüber macht sich Edelbert Schöpplein inzwischen keine Gedanken mehr. Seine langjährige Berufserfahrung hat ihn gelehrt, dass man sich nicht allzu sehr auf die Wettervorhersagen verlassen sollte. "Gerade wenn Hoch- und Tiefdruckgebiete nah beieinander liegen, kann sich das Wetter auf zehn Kilometern total unterschiedlich darstellen", erklärt Schöpplein. Und deshalb heißt es für das Team der Straßenmeisterei in winterlichen Zeiten wie diesen: Früh aufstehen und schauen, was los ist.