Der Preis für den Handel mit Autokraten
Autor: Sandra Hackenberg
Coburg, Dienstag, 15. März 2022
Welche Konsequenzen würde Deutschland ziehen, wenn China im Ukraine-Krieg Russland unterstützt? Ein Embargo russischen Öls und chinesischer Waren kann sich Deutschland gar nicht leisten, sagt unsere Autorin.
Der Krieg ist nicht mehr derselbe wie vor 100 Jahren. Wenn Russland die Ukraine überfällt, betrifft das auch ihre Handelspartner. Und so bekommt Deutschland die Auswirkungen dieses Krieges bereits zu spüren, nicht nur in Person von tausenden geflüchteten Menschen, die hier Schutz suchen. Weil Europas Kornkammer unter Beschuss steht, wird das Öl im Supermarkt knapp. Wo sonst Wodka, Kondensmilch und Konfekt aus Russland stehen: leere Regale. Und auch der Blick auf die Preistafel an der Tankstelle oder die Heizöl-Rechnung schmerzt, weil Benzin-, Diesel- und Gaspreise in astronomische Höhen schnellen.
Letzteres liegt noch nicht an den Sanktionen, die Deutschland und die EU bereits gegen Russland verhängt haben. Da sind der Import von Öl und Gas bislang ausgenommen. Drei Wochen nach Kriegsbeginn fließen dafür noch immer täglich hunderte Millionen Euro aus der EU nach Russland. Alleine die Ungewissheit, die Sorge der Verbraucher, im nächsten Winter ohne Heizöl in einem kalten Haus zu sitzen, treibt die Preise derzeit nach oben.
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Dabei könnte es noch weitaus schlimmer kommen. Der Nachrichtensender CNN hat jüngst unter Berufung auf verschiedene Quellen berichtet, dass Russland seinen Verbündeten China um Unterstützung im Ukraine-Krieg gebeten hat. Konkret soll es um Fertiggerichte, darunter Tütensuppen, für die russischen Soldaten gehen. Zwar hat China diese Nachricht sofort als Falschmeldung dementiert. Aber was das Wort eines Autokraten wert ist, muss der Westen, allen voran aber die Ukraine, gerade auf schmerzvolle Art lernen.
Xi Jinping hat bislang zum Krieg geschwiegen. Aber auch ein Schweigen kann ohrenbetäubend laut sein. Für den Präsidenten der Volksrepublik wird es immer schwieriger, nicht zwischen die Fronten zu geraten. Zum einen ist da der Westen mit den wichtigen Handelspartnern und Zukunftstechnologien. Zum anderen die Großmacht Russland mit einem ähnlich totalitären Herrscher wie es eben Xi Jinping ist. Der Freund Wladimir Putin, der die selben Grundsätze teilt und gerade noch zur Eröffnung der Olympischen Winterspiele am 4. Februar in Peking war. Es heißt, schon da habe Xi Jinping von der Invasion der Ukraine gewusst und geschwiegen. Er soll seinen Freund lediglich darum gebeten haben, mit dem Angriff bis zum Ende der Winterspiele zu warten. Nachzuweisen ist ihm das freilich nicht.
Die "Zeit" nannte Xi Jinping jüngst den Komplizen Putins. Sollte er Russland tatsächlich im Krieg gegen die Ukraine unterstützen - und sei es nur mit Tütensuppen, um die russischen Soldaten für ihre nächsten Angriffe zu stärken - wäre Xi Jinping genau das. Und China wäre Mittäter.