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Der Mensch steigt in babylonische Türme


Autor: Dr. Carolin Herrmann

Coburg, Freitag, 16. Juni 2017

Im Parterre des Coburger Kunstvereines geht es hoch hinaus, zumindest in der Vorstellung, mit Klaus Hacks babylonischen Türmen.
Babel im Coburger Kunstverein: Selbst die Figuren Klaus Hacks tragenden Turmbau in sich.  Fotos: Carolin Herrmann


Der Bildhauer wurde 1966 in Bayreuth geboren, hat in Nürnberg und Berlin studiert, zog 1990 in ein Dorf in Brandenburg, pflegt aber seine Beziehungen nach Oberfranken bis heute. Seine Werke sind in zahlreichen öffentlichen Sammlungen vertreten.
Ob "nur" einen Meter hoch oder Menschengröße überragend, Klaus Hacks feinteilig gegliederte Holzskulpturen, ebenso aber auch seine skurrilen Figuren, tragen archaische Urzeit und Science Fiction in sich. In aufwendiger Schnitzarbeit jeweils aus einem Baumstamm geholt, steigt fensterreich Etage über Etage. Doch so miniaturhaft geformt die Bauten im Detail auch sind, so monumental wirken sie. Klaus Hacks Auseinandersetzung mit "Babel - Figur und Turm", wie die Ausstellung überschrieben ist, kreist um das Streben des Menschen ins Himmelhohe, dessen Sehnsucht über sich selbst hinaus, unmittelbar damit verbunden den Hang zur Selbstüberhebung, zum Maßlosen.


Merkwürdige Männchen

Hack vermittelt aber nicht drohende Warnung. So spielerisch sich sein Schnitzwerk Stockwerk um Stockwerk hochwindet, spricht es eben auch heiteren Entdeckungsgeist des Menschen, fröhliches Zukunftsverlangen an. So könnte man es sehen, auch wenn seine babylonischen Türme unsere gefestigten, vertrauten Architekturvorstellungen verlassen, schräg und leicht gewunden ins Amorphe greifen, so wie in manchen Science Fiction-Filmen die türmenden Hochhäuser der zukünftigen Städte in ungeahnter Freiheit in den Himmel ragen.
Entsprechend kommen Klaus Hacks Figuren daher, mit quadratischen Köpfen und Gliedmaßen an merkwürdigen Stellen. Alle Skulpturen sind mit weißer Farbe überzogen, aber nicht flächendeckend, so dass der plastische, lebendige Charakter seiner Schöpfungen noch hervorgehoben wird. Zu den 30 Skulpturen zeigt Hack im Kunstverein auch etwa 25 Holzschnitte und Zeichnungen. (Bis 20. August)