"Der kleine Lord" in Coburg: Hoffnung schenken in trüben Zeiten
Autor: Jochen Berger
Coburg, Samstag, 13. November 2021
Wie das Publikum in Coburg die Premiere des Familienstücks "Der kleine Lord" erlebt.
Diese Geschichte ist viel zu schön, um wahr zu sein. Aber gerade deshalb ist sie jetzt für viele Zuschauer genau die richtige Wahl als Familienstück zur Vorweihnachtszeit im Landestheater. "Der kleine Lord" erzählt die Geschichte eines Jungen aus ärmlichen Verhältnissen in New York, der als einziger Enkel zu seinem adeligen Großvater, dem Earl of Dorincourt, nach England kommt. Dort erobert der junge Cedric in Windeseile das Herz des griesgrämigen Großvaters und krempelt dessen einsames Leben komplett um.
Der anfangs hartherzig agierende Großvater kann sich nicht lange gegen die kaum zu bremsende Hilfsbereitschaft seines Enkels wehren und wird schließlich gar zum Wohltäter für seine in Not geratenen Pächter. Wer auf der Theaterbühne gerne das Gute siegen sieht, ist in diesem Stück zweifellos an der richtigen Adresse.
Lilian Prent begeistert in der Titelrolle
Denn Gastregisseur Holger Seitz, der sich mit seiner Freiluft-Inszenierung von "Robin Hood" 2019 im Hofgarten erstmals in Coburg vorgestellt hatte, setzt konsequent auf familientaugliches Unterhaltungstheater mit hohem Wohlfühlfaktor. Dabei kann er sich auf eine gut harmonierende Darstellerschar verlassen, die das Stück vor einem Jahr schon bis zur Premierenreife geprobt hatte, dann aber - wegen des erneuten Lockdowns - nicht vor Publikum präsentieren durfte. Bei der Titelrolle gab es allerdings eine Umbesetzung: Für Solveig Schomers, die das Coburger Ensemble verlassen hat, übernahm Lilian Prent den Part als kleiner Lord und zog das Coburger Publikum von der ersten Szene an in Bann. Als Graf Dorincourt kehrt das langjährige ehemalige Ensemblemitglied Thomas Straus aus dem Ruhestand als Gast zurück ans Landestheater.
Ausdauernder Beifall
Das Bühnenbild von Herbert Buckmiller setzt auf den Kontrast zwischen Alter und Neuer Welt, zwischen England und Amerika, und garantiert dank Drehbühneneinsatz rasche Szenenwechsel.
Ende gut, alles gut? Nicht so ganz. Denn in Corona-Zeiten kann das Premieren-Publikum im Landestheater dieses Familienstück nicht völlig ungetrübt genießen.
Das beginnt schon bei der aktuell gültigen 2G-Regelung, die ungeimpfte Kinder ab 12 Jahren vom Theaterbesuch ausschließt. Auch wenn sich die Zahl der daraus resultierenden kurzfristigen Ticket-Stornierungen in sehr überschaubaren Grenzen hielt: die Premiere war - anders als in normalen Jahren - keineswegs ausverkauft.
Zum Ausgleich aber geriet der ungetrübte Premierenbeifall bemerkenswert ausdauernd.