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Der Itzgrund will wieder einen Laden


Autor: Berthold Köhler

Itzgrund, Freitag, 08. Mai 2015

Nachdem der Verbrauchermarkt in Kaltenbrunn seit Jahresbeginn dicht ist, sucht die Gemeinde nach neuen Lösungen. Ohne bürgerschaftliches Engagement wird die Sache wohl nicht funktionieren, vermutet der Bürgermeister.
Auf dem Papier schaut das Konzept des "Dorfladens" für Kaltenbrunn schon ganz gut aus - finden (von links) Dieter Scherbel, Jony Salameh und Werner Thomas. Im Hintergrund: Der ehemalige "nah und gut", der mit seinen 330 Quadratmetern Verkaufsfläche für das Projekt in Frage kommen könnte. Foto: Berthold Köhler


Wenn Jony Salameh den Begriff "Dorfladen" schon hört, wird er richtig hibbelig. Nein - er spricht viel lieber von einem "Lebensmittelgeschäft", das der Itzgrund braucht. Nur ein Laden, das wäre dem Physiotherapeuten zu wenig. Gemeinde-Geschäftsleiter Dieter Scherbel würde die Sache noch anders nennen: "Verbrauchermarkt". Aber das Problem, das dahinter steckt, eint alle in ihrem Engagement: Es ist die fehlende Nahversorgung im südlichen Landkreis.

Gut ein viertel Jahr hat Bürgermeister Werner Thomas (SPD) erfolglos nach einem neuen Betreiber für den Verbrauchermarkt in der Gartenstraße gesucht. Erfolg hatte er dabei nicht. Zu hohe Investitionskosten für die Einrichtung und Ausstattung des Ladens gaben für die meisten Interessenten den Ausschlag, sich wieder zurück zu ziehen. Dabei wäre ein Laden im Itzgrund durchaus zukunftsfähig, was dem Bürgermeister vom bisherigen Betreiber versichert wurde: "Der Laden war kein Draufzahlgeschäft."

Also ging die Suche nach Alternativen weiter. Werner Thomas holte dazu die Gewerbetreibenden an einen Tisch, den er aber nach eigenem Bekunden reichlich ernüchtert wieder verließ. "Das war nicht der große Wurf", räumt der Bürgermeister ein. Er habe den Eindruck gehabt, dass die Gemeinde die Verantwortung hätte übernehmen müssen - was sie aber nicht kann. Eine Gemeinde könne schließlich kein privates Unternehmen auf die Beine stellen.

Nur gut, dass sich Kaltenbrunn derzeit in der Startphase der Dorferneuerung befindet. Diese nahm Werner Thomas zum Anlass, um die Nahversorgung im Verfahren zum Thema zu machen. Inzwischen hat die Gemeinde eine mündliche Zusage aus dem Amt für ländliche Entwicklung, dass ein Dorfladen als "vorgezogene Maßnahme" verwirklicht werden könne.

Das Interesse der Bevölkerung an diesem "Betriebsmodell", wie es der Bürgermeister ausdrücklich nennt, scheint groß zu sein. Rund 200 Personen kamen vor zwei Wochen zu einer ersten Besprechung mit "Dorfladen"-Planer Wolfgang Gröll, 88 zeigten mit ihrer Unterschrift auf einer Liste ihr Interesse an aktiver Mitarbeit. Dieter Scherbel kennt seine Kaltenbrunner und ist zuversichtlich: "Wenn sie unterschreiben, dann sind sie auch dabei."
Der Bürgermeister ist da (noch) ein bisschen vorsichtiger, weshalb er klar stellt: "Die Sache kann nur mit bürgerschaftlichem Engagement funktionieren." Das heißt: Die Menschen, die am Ende einmal hinter dem Dorfladen stehen, müssen die Sache alleine stemmen. Freilich: Die Gemeinde könnte helfen und mit finanzieller Unterstützung aus der Dorferneuerung die Räume des künftigen Dorfladens kaufen. Ob es sich dabei um den ehemaligen Schmidt-Laden in der Gartenstraße oder ein anderes Gebäude wird, sei einmal vorerst noch dahin gestellt. Den Begriff des "Dorfladens" umschifft der Bürgermeister immer wieder, seit er von Gröll erfahren hat, dass ein solches Geschäft durch bis zu 500 Quadratmeter Verkaufsfläche haben kann.

Entscheidung bis Ende des Jahres

Zugegeben: Der Standort des alten "nah und gut"-Marktes hat schon was für sich, das weiß auch der Bürgermeister: "Die Lage ist gut." Schließlich ist die Gartenstraße so etwas wie das "Herz" der Gemeinde Itzgrund - mit Bank, Arzt, Apotheke, Rathaus und anderen wichtigen Anlaufstellen binnen weniger Meter. Damit dort auch weiterhin Leben herrscht, engagieren sich Jony Salameh und seine Frau Andrea auch enorm beim "Dorfladen"-Projekt, auch wenn er diesen Begriff wirklich ganz und gar nicht leiden kann. Deshalb sagt er auch: "Es geht nicht um den Laden, es geht um die Gemeinde." Es könne doch nicht sein, dass gerade ältere Menschen immer weiter durch die Gegen gondeln müssen, um alltägliche Besorgungen zu machen.

Viel Wasser darf nicht mehr die Itz hinunter fließen, ehe die Entscheidung zum Kaltenbrunner "Dorfladen" gefallen ist. Der Bürgermeister hat die Deadline zum Ende des Jahres gesetzt - aus gutem Grund, wie ihm nach Gesprächen mit anderen "Dorfladen"-Betreibern klar geworden ist: "Wenn es zu lange dauert, hat sich der Kundenstrom woanders hin orientiert."