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Der ICE bekommt seinen Strom von Wörlsdorf aus


Autor: Rainer Lutz

Neustadt bei Coburg, Dienstag, 19. Juli 2016

Damit im kommenden Jahr der Schnellzug durch unsere Region rasen kann, braucht er jede Menge Strom. Den führt eine eigene Trasse herbei.
Bei Sonneberg wird der Mast Nummer 31 der neuen Bahnstromtrasse zwischen Wörlsdorf und Roth auf der Höh errichtet. Foto: Rainer Lutz


Mast 31 liegt am Boden. Nicht, dass es ein Unglück gegeben hätte. Die Stahlkonstruktion wurde im Liegen zusammengebaut und vorbereitet, um auf ihr Fundament gesetzt zu werden - als Teil der Bahnstromtrasse, die den ICE zwischen Ebensfeld und Erfurt künftig mit "Saft" versorgen soll. Am Dienstag informierte Frank Kniestedt, Sprecher Großprojekte Südost der Deutschen Bahn, über den Fortschritt beim Bau der Trasse. Dabei wurde Mast 31 bei Sonneberg aufs Fundament gesetzt.
Auf ihrem Weg in die Nähe von Schalkau im Nachbarlandkreis Sonneberg verläuft die rund 23 Kilometer lange Mastenreihe größtenteils auf thüringer Gebiet. Zwischen dem Muppberg und Sonneberg vorbei, führt sie über Heubisch zur Grenze nach Bayern nahe Wörlsdorf und verläuft dann ein Stück auf dem Gebiet der Gemeinde Sonnefeld.

Sie stößt bei Wörlsdorf auf die bereits vorhandene Leitung von Nürnberg nach Weimar, von der sie den Strom nach Roth transportieren wird.


Noch 2016 fertig

Ende des Jahres soll Strom durch die Leitungen fließen. Testfahrten mit elektrisch betriebenen Lokomotiven sind aber vorher schon möglich. "Dazu wird der nötige Strom von Norden her in die Oberleitungen der Trasse eingespeist", erklärt Kniestedt. Wenn im kommenden Jahr dann der reguläre Betrieb nach Fahrplan beginnt - im November 2017 soll es so weit sein - dann wird allerdings der volle "Saft" aus der Bahnstromleitung gebraucht.
Insgesamt 7900 Kilometer umfasst das Bahnstromnetz der Deutschen Bahn. Durch seine Leitungen werden täglich rund 20 000 Züge mit Strom versorgt. Die Leitungstrassen mit einer Spannung von 110 Kilovolt sehen kaum anders aus, als die, durch die unsere Haushalte mit Energie versorgt werden. Erzeugt wird der Bahnstrom überwiegend in Kraftwerken, die der Bahn selbst gehören. Die DB Energie ist der fünftgrößte Energieerzeuger in Deutschland. Zum Teil wird aber auch Strom aus anderen Netzen für den Bedarf der Bahn genutzt.
Der Strom aus der Bahnstromleitung, die jetzt so nah an Neustadt vorbei errichtet wird, muss zunächst in Unterwerken transformiert werden. Mit 15 kV und einer Frequenz von 16,7 Hertz fließt er dann in den Oberleitungen der Strecke. Die Unterwerke für die Neubaustrecke durch die Region stehen in Roth (nahe dem Froschgrundsee auf thüringer Seite), Wolfsberg und Eischleben.
Die Kosten für die Stromtrasse beziffert Frank Kniestedt auf rund sechs Millionen Euro. "Ein vergleichsweise kleiner Posten, wenn man bedenkt, dass für das Gesamtprojekt rund zehn Milliarden Euro an Kosten erwartet werden", meint der Bahnsprecher.


Jetzt schon gefährlich

Auch wenn die Bahnstromtrasse erst Ende des Jahres fertig ist, und die Zuschaltung aus anderen Netzen für die Testfahrten voraussichtlich erst Ende August erfolgt, warnt die Bundespolizei schon jetzt vor Kontakt mit den Oberleitungen der Strecke. Es droht Lebensgefahr.