Der Fechheimer Berg hat viele Freunde
Autor: Rainer Lutz
Fechheim, Montag, 01. Oktober 2018
Verbände und Privatleute arbeiten Hand in Hand, um am Fechheimer Berg eine Landschaft zu erhalten, die einer Vielfalt von Pflanzen und Tieren Heimat gibt.
Wäre der Fechheimer Berg ein Patient, so wäre er hoch privilegiert. So viele Fachkräfte mühen sich um seine Pflege. In einer ungewöhnlichen Gemeinschaftsleistung ist ein Naturgebiet entstanden - oder erhalten geblieben - das gewiss nicht alltäglich ist.
Er brachte ja gewisse Voraussetzungen mit, der Berg. Steil ist er. Wo er nicht unter Wald steckt, sorgen Terrassen dafür, dass dort überhaupt Landwirtschaft möglich wurde. Dazwischen wuchsen Hecken auf. Die Bodenkrume auf dem Kalkstein der Bruchschollenkuppe ist mager. Das sind wohl Gründe dafür, dass nie jemand versuchte, aus vielen Parzellen einen großen Acker zu machen.
Kleinteilige Flecken wollen gepflegt sein. Nutzt sie niemand mehr, wären sie bald verschwunden, gingen von einer halboffenen in eine Busch- und Waldlandschaft über. Das sollen sie aber nicht, weil sich inzwischen so viele selten gewordene Lebensräume gebildet haben.
"Der Landesbund für Vogelschutz hat oben am Berg Flächen angekauft, auf denen verschiedene Enzianarten und Orchideen wachsen", erklärt Frank Reißenweber. Er ist Biologe, Kreisvorsitzender des LBV und am Landratsamt für den Arten- und Biotopschutz zuständig. Betreut wird das Gebiet von der Neustadter Ortsgruppe um Freimut Brückner. Der kennt sich bestens aus von der Orchideenwiese oben am Berg bis zu einer Quelle weit unten, die schon zur Ortschaft Horb gehört. "Wir haben sechs verschiedene Orchideenarten bestätigt", schwärmt er. Daneben gilt die Wiese als der bedeutendste Standort der Region für die Silberdistel. "Und ganz oben wächst sogar der Gelbe Enzian", fügt er hinzu.
Ungewöhnlicher Gast
;Wie der da hinkommt, ist Frank Reißenweber schleierhaft. "Das ist eine Hochgebirgspflanze. Es ist schon unwahrscheinlich, dass die auf natürliche Weise hierher kommt", sagt er. Aber die wenigen Pflanzen halten sich. Entfernen wird man sie nicht.
Auf den Terrassen weiter unten sind Obstbäume gepflanzt worden. Die Hecken werden im Zaum gehalten, die Magerrasenflächen werden jedes Jahr einmal gemäht oder abgeweidet. Hier wirkt Hubert Kluger. "Ich wollte schon immer eigenen Wald", sagt er. Als er angrenzend an die Terrassen ein Stück kaufen konnte - zusammen mit der Quelle, die früher Horb mit Wasser versorgte - kam er zu den landwirtschaftlich geprägten Terrassen "wie die Jungfrau zum Kind". Obstbäume hat er auch an deren Stellen. "Ich habe mal gezählt, inzwischen sind es ungefähr 70 insgesamt", sagt er. Dabei liegen ihm alte Sorten und Hochstammbäume am Herzen. Trotzdem wollen Bäume, Hecken und Terrassen gepflegt sein. Viel Arbeit, die er neben der in seiner Zahnarztpraxis stemmen muss. "Ein bisschen liebe zur Natur gehört schon dazu" sagt er.
Der Landschaftspflegeverband Coburger Land vergütet die Arbeiten zur Pflege der Grundstücke und unterstützt ihn so dabei, die Landschaft so zu erhalten. Dazu sind aber noch andere Helfer unermüdlich im Einsatz: Schafe. Sie gehören Tanja Jung. "Ich wollte immer Schäferin werden", erklärt sie, wie sie zu ihren elf Barbados- und Barbadosmix Tieren kommt. Die Tiere waren ihr sehnlicher Wunsch - wenn sie schon nicht Schäferin werden konnte, weil die Mutter meinte sie soll "was Gescheites lernen". Das wäre Schäferin sicher auch gewesen. Nun ist sie Lehrerin. Schafe hat sie trotzdem. Und Hunde: drei Bordercollies.