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Der erste Besuch in Coburg erfolgte inkognito


Autor: Oliver Schmidt

Coburg, Montag, 12. November 2018

Leon Dolle, künftiger Direktor des Dormero-Hotels, will den Namen "Goldene Traube" vielleicht doch erhalten. Der Michelin-Stern ist trotzdem bald weg.
Leon Dolle freut sich auf seine künftige Aufgabe als Direktor des künftigen Dormero-Hotels  in Coburg.Foto: Oliver Schmidt


Leon Dolle ist schon viel und weit herumgekommen in der Welt. Vor allem in Südostasien hat er diverse Hotels geleitet. Der 58-Jährige war aber zum Beispiel auch für das Amstelhotel in Amsterdam verantwortlich, das er liebevoll als die "alte Dame" der niederländischen Hotellerie bezeichnet. Ab Januar 2019 wird Leon Dolle als Hoteldirektor in Coburg tätig sein - und er muss schmunzeln, wenn er die Parallelen erkennt: "Die ,Goldene Traube‘ ist ja auch so etwas wie die ,alte Dame‘ hier in der Region!" Wobei er ausdrücklich betont, dass er das positiv meint.

Unternehmer hat Hotel gekauft

Zur Erinnerung: 25 Jahre lang haben Bernd und Barbara Glauben das Romantik-Hotel "Goldene Traube" geleitet und geprägt. Doch Ende des Jahres ist Schluss. Die beiden haben das Hotel an einen heimischen Unternehmer verkauft, der nicht genannt werden will. Der wiederum hat mit der aufstrebenden Hotelkette Dormero einen Partner gefunden, der das traditionsreiche Hotel in Coburg künftig führt. Und Dormero setzt auf Leon Dolle als erfahrenen Hoteldirektor vor Ort.

Leon Dolle stammt aus dem niederländischen Örtchen Delft. "Dort gibt es eine schöne historische Altstadt", erzählt Dolle im Gespräch mit dem Coburger Tageblatt. Und umso mehr habe er sich gefreut, als er vor ein paar Wochen zum ersten Mal nach Coburg kam und feststellte, dass diese Stadt ebenfalls eine historische Altstadt hat - "und sie ist fast sogar noch schöner als die in Delft!"

Seinen Premierenbesuch in Coburg unternahm Leon Dolle quasi "inkognito". Ohne, dass jemand von den Traube-Mitarbeitern wusste, wer er ist, reservierte er zusammen mit zwei befreundeten Frauen einen Tisch im Traube-Restaurant "Victoria Grill". "Der Service und das Essen waren sehr gut", erinnert sich Leon Dolle. Aber vor allem habe ihn beeindruckt, dass das Lokal an jenem Montagabend voll besetzt war. "An einem Montagabend!", betont Leon Dolle und kombiniert daraus, dass "die Glaubens" wirklich etwas vom Geschäft verstehen. Sprich: Es heißt schon was, einen Hotel- und Restaurantbetrieb derart erfolgreich zu positionieren, dass sogar an einem als eher umsatzschwach geltenden Montag guter Betrieb herrscht.

Bleibt der Name doch erhalten?

All diese Beobachtungen fließen natürlich mit ein, wenn Leon Dolle über die künftige Ausrichtung der Traube nachdenkt. Im Tageblatt-Gespräch gibt sich der Hotelier aber noch zurückhaltend. Ja, natürlich werde es Veränderungen geben - aber, nein, nicht alles müsse verändert werden. Und das fange schon beim Namen an. Leon Dolle kann sich durchaus vorstellen, dass in der künftigen Firmierung als "Dormero-Hotel" sehr wohl auch noch der Zusatz "Goldene Traube" enthalten ist. Eine endgültige Entscheidung darüber fällt aber wohl erst in den kommenden zwei Wochen. Als Vorbild könnte das von Dormero ebenfalls übernommene Hotel in Lüneburg dienen, das im Untertitel weiterhin den traditionsreichen Namen "Altes Kaufhaus" trägt.

Dazu, wie es mit den derzeit 65 "Traube"-Mitarbeitern weitergeht, möchte sich Dolle noch nicht äußern. Nach seinem "Inkognito"-Besuch habe er inzwischen aber auch einige sehr offene Gespräche geführt - "und die Gespräche fühlten sich sehr gut an", erzählt er. Dass ihm mit Steffen Szabo ausgerechnet der Sternekoch wegfällt, sieht Leon Dolle im wahrsten Sinne des Wortes sportlich: Bereits das niederländische Fußball-Idol Johann Cruyff habe einmal gesagt, dass jeder Nachteil auch einen Vorteil habe - "auch wenn man den Vorteil vielleicht nicht immer gleich sieht".

Zum Weggang von Steffen Szabo

Dass Steffen Szabo die "Traube" verlässt, war am Rande des "Gipfeltreffens der Sterneköche" bekannt geworden. Ende Dezember ist für ihn - wie auch für die Glaubens - Schluss. Wo er künftig tätig ist, will er noch nicht verraten.

Und wie geht's mit der Küche in der "Traube" weiter? Leon Dolle lässt im Tageblatt-Gespräch durchblicken, dass er das kulinarische Niveau gerne halten möchte. "Wir suchen nach einem Küchenchef von gleicher Qualität!"

Vorerst aber wird die "Goldene Traube" ihren Michelin-Stern verlieren. Denn ausgerechnet 2019 erfolgt die neue Klassifizierung des renommierten Restaurantführers statt im Herbst bereits im Februar. Und so schnell wird sich wohl kein neuer Sternekoch finden lassen, der nach Coburg zieht.

Steffen Szabo war 2016 zur "Goldenen Traube" gekommen. Dort verteidigte der heute 28-Jährige den zuvor von Stefan Beiter errungenen Stern und durfte sich fortan "Bayerns jüngster Sternekoch" nennen.