Der Abstieg rückt jetzt immer näher
Autor: Ralph Bilek
Coburg, Sonntag, 26. Februar 2017
Der HSC Coburg schaffte im Kellerduell beim Bergischen HC den erhofften Turnaround nicht. Schon sechs Punkte Rückstand zum "rettenden Ufer".
"Mit zwei, drei wichtigen Details bin ich nicht zufrieden. Da hat mir die nötige Disziplin gefehlt. Das müssen wir geschickter lösen um den Gegner unter Druck zu setzen", bemängelte der Trainer HSC 2000 Coburg, Jan Gorr, einige Aktionen seiner Akteure ohne konkreter zu werden. Die wenigen Optionen dem Spiel eine Wende zu geben, und damit auch einen kleinen Turnaround im Abstiegskampf zu schaffen, wurden auch deshalb nicht genutzt, so dass der 29:25-Erfolg des Bergischen HC verdient war.
Damit sind die Hoffnungen auf den Klassenerhalt in der 1. Liga für die Coburger fast auf den Nullpunkt gesunken. Im Kellerduell beim Vorletzten liefen sie nahezu die gesamte Spielzeit einem Rückstand hinterher und haben nun bereits drei Zähler Rückstand auf den Gegner, sechs auf einen rettenden Platz.
Der BHC hatte mit Rechtsaußen Arnor Gunnarsson einen Akteur, der von den auch selbst erfolgreichen Rückraumschützen Babak, Criciotoiu und Herrmann immer wieder gekonnt in Szene gesetzt wurde. Beim HSC funktionierte nur die rechte Seite mit Billek und Lilienfelds. Letzteren gebührt ein Sonderlob nachdem er unter der Woche nicht trainieren konnte.
Sonderlob für Lilienfelds
"Girts hat gestern eine halbe Trainingseinheit absolviert, da müssen wir mal schauen was geht", war Gorr noch vor der Partie skeptisch. "Auch "Kiwi" wird es probieren, bei ihm schaut es relativ gut aus. Er darf bloß keinen Schlag auf den Arm bekommen. Auf jeden Fall müssen wir sehr dosiert vorgehen, um keine unnötigen weiteren Komplikationen zu bekommen." So lautete das ärztliche Bulletin von Gorr eine Stunde vor dem Anpfiff in der Solinger Klingenhalle.Verzichten musste er ja sowieso auf Lex und Wetzel. Aber auch der BHC war nicht komplett. Neben anderen musste Coach Sebastian Hinze auf Abwehrchef und den siebenfachen Torschützen aus dem Hinspiel, Fabian Gutbrod, verzichten.
Mit harten Bandagen zu Werke
Der BHC ging wie schon im Hinspiel in der Abwehr von Beginn an mit harten Bandagen zu Werke, doch die erste Zeitstrafe kassierten die Coburger. Das war beim Stand von 4:3. Schon bis dahin war viel passiert. Der HSC musste gegen die offensiv agierende Deckung viel Laufarbeit verrichten. Doch erst traf Florian Billek nur die Latte, Steffen Coßbau scheiterte mit einem Konter.Auch der ein oder andere Pfiff für die Mannschaft von Jan Gorr wäre berechtigt gewesen. So wie vor dem 13:10, als Adnan Harmandic einen Schlag ins Gesicht bekam, der Konter aber auf das HSC-Tor lief. Oder kurz vor dem Pausenpfiff, als Kirveliavicius am Hals zu Boden gezogen wurde, es aber nur Freiwurf gab.
HSC biss sich in die Partie
Doch Coburg biss, ließ sich zumindest nicht abschütteln und versuchte die immer wieder extrem offen agierende Deckung auch spielerisch zu überlisten. Dies gelang viel zu selten, wie vor einem Torerfolg von Sebastian Weber, freigespielt von Adnan Harmandic mit einem ganz einfachen Handballertrick - Sperren und Lösen. Mehr davon hätte den Coburgern gut getan. Aber wenigstens hatten sie bei Abprallern das Glück des Tüchtigen und blieben bis zur Pause auf Tuchfühlung.Wenig verheißungsvoll war allerdings schon der Auftakt in die zweite Halbzeit. Gleich zwei Mal ging der Ball im Spielaufbau verloren, Hagelin musste auf die Strafbank. Einmal mehr überstanden die HSCler diese Phase ohne weiteren Boden zu verlieren, zunächst zumindest. Doch aus einem 16:15 machten die Gastgeber ein 20:16 und trieben die Hypothek für den HSC vor allem deswegen in die Höhe, weil ihre Rückraumspieler deutlich mehr Durchschlagskraft an den Tag legten als die auf Coburger Seite.
Zu viele "Fahrkarten" geworfen
Zu oft kamen sie auch ungehindert zum Wurf und erwiesen sich als ungemein treffsicher. Ganz anders auf der anderen Seite - erst scheiterte Nico Büdel mit einem Strafwurf, dann Lilienfelds frei am Kreis. Das nutzte der BHC um erstmals fünf Tore zwischen sich und den Gegner zu legen. Davon erholte sich Coburg nicht mehr.
Jubel mit "HUH"...
Der BHC feierte nach der Partie typisch isländisch. Der achtfache Torschütze Gunnarsson und TW Gustavsson, der immer genau zum richtigen Zeitpunkt zur Stelle war, gaben den Takt für ihr seit der Fußball-EM landestypisches "HUH" vor...
Bergischer HC - HSC 2000 Coburg 29:25 (15:13)
Bergischer HC: Björgvin Pa Gustavsson; Moritz Preuss (3), Christian Hoße (2), Nils Artmann, Arnor Gunnarsson (8), Kristian Nippes, Jan Artmann (1), Alexander Herrmann (3), Tomas Babak (4), Maxilmilian-Leon Bettin (3/2), Uros Vilovski, Bogdan Criciotoiu (5).Trainer: Sebastian Hinze.
HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek, Oliver Krechel - Philipp Barsties, Markus Hagelin, Lukas Wucherpfennig, Dominic Kelm, Sebastian Weber (1), Steffen Coßbau (4/1), Florian Billek (8), Till Riehn (2), Nico Büdel (4/3), Adnan Harmandic, Girts Lilienfelds (4), Romas Kirveliavicius (2). - Trainer: Jan Gorr.
SR: H.-Peter Brodbeck / Simon Reich. Spielaufsicht: Jutta Ehrmann-Wolf.
Spielfilm: 0:1 (1.), 3:1 (6.), 3:3 (8.), 6:3 (9.), 6:5 (13.), 9:5 (15.), 10:7 (18.), 10:9 (20.), 13:10 (23.), 14:11 (26.), 15:13 (HZ), 15:14 (32.), 17:15 (35.), 20:16 (40.), 20:18 (43.), 22:18 (46.), 23:18 (48.), 23:21 (52.), 24:22 (53.), 26:22 (55.), 27:25 (57.), 29:25.
Zuschauer: 2480 in der Klingenhalle Solingen.
Strafminuten: 8 (Nippes, A. Hermann 4, Preuss) - 10 (Kelm, Kirveliavicius 4, Hagelin, Harmandic).
Rote Karte: - / Coßbau (54.).
Siebenmeter: 3/3 - 4/5 (Büdel scheitert an Gustavsson).
Beste Spieler: Gunnarsson, Criciotoiu, Babak - Lilienfelds, Billek.
Reaktionen
Apfel: "Es fehlt die Qualität"HSC-Trainer Jan Gorr: "Das war eine hochintensive Partie. Ich habe darauf spekuliert, dass der Bergische HC irgendwann dem Erwartungsdruck nicht mehr gewachsen ist. Dann wollten wir zur Stelle sein. Genau das ist uns dann in den entscheidenden Phasen aber nicht gelungen und der Gegner konnte sich immer wieder befreien."
HSC-Vorstandssprecher Stefan Apfel: "Für uns war hier sicherlich mehr drin. In den letzten zehn Minuten war der BHC schon nervös, aber bei uns hat der entscheidende Kick gefehlt. Sonst wäre es noch einmal richtig eng geworden. Da fehlt am Ende auch die Qualität, um so ein Spiel zu gewinnen."