"Dena" - der rappende Altenpfleger aus Rödental
Autor: Gabi Arnold
Rödental, Mittwoch, 08. April 2015
Der rappende Altenpfleger Dustin Struwe macht mit seinen selbst getexteten Songs derzeit Furore. Er arbeitet in Rödental und verarbeitet seine Erlebnisse und Erfahrungen in der Altenpflege in Liedern. Dabei hat er gar nicht so sehr seinen eigenen Erfolg im Blick.
"Hallo ihr kennt mich nicht, doch hört mal zu jetzt,
ich bin der Junge, der über ‘nen Beruf rappt,
kennt ihr? Dieses Aufstehen um halb fünf,
Feiertage, Wochenende, wichtig, dass das Geld stimmt.
Doch all das Bare wird zur Nebensache,
denn wirst du alt und grau, ist das Leben nur
noch schwer zu schaffen, du brauchst Hilfe und
kommst nicht mehr alleine zurecht, und bist für
jeden Menschen dankbar, der jetzt bei dir ist."
- aus den Song "Letzte Tür" von Dena (Dustin Struwe)
...mit diesen Zeilen beginnt der Songtext von "Letzte Tür" aus der Feder von Dustin Struwe (Cover von "Auch wenn es manchmal regnet" der beiden bekannten Rapper Sido & Bushido). Dass ein 24-Jähriger eigene Songtexte schreibt und rappt, dies ist ja eigentlich nichts Ungewöhnliches. Aber: Dustin Struwe verarbeitet in seinen Liedern seine Erlebnisse und Erfahrungen in der Altenpflege. "Ich möchte Songs mit Sinn und Verstand schreiben", sagt der junge Mann.
Die Berufswahl hat ihn in den Landkreis Coburg versetzt
Dustin Struwe nennt sich mit Künstlernamen "Dena" und erklärt die Bedeutung: "Die Abkürzung bedeutet Dustin einfach nur anders." Dustin ist in Berlin geboren und aufgewachsen, er wohnt in der Gemeinde Untersiemau und arbeitet seit sechs Jahren als examinierter Altenpfleger in der Curanum-Seniorenresidenz in Rödental. Dies, sagt er, sei sein absoluter Traumberuf. "Ich war das komplette Gegenteil wie die anderen Jungs in meinem Alter, ich wollte Altenpfleger werden."
Ausgelöst habe diesen Berufswunsch ein Schlüsselerlebnis: Mit 14 Jahren besuchte Dustin seinen sterbenden Großvater in einem Pflegeheim, als ihm ein fremder, älterer und verwirrter Mann entgegenkam, ihm die Hand entgegenstreckte und sich herzergreifend über Dustins Besuch freute. "In diesem Moment wusste ich, dass es meine Berufung ist, mich um ältere Menschen zu kümmern", erzählt er.
Schon früh für den Beruf entschieden
In der Realschule wählte er den sozialen Zweig, schnupperte während der Praktika weiter in den Beruf und bewarb sich nach der Mittleren Reife bundesweit um einen Ausbildungsplatz. Die Wahl fiel auf die Rödentaler Seniorenresidenz Curanum "Am Bürgerplatz". Als Dustin vor drei Jahren seine Ausbildung erfolgreich bestand, begann er nebenbei Songs zu schreiben. In einer Nacht wurde er mit dem Tod gleich zweier Bewohner konfrontiert und packte das Erlebte in Worte. "Ich kam irgendwann in der Nacht nach Hause, hörte meine selbst komponierten Beats und griff zum Stift und fing an zu schreiben." Der erste Song "Letzte Tür" entstand.
Rhythmus und Reim im Kopf
Dustin erzählt, dass er seit zwölf Jahren ausschließlich deutschsprachigen Rap hört und so den Beat und die Melodien im Blut und das Reimschema im Kopf habe. "Ich greife zum Mikro, um der Welt zu zeigen, was ich erlebe." Der rappende Altenpfleger stellte seinen ersten Song auf "Youtube" und erhielt innerhalb weniger Stunden 5000 Klicks. "Damit habe ich nicht gerechnet, ich war auf den Weg nach Berlin zu meinen Eltern und habe nur noch Klicks und Kommentare gesehen."
Damit kam die Geschichte ins Rollen, innerhalb von zwei Wochen schrieb der junge Künstler "Dena" zehn Songs und veröffentlichte seine erste eigene CD mit dem Titel "WirSindPflege".
Hommage an eine 105-Jährige
Ein Lied davon ist eine Hommage an Martha, die mit 105 Jahren in der Seniorenresidenz verstarb. "Das war eine faszinierende Frau und die fitteste Bewohnerin", schwärmt er. "Dena" rappt aber auch über die Probleme in der Altenpflege, wie den Personalnotstand und die mangelnden Zeiten, die für die Bewohner bleiben. Das größte Problem, erzählt der junge Altenpfleger, sei der Personalmangel. Auf 45 Bewohner, davon auch Schwerstpflegebedürftige, kommen demnach vier Pfleger. Dennoch ist Dustin eines wichtig. "Ich möchte die Menschen einmal am Tag zum Lächeln bringen und Zeit für Umarmungen haben."
Das politische Berlin ist auf Dena aufmerksam geworden
Mittlerweile ist die Politik auf den rappenden Altenpfleger aufmerksam geworden; der gesundheitspolitische Sprecher Jens Spahn hat "Dena" bereits nach Berlin eingeladen. "Das genau möchte ich, nämlich mit meiner Musik aufmerksam machen."
Im Sommer wird "Dena" bei einer Veranstaltung zur Altenpflege am Brandenburger Tor rappen und seine Songs präsentieren. Im sozialen Netzwerk Facebook hat seine "Altenpflege-Gemeinschaft" mittlerweile über 20.000 Likes erreicht. Der 24-Jährige hat viel auf dem Herzen, er möchte mit seinen Songs das Image des Berufes verbessern und dass bei der Bewerbungsauswahl mehr Wert auf die sozialen Kompetenzen gelegt werde. "Was bringen gute Noten, wenn man nicht mit den Menschen kommunizieren kann?"
In wenigen Tagen kommt sein neues Album auf den Markt
Am 10. April, kommt sein Album "Die Stimme der Pflege" auf den Markt, das er mit dem Tontechniker Martial Reichert aufgenommen hat. Eine CD kostet zehn Euro, wobei die Hälfte des Geldes gespendet werden soll. Wofür, liegt auf der Hand. "Es soll in die Altenpflege fließen, wir suchen noch ein geeignetes Projekt."
Zum Beruf soll die Musik übrigens nicht werden. "Ich werde immer als Altenpfleger arbeiten; denn ohne meinen Beruf gäbe es keine Texte und nicht diese Musik."
Wer neugierig ist, kann "Denas" Musik auf "Youtube" hören oder über das soziale Netzwerk "Facebook" zu Dustin Struwe Kontakt aufnehmen und CDs erwerben.