Druckartikel: David Zimmers Coburger Loblied auf die traurige Liebe

David Zimmers Coburger Loblied auf die traurige Liebe


Autor: Jochen Berger

Coburg, Montag, 28. November 2016

Wie der junge Tenor David Zimmer in der Coburger Reithalle als Liedersänger mit Werken von Beethoven, Schumann und Debussy überzeugt.
Der Tenor David Zimmer und Claudio Rizzi am Flügel gestalteten einen Liederabend im Theater in der Reithalle. Fotos: Jochen Berger


Gesangsstimmen sind sensible Instrumente. Sie wollen gepflegt und trainiert werden, klug gefordert und gezielt und behutsam entwickelt werden. Die Karrieren von Sängern - sie erzählen nicht nur von Talent, sondern auch von verpassten Chancen oder von großen Rollen, die zu früh riskiert wurden. Im günstigsten Fall aber erzählen Sänger-Karrieren von kluger Entwicklung und dem Gespür dafür, wann eine Partie der eigenen Stimme tatsächlich angemessen ist.


Packende "Winterreise"


In der fünften Spielzeit ist der junge Tenor David Zimmer am Landestheater engagiert. Das Coburger Publikum hat ihn schon in einer Vielzahl von Rollen erlebt - als Belmonte in Mozarts "Entführung" ebenso wie als Leopold im "Weißen Rössl". In diesen mehr als vier Jahren hat das Publikum erlebt, wie hier eine lyrische Stimme mit interessanten Entwicklungsmöglichkeiten behutsam gewachsen ist, sich entfaltet hat und Jahr um Jahr an neue Aufgaben herangeführt wurde. Dass David Zimmer auch als Lied-Interpret ausgeprägtes Talent besitzt, bewies schon in der vergangenen Spielzeit seine packende Deutung von Schuberts "Winterreise" in der szenischen Fassung von Intendant Bodo Busse.


Anspruchsvolles Programm

Dass er auch rein konzertant Talent als Liedsänger besitzt, bewies Zimmer mit einem anspruchsvollen Programm im Theater in der Reithalle. "Lieder in Lieb und Leid" - unter diesem Motto gestaltete Zimmer zwei gewichtige Zyklen von Beethoven und Schumann, dazu ausgewählte Lieder von Debussy. Zimmers lyrischer Tenor hat sich hörbar verändert, ist dunkler im Timbre geworden, hat neue Ausdrucksnuancen hinzugewonnen.


Die Geschichte einer unerfüllten Liebe, die Beethoven in seinem Zyklus "An die ferne Geliebte" erzählt - David Zimmer gestaltet sie mit feinem Gespür für eine Liebe, die Hoffnung bleiben muss. Claudio Rizzi ist ihm dabei am Flügel ein musikalischer Partner, der ebenso einfühlsam mit konzentriert agiert, die Stimme nie zum Forcieren zwingt und der dem Klavierpart dennoch stets klare, prägnante Kontur verleiht.


Farbenreich und fein differenziert im Ausdruck gelangen im ersten Teil des Abends dann noch sechs Lieder von Claude Debussy.


Die Geschichte einer gescheiterten Liebe erzählt Robert Schumann in seiner "Dichterliebe" nach Versen von Heinrich Heine. Zwischen trügerischer Hoffnung und schmerzlicher Enttäuschung bietet dieser Zyklus den Interpreten eine Vielzahl an Ausdruckswerten. David Zimmer und Claudio Rizzi entfalteten das eng verzahnte Wechsel zwischen Gesangsstimme und Klavier ebenso spannungsvoll wie differenziert. Verdienter Lohn der beiden Interpreten: begeistert ausdauernder Beifall der Zuhörer und zwei Zugaben - Beethovens "Ich liebe Dich" und Schumanns "Mondnacht".


Liederabende in der Coburger Reithalle

Der Tenor David Zimmer stammt aus einer deutsch-tschechischen Familie. 1984 in Frankfurt am Main geboren, wuchs er zweisprachig auf und kam früh mit Musik in Berührung. Nach dem Abitur nahm er sein Studium an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin mit dem Hauptfach Kontrabass auf, 2008 legte er dort das Vordiplom ab. Seine Gesangsausbildung verfolgte er in der ganzen Zeit intensiv weiter, seit 2007 ist Jacek Pazola sein Lehrer. Seit Oktober 2012 ist David Zimmer Ensemblemitglied des Landestheaters Coburg.
Korngold-Huldigung "Ausblick in ein schönes Land" - szenischer Liederabend mit Musik von Erich Wolfgang Korngold - Freitag, 16. Dezember 20 Uhr (Premiere). Weitere Termine: 18. Dezember, 18 Uhr, 11. Februar, 20 Uhr, 12. Februar, 18 Uhr, Theater in der Reithalle

Produktionsteam Claudio Rizzi (musikalische LEiitung), Bjärn Reinke (Inszenierung), Sven Bindseil (Bühnenbild und Kostüme)

Vorverkauf Eintrittskarten in der Tageblatt-Geschäftsstelle und an der Theaterkasse