Dauerleihgabe: Verklärter Blick aus der Rosenau
Autor: Dr. Carolin Herrmann
Coburg, Mittwoch, 01. April 2015
Ein hochwertiges Landschaftsbild von Ferdinand Zschäck wurde als Dauerleihgabe zurück ins Schloss Rosenau gebracht. Realität und Abbildung sind jetzt in Rödental reizvollem Miteinander zu genießen.
Eine saftige Formulierung - da freuen wir uns doch immer. In Schloss Rosenau kann jetzt ein schönes Bild von Ferdinand Zschäck genossen werden, vom "Caspar David Friedrich Oberfrankens". Sagte - eigentlich gar nicht schmunzelnd und vielmehr die Qualität des vielfach vom Coburger Herzogshaus beauftragten Malers würdigend - der Präsident der Bayerischen Schlösserverwaltung, Bernd Schreiber. Der war gestern mit einer Reihe von Mitarbeitern aus München angereist, um besagtes Bild "Blick aus Schloss Rosenau" von 1843 als Dauerleihgabe zu übernehmen. Was dem finanziellen Engagement der Niederfüllbacher Stiftung - vertreten durch deren Vorsitzenden Oberbürgermeister Norbert Tessmer - und einem sehr großen Zufall zu danken ist.
Über den romantischen Landschaftsmaler Ferdinand Zschäck, der aus ärmlichen Verhältnissen im Thüringer Wald stammte, ist wenig bekannt. Seine große Begabung allerdings bewog Herzog Ernst II. von Sachsen, Coburg und Gotha, ihn mit einer Reihe von Gemälden zu beauftragen, von denen sich viele nach wie vor in der Royal Collection befinden oder die im Kunstmarkt durchaus hoch gehandelt werden.
Romantischer Erinnerungskult
"Blick aus Schloss Rosenau" ist eine intensive Szene, die den Geist der Rödentaler Landschaft vom Schloss aus in nördlicher Richtung widerspiegelt, auf den Froschgrund und die bergige Landschaft blickend; links ist die Lauterburg zu erkennen. Tatsächlicher heutiger Fensterblick und die Bildansicht ergänzen sich jetzt zu einer reizvollen, enthebenden Stimmung.
Denn Zschäck hat das Land, aus der Mitte leuchtend, im romantischen Geiste in eine Traumlandschaft, eine Seelenlandschaft verwandelt. Damit kam er der gemeinsamen Leidenschaft von Prinz Albert und Queen Victoria nach. Ob das Bild Ernst II. oder dessen Bruder Albert gehörte, ist nicht ganz klar. Es dokumentiert jedoch neben vielen anderen Kunstwerken die Verbundenheit mit diesem Stückchen Land, ja die Liebe zum Geburtsort der beiden Prinzen, die Queen Victoria ihr Leben lang auch nach dem frühen Tod ihres Albert pflegte.
Mit diesem wie mit vielen anderen Bildern, ob üppig in Öl oder kunstvoll skizziert in Aquarell, frönten Ernst, Albert und Victoria einer Art Erinnerungskult. Der Fensterblick ist nicht exakt dokumentarisch, wie der Museumsreferent der Schlösserverwaltung, Peter Krückmann, erklärte. Er nimmt, den Brunnen mit in den Blick ziehend, auch die Perspektive des unter dem Dach liegenden Prinzengemachs auf, in dem Ernst und Albert relativ bescheiden aufwuchsen.
Weschenfelder hat es erkannt
Im Vordergrund befinden wir uns in einer stillen, intimen Räumlichkeit, mit wohl gerade verlassenem Schreibtisch und spielenden Hunden. "Die geliebte Landschaft wird mit Hilfe verschiedener künstlerischer Freiheiten überhöht und geradezu in Anspielung auf ein Altargemälde sakralisiert", sagt Kunsthistoriker Krückmann. "Damit steht das Bild nahtlos in der Tradition der romantischen Landschaftsmalerei, wie sie mit den Gemälden von Caspar David Friedrich begründet wurde." Krückmann unterstrich die hohe Qualität des Bildes, die Feinheit der Malerei und ihre Ausdruckskraft.
Woher kommt nun plötzlich dieses Gemälde? Es ist einem "unglaublichen Glücksfall für unsere wunderbare Rosenau" zu danken, so Bernd Schreiber. Es befand sich im Besitz des Düsseldorfer Kunsthändlers Ralph Gierhards. Es war, da signiert und datiert, dem Maler zuzuordnen. Doch ansonsten sind der Blicke aus Schlössern viele und speziell die aus der Rosenau doch nicht allen Menschen vertraut. Auf der Maastrichter Kunstmesse, einer der größten Kunst- und Antiquitätenmessen der Welt, fiel in all der Masse wiederum der Blick des Direktors der Coburger Kunstsammlungen, Klaus Weschenfelder, auf dieses Bild. Und der erkannte tatsächlich die Landschaft. Alle Achtung. Jetzt, wo die Ansicht direkt neben dem realen Fenster steht, da kann man ja leicht "siehste" sagen. - Jedenfalls empfahl Weschenfelder dem Kunsthändler, die Verwaltung der Rosenau aufmerksam zu machen. Die war begeistert und konnte auch die Niederfüllbacher Stiftung begeistern.
Ferdinand Zschäck, geboren 1801 in Eisenberg, arbeitete nach dem Besuch der Volksschule als Porzellanmaler. 1839, im Alter von bereits 38 Jahren, wurde er aufgrund seiner großen Begabung von der bedeutenden Düsseldorfer Akademie aufgenommen. Zurück in Gotha erhielt er zahlreiche Aufträge durch Ernst II.. Zschäck war der Erste, der als Maler die eigenwillige Schönheit des Thüringer Waldes erkannte. Die meisten seiner Bilder befinden sich in den königlichen Schlössern von England und Portugal. Zschaeck starb 1877 in Gotha.
Schloss Rosenau Der Besuch ist dienstags bis sonntags nur im Rahmen von Führungen möglich, bis 30. September stündlich von 9 bis 17 Uhr. Ostermontag geöffnet.