Das Wertpapier im Handwerk
Autor: Cindy Dötschel
Einberg, Sonntag, 16. Januar 2022
Sebastian Romankiewicz hat den Elektrotechnikermeister als Jahrgangsbester abgeschlossen. Mit der Qualifikation hat er nicht nur die Möglichkeit, sich später einmal selbstständig zu machen.
Nach seiner Ausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik bei einer Coburger Werkzeugmaschinenfabrik, hat sich Sebastian Romankiewicz dazu entschieden, seinen Meister zu machen. Und nun als Jahrgangsbester im Bereich Elektrotechnik mit der Note 1,7 abgeschlossen. "Den Meister zu machen hat ein Jahr gedauert. Danach habe ich wieder angefangen, in meinem Ausbildungsbetrieb zu arbeiten ", sagt der 23-Jährige.
Kurs besteht aus vier Teilen
Der Meisterkurs findet in der Handwerkskammer Oberfranken, die ihren Sitz in Bayreuth hat, statt und setzt sich aus vier Blöcken zusammen: Die ersten zehn Monate geht es um die Fachpraxis und -theorie. In den letzten zwei Monaten werden die Teilnehmer dann zum Thema Betriebswirtschaft geschult und machen ihren Ausbilderschein. "Im Prinzip ist der Kurs mit der Berufsschule vergleichbar. Man hat von Montag bis Freitag ganz normalen Unterricht in Klassen", erzählt der Einberger von seiner Weiterbildung. Zu den Fächern im Referat Elektrotechnik gehören Normen- und Vorschriften, Programmieren und Grundlagenfächer wie Mathematik und Physik, die weiter vertieft werden.
Um ihren Meister zu erhalten, müssen die Anwärter nach den ersten zehn Monaten mehrere Prüfungen absolvieren. "Die Prüfungen gehen über eine Woche. Ein Tag ist für die Anfertigung des Meisterstücks angesetzt", sagt Sebastian Romankiewicz. Um das Meisterstück anzufertigen, hatten er und die anderen Kursteilnehmer neun Stunden Zeit. "Wir mussten eine Simulation für eine Pumpenüberwachung im Schwimmbad konstruieren." Im Fall, dass das Wasser zu hoch steigt, würden die Pumpen anspringen. Für die Simulation wurden den Teilnehmern die Materialien und jeweils eine Holzplatte, die einen Quadratmeter groß ist, von der Handwerkskammer zur Verfügung gestellt.
Vorbereitung auf die Selbstständigkeit
Im Grunde bereite der Meister darauf vor, sich später einmal selbstständig zu machen. "Mit den Ausbildungsinhalten hatte der Meister nichts zu tun. Dort lag der Fokus auf Werkzeugmaschinen und die Ausbildung war darauf ausgelegt", sagt Sebastian Romankiewicz. Obwohl die Qualifikation ihm in der Industrie nichts bringt, hat er sich bewusst dafür entschieden, um sich weitere Möglichkeiten offenzuhalten. "Auf lange Sicht kann ich es mir sehr gut vorstellen, mich selbstständig zu machen und so etwas für meine Region zu tun." Als Inhaber eines eigenen
Elektrohandwerkbetriebes könnte er sich dann um Neuinstallationen in Privathaushalten kümmern und auch Photovoltaik-Anlagen oder Wallboxen zum Laden von E-Autos anschließen.
Wie ein Sprecher der Handwerkskammer für Oberfranken mitteilte, ist der Meisterbrief das sicherste Wertpapier, das ein junger Mensch in den Händen halten kann. "Er ist ein Nachweis für ausgezeichnete fachliche Qualität, für Integrität, er ist Grundlage für eine Karriere in Handwerk oder Industrie und der wichtigste Schritt hin zur Selbstständigkeit." Die Qualifizierung zum Handwerksmeister wird von Bund und Ländern intensiv gefördert. In Bayern gibt es zum Beispiel einen Meisterbonus.
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