Wir werden einen Gesamtetat von gut 400000 Euro haben, der zu über 80 Prozent aus Drittmitteln, also extra eingeworbenen Zuschüssen bestritten wird. Das ist eine herausfordernde Aufgabe, aber wir sind bei unseren Anfragen ausnahmslos auf große und auch spontane Zustimmung gestoßen, was uns bestätigt, dass wir ein sehr gutes Projekt verfolgen. Unser Kooperationspartner ist die Alexander Tutsek-Stiftung aus München, die vor allem Glas-bezogene Projekte fördert, weiterhin erhalten wir Zuwendungen von der Oberfrankenstiftung, der Stadt Coburg über die SÜC sowie von der Firma Denk Keramische Werkstätten und der Barbara Achilles-Stiftung. Weitere Förderungsgeber sind angesprochen, doch sind die Verfahren noch nicht abgeschlossen.
Wie zufrieden sind Sie mit der Zahl der Bewerberinnen und Bewerber für den Glaspreis 2022?
In Anbetracht der überaus unruhigen Zeiten bin ich mit der Beteiligung sehr zufrieden. Einige Künstler haben mir persönlich mitgeteilt, dass Sie aufgrund der schwierigen Situation und den zahlreichen Corona-Einschränkungen nicht arbeiten konnten. Andere waren hingegen froh, dass sie sich in Ruhe neuen Projekten widmen konnten. Auch hier ist die Bandbreite groß, aber insgesamt ist die Resonanz überwältigend gewesen. Viele Künstler waren dankbar, dass wir gerade in der für viele frustrierenden Zeit erneut den Coburger Glaspreis in Angriff nehmen.
Was ist bei den eingereichten Arbeiten anders als 2014? Hat sich die Größe der Werke verändert?
Wir haben prozentual noch mehr Werke, die sich einem Thema angenommen haben, die eine Geschichte erzählen und die zum Nachdenken anregen wollen. Dies geschieht mit Skulpturen, mit medialen Installationen und mit bildhaften Objekten. Der Anteil an Objekten, die an einer Wand präsentiert werden, ist deutlich gestiegen. Dies ist eine Entwicklung, die sich in den letzten Jahren verstärkt hat und der wir mit unserer aktuellen, bis Sonntag, den 14. November geöffneten Sonderausstellung im Europäischen Museum für Modernes Glas in
Rödental nachgehen.
Inwieweit spiegeln sich Themen wie Klimawandel und Pandemie in den Arbeiten wider?
Es gibt tatsächlich einige Arbeiten, die unmittelbar auf Corona eingehen und das Virus visualisieren beziehungsweise das Tragen von Masken thematisieren. Der Klimawandel und das Ansteigen der Meeresspiegel wird in einer großen Skulptur thematisiert, das folgenreiche Artensterben in einigen Installationen und Skulpturen.
Haben sich geografische Schwerpunkte bei den teilnehmenden Künstlern verschoben?
Kopf an Kopf liegen Teilnehmer aus Großbritannien und der Bundesrepublik, danach folgen mit größerem Abstand die Tschechische Republik, Dänemark, Frankreich, die Niederlande sowie die Slowakei. Dies ist eine geografische Verteilung, die wir schon 2014 gesehen haben.
Wie sieht die Verteilung bei der Zahl der teilnehmen Frauen und Männer aus? Gibt es unter diesem Gesichtspunkt Veränderungen gegenüber 2014?
Wir haben einen Anteil an Künstlerinnen von über 60 Prozent. Er ist damit höher als 2014, als mit 82 Künstlerinnen der Anteil bei gut 53 Prozent lag. Betrachtet man den hohen Anteil an Frauen in den Glasfachschulen und Akademien, hat sich der Trend auch beim Glaspreis konsequent verstärkt. Kunst ist eher weiblich: drei der vier ersten Preise bei den Coburger Glaspreisen zwischen 1977 und 2014 wurden an Künstlerinnen vergeben.
Rund um den Coburger Glaspreis 2022
Ausschreibung Der Ausschreibung zum Coburger Glaspreis 2022 sind rund 400 internationale Künstlerinnen und Künstler aus 30 Ländern gefolgt. Die siebenköpfige Jury prüfte über 700 Objekte und nahm rund 100 Werke von 89 Künstlerinnen und Künstlern aus 22 Ländern in die engere Auswahl.
Ausstellung Die Objekte sind vom 10. April bis 25. September 2022 auf der Veste Coburg und im Europäischen Museum für Modernes Glas in Rödental zu sehen. Die Preisträger werden am 9. April 2022 verkündet.
Geschichte des Glaspreises Im Jahr 1977 wurde in Coburg der erste offene Wettbewerb für Modernes Glas in Europa ausgerichtet. Damit betraten die Kunstsammlungen der Veste Coburg Neuland. Die Resonanz auf den europaweit ausgeschriebenen Wettbewerb und die publikumsträchtige Ausstellung machten Coburg schlagartig zu einem Zentrum für moderne Kunst aus Glas. Nach der erfolgreichen Durchführung des 2. Coburger Glaspreises 1985 konnte für die stark gewachsene Sammlung im Jahr 1989 im Schlosspark Rosenau das Museum für Modernes Glas eingerichtet werden - seinerzeit das erste Museum in Mitteleuropa, das ausschließlich modernem Glas gewidmet war.
Mit dem 3. Coburger Glaspreis 2006 setzten Wettbewerb und Ausstellung international wichtige Impulse. In der Folge errichtete eine von Otto Waldrich gegründete und von ihm finanziell wesentlich ausgestattete Stiftung im Schlosspark Rosenau einen Neubau für die stark gewachsene moderne Coburger Glassammlung. Das Europäische Museum für Modernes Glas wurde im Herbst 2008 eröffnet.
Der letzte Coburger Glaspreis wurde 2014 in Verbindung mit der Alexander Tutsek-Stiftung ausgerichtet und präsentierte sich erstmals an zwei Standorten: auf der Veste Coburg und dem Europäischen Museum für Modernes Glas in Rödental. Gezeigt wurden insgesamt 170 Arbeiten von 150 Künstlern aus 26 Nationen, die aus einem Pool von 550 Künstlern, die sich mit über 1000 Werken beworben hatten, ausgewählt wurden. Insgesamt gut 25000 Besucher machten die Ausstellung im Jahr 2014 zu einem großen Publikumserfolg.red