Das Neubaugebiet Kemmater Wiese in Wildenheid wird kritisch gesehen
Autor: Redaktion
Wildenheid, Montag, 03. Dezember 2018
In Wildenheid sollen 18 Einfamilienwohnhäuser entstehen. Das schmeckt den Anwohnern nicht. Eine Info-Veranstaltung sollte für Klarheit sorgen.
"Nein, die Stadt plant hier kein Asylbewerberheim, nicht jedes zweite Haus wird an Migranten vergeben und es wird dort auch keinen Einzelhandel, kein Gewerbe geben", tat Oberbürgermeister Frank Rebhan im Netz kursierende Gerüchte zum Neubaugebiet "Kemmater Wiese" als "völligen Unfug, der noch dazu Ängste auslöst" ab. Auf Anregung von Stadtrat Michael Weyh hatte die Stadt deshalb zu einer Info-Veranstaltung in die Kultur.werk.stadt eingeladen, um Sachaufklärung zu betreiben.
Alle Bürger, die sich auf einer Unterschriftenliste gegen das Neubaugebiet ausgesprochen hatten, wurden persönlich angeschrieben. Das Interesse war groß. Stadtplanerin Christine Schirmer sorgte in ihrem Vortrag schon für reichlich Klarheit. Das Naturdenkmal "Eiche" sei von dem Bauprojekt nicht betroffen, "die ist 53,34 Meter entfernt, und es werden dort auch keine Verrohrungen vorgenommen". Auch die Hochwassersituation sei nach ihrer Darstellung nicht gefährlich. Schirmer erklärte: "Die direkten Anwohner müssen nicht mit zurückdrückendem Wasser rechnen, denn das Neubaugebiet wird im Trennsystem erschlossen und an die Hermann-Steiner-Straße abgewickelt." Zudem liege fast ganz Wildenheid im wassersensiblen Bereich, auf den die künftigen Häuslebauer explizit hingewiesen würden.
Junge Familien halten
Weitere Fragen aus dem Plenum zu Emission, Fauna und Flora sowie Ausgleichsflächen nötigten Rebhan die Aussage ab: "Ich möchte alle Vorteile einer Stadt, doch wohnen wollen alle nur am Muppberg im Grünen." Er spielte dabei auf die "Sankt-Florians"-Manier ab, die zu spüren war: Neubaugebiete ja, aber bitte nicht vor unserer Haustüre! "Dabei erschließen wir sehr vorsichtig, eines nach dem anderen, um Bauwilligen auch tatsächlich Bauplätze anbieten zu können", sagte Rebhan. Denn mittlerweile sei auch das jüngste Neubaugebiet in Meilschnitz dreifach überzeichnet. "Ja, wir haben weitere Möglichkeiten für neue Bauplätze", erläuterte das Stadtoberhaupt. In Wildenheid stünden noch die Frankenhöhe zur Verfügung und auch in Haarbrücken sei eine Erschließung möglich. In Thann werde es kein neues Baugebiet geben. Der Grund: "Dort steht eine landwirtschaftliche Anlage." Rebhan zeigte auf, dass "wir als Wohnort deutlich attraktiver geworden sind". Weiter sagte er: "Wenn junge Familien aufgrund fehlender Baugebiete woanders hinziehen, dann sind die für Neustadt für immer verloren."
Das Thema "Vorkaufsrecht" wurde aufgeworfen. Rebhan sagte, das sei nicht Neustadt-spezifisch, sondern gängige Praxis, um stadtplanerisch vernünftig agieren zu können. Der OB versprach zudem, dass es einen neuen Kinderspielplatz geben werde, ganz in der Nähe des bisherigen. Wildenheid sei von der Infrastruktur her zudem bestens geeignet für ein weiteres Neubaugebiet. "Aicha würde doch keinen Sinn machen."
"Entschieden ist noch nichts"
Natürlich werde mit Neubaugebieten weiterer Raum versiegelt und den Tieren Lebensraum genommen, sagte er. Doch dieses gesellschaftspolitisches Thema wurde bei der Versammlung nicht weiter erörtert, da das den Rahmen der Info-Veranstaltung gesprengt hätte.
Wie geht es nun weiter? "Grundsätzlich ist nichts entschieden. Es wird geprüft und das laufende Verfahren abgewartet. Und erst nach Abschluss kann mit dem Neubaugebiet begonnen werden", fasste Rebhan zusammen. Aber "es gibt kein Recht auf unverbauten Blick", betonte er. Er versprach, dass nach derzeitigem Stand keine weitere Wohnbebauung in der Kemmater Wiese folgen soll. Auch eine Ausweitung der Gemeindebedarfsfläche mit Schulen oder Freisportanlagen sei unwahrscheinlich. "Die Stadt betreibt doch seit Jahren ein Flächenmanagement mit maßvollen Neubaugebieten. Andere Kommunen bauen da ganz anders, was man an den Haushalten sieht", ergänzte Schirmer.
Daten und Zahlen zum Neubaugebiet "Kemmater Wiese" an der Hermann-Steiner-Straße:
Man befindet sich derzeit im Verfahren und nach der ersten öffentlichen Auslage vom 24. September bis 25. Oktober wird es unter anderem nach Einarbeitung der Vorbehalte der Bürger und der Träger öffentlicher Belange eine zweite Auslegung geben, erst danach erfolgt der Satzungsbeschluss. Auf 1,46 Hektar könnten dann 18 Parzellen für Einfamilienhäuser mit Grundstücksgrößen zwischen 500 und 1000 Quadratmetern entstehen. Es wird dort eine Tempo-30-Zone eingerichtet, die Wohnbaufläche wird 1,28 Hektar betragen. 12 Häusern im sogenannten Bereich A (Außenbereich) wird die Firstrichtung vorgegeben. 6 Häusern im Innenbereich werden Freiheiten eingeräumt, z.B. Zelt- oder Flachdach, Zweigeschossigkeit möglich. Baubeginn könnte frühestens Ende 2020 sein.