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Das Haus Kirchgasse 2 muss saniert werden - Fördermittel möglich?


Autor: Ulrike Nauer

Coburg, Dienstag, 11. Februar 2014

Das Haus Kirchgasse 2 ist eines der ältesten Gebäude, wenn nicht sogar das älteste, in Coburg und dringend sanierungsbedürftig. Das Landesamt und Stadtbild Coburg wollen prüfen, welche Fördermittel dafür zur Verfügung stünden.
Das markante Haus an der Ecke Kirchgasse/Steingasse muss dringend saniert werden. Neueste Untersuchungen datieren es auf das Jahr 1378. Fotos: Ulrike Nauer


"Das Haus steht aus purer Gewohnheit. Da hängt viel in der Luft." Stefan Zapf, Zweiter Vorsitzender der Gemeinschaft Stadtbild Coburg, weiß, wovon er spricht. Er hat das markante Haus Kirchgasse 2 (an der Ecke Steingasse) für dessen Eigentümerin Gabi Raab eingehend untersucht - und staunte nicht schlecht, welche Umbauten in den teilweise über 600 Jahre alten Mauern vorgenommen wurden.

Da ist zum Beispiel ein Balken, der von unten nach oben durch das Haus läuft. Dass dieser tragende Funktion hatte, schien frühere Eigentümer des Hauses nicht zu kümmern, sie sägten einfach einen Teil des Balkens heraus. Auch die eine oder andere tragende Wand wurde herausgenommen.



"Das Haus müsste eigentlich zusammenbrechen, es hält aber trotzdem", sagt Stadtbild-Vorsitzender Hans-Heinrich Eidt, der zur Besichtigung am Montagabend eingeladen hat.

Bis in die 1960er Jahre hatte das Haus ein gemeinsames Dach mit dem Gebäude Kirchgasse 4. Dieses wurde 1962 abgerissen und durch einen Neubau mit flacherem Dach ersetzt. Die Kirchgasse 2 behielt dagegen ihr steiles, hohes Dach. Weil diesem nach links nun eine Stütze fehle, sei es bereits ein wenig gekippt, erläutert Zapf.

Löcher klaffen im Boden

Das Erdgeschoss wird bereits seit dem späten 19. Jahrhundert als Ladenlokal genutzt. Im ersten Stock befindet sich eine Wohnung, die derzeit auch bewohnt ist. Die beiden oberen Fachwerk-Geschosse und das Dach sind unbewohnt und in sehr schlechtem Zustand: Im Boden und in den Decken klaffen Löcher, zum Teil liegt die Holzkonstruktion blank, die Elektrik ist marode, in einem Raum im zweiten Stock falle der Boden um 46 Zentimeter ab.

Gabi Raab, deren Vater das Haus 1971 gekauft hat, weiß, dass schnell etwas geschehen muss, aber für einen allein ist das Mammut-Projekt nicht zu stemmen. Hilfe kommt nun von Stadtbild Coburg und auch vom Landesamt für Denkmalpflege. Die Leiterin des Referats Oberfranken, Annette Faber, hatte das Haus kürzlich gemeinsam mit Gabi Raab besichtigt. "Sie war begeistert und will nun alle möglichen Geldtöpfe angehen, um dieses Haus zu erhalten und zu renovieren", berichtet Eidt. "Wir von Stadtbild werden natürlich auch dabei sein."

Aktuell macht den Beteiligten ein Riss im Gewölbekeller Sorgen. Hier müsse kurzfristig etwas passieren. Die Statik müsse gesichert werden. Dann gelte es, ein Nutzungskonzept zu erarbeiten und zu ermitteln, was die Sanierung in etwa kosten würde, sagt Zapf und spricht von einem "Fass ohne Boden."

"Unter einer Million wird hier wohl nichts gehen", schätzt Eidt. Und selbst wenn es grünes Licht für die Sanierung geben sollte, wird diese kaum reibungslos ablaufen. Da ist zum einen das enge Treppenhaus, von dem Eidt schon Probleme hinsichtlich des Brandschutzes erwartet. "Wir können ja nicht außen am Haus Treppen anbringen." Außerdem wissen die Stadtbild-Mitglieder aus Erfahrung: "Die schlimmsten Sünden treten immer erst auf, wenn man schon angefangen hat."

Die Geschichte des Hauses Kirchgasse 2

Dendrochronologie Anhand der Jahresringe der verbauten Hölzer lässt sich das Alter eines Gebäudes bestimmen. Zunächst ging man aufgrund einer dendrochronologischen Untersuchung davon aus, dass das ursprüngliche Doppelhaus mit zwei Steingeschossen, einem Fachwerkgeschoss und einem steilen Dach 1467/68 erbaut wurde. Nun sei aber ein Balken gefunden worden, so Hans-Heinrich Eidt, demzufolge das Haus schon 1378 entstanden ist.

1508 bis 1511 soll Lucas Cranach der Ältere Mitbesitzer des Hauses gewesen sein. In den Archivalien ist allerdings nur von einem "Maler Lucas" die Rede.

18. Jahrhundert Das Haus wird um ein zweites Fachwerkgeschoss aufgestockt, wie heute noch an den verschiedenen Strukturen des Fachwerks und der Neigung der Obergeschosse zu erkennen ist.

1882 wird im Erdgeschoss ein Laden eingebaut. Dafür werden Innenwände verschoben und eines der Fenster in der Steingasse in eine Ladentür für Schlossermeister Ferdinand Schilling verwandelt.

1907 werden im Erdgeschoss nach Entfernung einer Zwischenwand Stahlträger eingezogen.

1952 wird die Sandstein- und Fachwerkfassade renoviert.

1962 wird die Gebäudehälfte Kirchgasse 4 abgerissen und durch einen Neubau ersetzt.

1971 kauft Gabi Raabs Vater das Haus Kirchgasse 2.

Quelle: "Denkmäler in Bayern - Stadt Coburg", Otto Titz und Peter Morsbach