Das Coburger Land und seine Grünstreifen
Autor: Rainer Lutz
LKR Coburg, Freitag, 30. Juni 2017
Grünstreifen zwischen Acker und Bach sollen helfen, Belastungen von Gewässern fern zu halten. Coburger Landwirte legen viele davon an.
Sauberes Wasser ist ein hohes Gut. Es für die Zukunft zu sichern, muss schon bei der Reinhaltung der Bäche und Flüsse beginnen, sind die Verantwortlichen bei der EU überzeugt. Daher erließ Brüssel eine Wasserrahmenrichtlinie. Bis 2015 sollten die Oberflächengewässer aller Länder einen "guten Zustand" aufweisen. Inzwischen ist die Frist verlängert, aber das Ziel bleibt. Ein Mittel, Belastungen vom Wasser fern zu halten sind Uferrandstreifen. Die Landwirte der Region setzen dieses Mittel besonders eifrig ein.
"In den vergangenen drei Jahren haben 77 Betriebe insgesamt 245 Grünstreifen angelegt. Das entspricht einer Gesamtlänge von rund 35 Kilometern", sagt Adolf Ruff, der als Pflanzenbauberater am Amt für Ernährung, Landwirtschaft (AELF) und Forsten in Coburg den Überblick hat. Diese Streifen bilden eine natürliche Barriere zwischen Ackerflächen und Gewässern. Sie vermindern deutlich den Eintrag von Sediment und Nährstoffen, Dünger oder Pflanzenschutzmitteln. Dazu müssen sie eine Breite von fünf bis 30 Metern haben. Dass auf den Streifen selbst nicht gedüngt oder Pflanzenschutzmittel eingesetzt wird, versteht sich von selbst.
Eingeschränkt nutzbar
Nutzen darf der Landwirt die Streifen aber schon. "Ich habe eine Mischung aus Deutschem Weidelgras und Klee auf den Streifen ausgebracht", erklärt Jochen Körtge. Er bewirtschaftet die rund 200 Hektar landwirtschaftlicher Fläche der Domäne Schwaighof. Uferstreifen legte er schon an, als es dafür keine Förderung gab. Das Weidelgras schlegelt er ab oder verkauft es als Heu an Pferdehalter.Inzwischen gibt es Fördermittel für solche Streifen. 920 Euro bekommt ein Landwirt für einen Hektar Fläche an solchen Uferstreifen. Ein zehn Meter breiter Uferstreifen muss also einen Kilometer lang sein, um auf den Betrag zu kommen. Dafür ist ein ziemlicher Aufwand erforderlich, denn der Streifen muss angelegt, eingesät und gepflegt werden. Dazu gibt es einen Berg an bürokratischen Hürden zu bewältigen, ehe die Fördermittel gezahlt werden. Die Förderung stellt dann eine Entschädigung dafür dar, dass der Landwirt ja auf der Fläche des Streifens, den er aus der intensiven Bewirtschaftung nimmt, kaum Ertrag erwirtschaftet.
Warum Jochen Körtge es genau richtig macht, wenn er Gräser statt eines Blühstreifens anlegt, erklärt Gesche Petersen von der Fachstelle für Gewässerökologie in Oberfranken: "Gräser halten mit ihrem dichten Wurzelwerk den Boden viel besser fest, als die oft krautigen Pflanzen in den Blühmischungen." Ein paar bienenfreundliche Blumen beizumischen, wäre aber kein Problem.
Claudia Alberts, die Leiterin der Fachstelle, weißt noch auf einen anderen Aspekt hin, der für den Wert der Streifen spricht. "Sie tragen zur Vernetzung von Lebensräumen bei, bieten vielen Wildtieren und Kleinlebewesen Schutz und Bewegungskorridore", sagt sie. Damit tragen sie zum Erhalt der Artenvielfalt bei, der ebenfalls erklärtes politisches Ziel ist, so wie der Gewässerschutz.